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Im Borussen-Mittelfeld herrscht Hochbetrieb: Matthias Sammer und die Qual der Wahl

12.01.2001, 13:00 Uhr von:  BoKa
Im Borussen-Mittelfeld herrscht Hochbetrieb: Matthias Sammer und die Qual der Wahl
Dem harten Konkurrenzkampf muss sich jetzt auch BVB-Kapitän Reuter stellen

Wird der BVB jetzt um den Titel mitspielen, wie es Jens Lehmann in seiner vermutlich letzten Spielzeit im Schwatzgelben Trikot fordert? Jürgen Kohler hatte daraufhin befragt allerdings eine andere Antwort: "Wir? Um Gottes Willen, nein"! Tatsache aber ist, dass mit den Transfers der Champions-League erfahrenen Sörensen und Rosicky der BVB seine eigenen Ansprüche in die Höhe geschraubt hat. Dazu kommt Sammer zu Gute, dass jetzt nahezu jede Position im Kader ist doppelt und qualitativ wertig besetzt ist.

Darauf angesprochen, antwortet der Chefcoach sofort wild gestikulierend mit einem Tritt auf´s Bremspedal: "Wir sind vor einem halben Jahr fast abgestiegen, das darf man bitte nicht vergessen".

Borussen-Präsident Gerd Niebaum hofft nun, dass sich die Investition in einen der begehrtesten Spieler Europas auch sportlich auszahlen wird. "Wir haben einen jungen Spieler mit sehr viel Potenzial langfristig an uns gebunden", sagte er in einem Interview mit den "Ruhr Nachrichten". Damit sei eine recht hohe Wahrscheinlichkeit gegeben, dass er sich zu einem absoluten Leistungsträger entwickelt. Dennoch, einen "Freifahrtsschein" will im der Trainer denn dann doch nicht ausstellen: "Tomas ist ein Spieler wie jeder andere in unserem Kader".

Im zentralen Mittelfeld steht Sammer ohnehin vor einer nahezu unlösbaren Aufgabe, denn mit Ricken, Nerlinger, Rosicky, Heinrich und Stevic ("Jeder, der die Mannschaft weiter bringt, ist herzlich willkommen. Und ich habe mich bisher immer durchgesetzt."), drängeln sich da gleich fünf gestandene Spieler in leistungsförderndem Konkurrenzkampf auf.

Das Dortmunder Urgewächs Lars Ricken, der ja nun nach der Verpflichtung des tschechischen Ausnahmetalents aus Prag um seinen Stammplatz fürchten muss, erklärte dazu kurzerhand: "Wir müssen dankbar sein für jeden guten Spieler, den wir bekommen."

Eng, enger, Mittelfeld...

Dazu kommt mit einem zuletzt immer stärker werdenden "Abwehrchef" Oliseh ein weiterer zweikampfstarker Spieler dazu, der, sollte Reuter in seine angestammte Position zurückkehren, auch eine gute Alternative im defensiven Mittelfeld darstellen würde.

Da sieht die Situation auf den Außenbahnen schon ein wenig entspannter aus, denn Eva und Dedé scheinen dort [zunächst] erst einmal gesetzt zu sein. Der wiedergenesene Kapetanovic und vor allem Jörg Heinrich (beide beidfüssig!) oder auch ein Lars Ricken wären dort sicherlich ebenso einsatzfähig.

So was soll nach Möglichkeit in der Rückrunde vermieden werden: Ein saublödes Gegentor

Während der Abwehrverband noch am ehesten einer weiteren Blut-Auffrischung bedarf, kann man zunächst einmal auf die [alt]bewährten Kräfte bauen. Sowohl Kohler in seiner mutmaßlich letzten Saison als Stammspieler, als auch ein Alfred Nijhuis dürften den Zenit ihrer Laufbahn bereits deutlich überschritten haben. Nijhuis zeigte [z.B. gegen Elber] bei allen lobenswerten charakterlichen Eigenschaften, dass er kaum mehr zur ersten Wahl zu zählen ist. Wörnsi dagegen scheint gerade noch bevor er den meisten Borussenfreunden ein Dorn im Auge zu werden drohte, dass er gewillt ist, gegen sein Phlegma anzukämpfen und zeigte des öfteren, warum Borussia ihn für teures Geld aus Paris losgeeist hatte. Am große Zukunft verheißenden "Shootingstar Metze" erfreut sich sogar bereits das Bundestrainergespann.

Ein Wort zum "Dauerthema Lehmann" scheint mir kaum mehr angebracht, denn der sympathische Philipp Laux steht seit Saisonbeginn auf Abruf bereit und wird sicherlich als zuverlässiger Zerberus jederzeit seinen Mann stehen. Mit Amateurkeeper Matthias Kleinsteiber und A-Jugend-Torsteher Michael Ratajczak verfügt das Trainergespann zudem über eigenen, perspektivischen Nachwuchs in der Hinterhand.

Der Weg in die Startelf wird ein einziger Kampf werden

So was soll nach Möglichkeit in der Rückrunde vermieden werden: Ein saublödes Gegentor
Vor allem im vorderen Offensivbereich kündigt sich bereits jetzt ein gnadenloser Konkurrenzkampf an und das, obwohl es Borussia trotz aller Anstrengung nicht gelungen ist, in der Winterpause einen "echten" Torjäger an Land zu ziehen. Dennoch bieten sich Sammer mit Bobic, Sörensen, Reina, Addo, und dem immer noch nicht abgeschriebenen Ikpeba - auf jeden Fall auch mit dem Riesentalent "Emma" Krontiris und eventuell sogar auch mit dem unbekümmerten amerikanischen "He-Man" Connor Casey, eine ganze Fülle von Alternativen. Die beste Nachricht aber überbrachte Vereinsarzt Dr. Michael Preuhs der Mannschaft, die Heiko Herrlich ein Gruß-Fax aus Andalusien geschickt hatte. Nach Auskunft des "Doc" verläuft Herrlichs Therapie "derart positiv, dass er bald wieder gesund ist. Alle Indizien lassen darauf hoffen". Somit könnte Sammers größte Hoffnung auf "Tore am Fließband" möglicherweise sogar unerwartet noch aus den eigenen Reihen kommen!

In jedem Fall aber sind dem "Erfolgstrainer" jetzt die Mittel in die Hände gelegt, um das Westfalenstadion [nich Champions Dome!] wieder zu einer gefürchteten Festung zu machen und sogar auch defensiv eingeigelte Gegner mit Betonwällen anschaulich zu knacken! Allein schon bei dem bloßen Gedanken daran, das miterleben zu dürfen, kann es mir gar nicht schnell genug der 27. Januar, 15. 30 Uhr werden...

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