Spielbericht Profis

Kölle helau!

02.12.2001, 00:00 Uhr von:  Jens
Vieh- oder Personentransport?
Vieh- oder Personentransport?
© Foto von Bollock!

Jaja, wir wissen es, es heißt "Kölle alaaf!", daher sangen wir auch gestern lauthals "Helau!", leider verstanden die wenigsten Kölner diese Provokation. Egal, wir hatten unseren Spaß und das ist bekanntlich das wichtigste. Borussia gewann verdient mit 2:0 gegen keine schwache Kölner Mannschaft.

Doch vor der Freude steht bekanntlich der Schweiß und der durfte allen Reisenden im Zug nach Köln ausbrechen. Rappelvoll bis unters Dach war der 9:15 Uhr-Regionalexpress bereits, als er in Dortmund einlief. So hieß es die gut 1,5h nach Köln im stehen zu verbringen, dank diverser Fangetränke verging die Zeit jedoch wie im Fluge. Dazu kam irgendjemand noch auf die Idee, an die Mitreisenden Weihnachtskalender zu verschenken.

In Köln - mit ca. 30 Minuten Verspätung - angekommen, enterten wir gleich eine Kölsch-Kneipe am Friesenplatz ("Päffgen"), wo wir dann freundlichst empangen wurden: "Nicht rumgröhlen hier!" Das erste Kölsch fiel gewohnt schwer, danach brachte man es runter. Lange hielten wir es dann doch nicht aus, auch nicht als die ersten bekannten Kölner Gesichter auftauchten, für ein paar Frotzeleien war jedoch noch Zeit. Außerdem besuchte uns ein kleines Kind samt Mutter, daß an unseren Gesängen offensichtlich eine Menge Spaß hatte, der sofortigen Adoption stimmte die Mutter jedoch nicht zu.

Gegen 14 Uhr erreichten wir dann das Müngersdorfer Stadion und wurden vom äußerst freundlichen Ordnungsdienst recht locker herein gelassen. In Köln sind pro Fahne/Doppelhalter übrigens jeweils ein "Fahnenpass" erforderlich. Warum und wieso erscheint nicht logisch, da auf diesem kein Name steht oder gar ein Fotos des entsprechenden DH, bzw. der Fahne, abgebildet ist. Teilweise wurden diese dann überhaupt nicht verlangt, insgesamt wirkt das nur wie ein überflüssiger bürokratischer Akt. Übrigens sind in Köln Leitern im Stadion verboten!

Schnell wurde noch am Stand der "Wilden Horde Köln", der größten Kölner Fan-/Ultra-Gruppe, vorbeigeschaut und ein wenig geplaudert. Übrigens sind die Kölner "Ultras" nicht gerade sehr glücklich mit ihrer Situation, da sie sich vor einiger Zeit vom Rest der Südkurve abgesetzt haben und nun im Oberrang nach rechts versetzt zum Stehplatzblock sitzen. Einigkeit ist also hier scheinbar nicht gegeben, aber immerhin will man das nach dem Ausbau wieder ändern.

Gut, daß wir unsere Leitern nicht dabei hatten.......
Gut, daß wir unsere Leitern nicht dabei hatten.......

Innerhalb der Kölner Südkurve wurden von einem Sponsor total lustige und kreative Plastikhandys verteilt, die - O-Ton - der Unterstützung der Mannschat dienen sollten. Mehr als ein Kopfschütteln entlockte uns das nicht gerade, ein Teil der Kölner Fans beteiligte sich dann auch nicht an dieser lächerlichen Aktion. Langfristig muß man sich nicht wundern, wenn immer mehr Fans sich nicht an solchen Aktionen beteiligen und darunter dann irgendwann auch die Choreos und Aktionen der Fanclubs leiden.

Dann ging es - leider etwas problematischer - in den Block, dort wurden wir nochmals durchsucht und allerlei Kram einbehalten (Klebeband, Medikamente, Kassenrollen). Weniger freundlich war es hier übrigens auch.

Unser Platz im Stadion wurde schnell gefunden und nun hieß es, sich schon mal einzustimmen und einzusingen. Die Kölner zeigten auf der Gegenseite immer wieder ihre superalbernen Plastikhändchen. Leider sind inzwischen auch in Köln nur noch Klappsitze installiert (wie im oberen Teil der Südtribüne), so daß stehen dort nicht wirklich angenehm und bequem ist. Das schöne "nach unten durchfallen" nach einem Tor entfällt dadurch natürlich auch.

Borussia begann mit neuer Aufstellung, Kohler, Oliseh und Heinrich mußten Wörn, Reuter und Dede weichen, beim 1. FC Köln rückte Reeb für Cullmann ins Team. Die FC-Neuzugänge Song und Zellweger stehen wieder in der Anfangsformation.

Das Spiel begann und die Stimmung im Block war von Anfang an sehr gut, in den Außbereichen zwar gewohnt ruhiger, aber das ist ja nur normal. Borussia begann souverän und erspielte sich schnell die ersten Möglichkeiten, der FC kam nicht zur Entfaltung.

Zum einlaufen der Mannschaften präsentierten die Dortmunder Fans Transparente gegen die Termin-Willkür des DFB: "Dreister Fan-Betrug" und "Kein Kick ohne Fans" (www.kkof.de). Die Ordner im Block spielten sich dabei leider etwas sehr wichtig auf und störten die Aktion nach Leibeskräften. Gut, daß die Herrschaften begriffen haben, daß es genau um solche Dinge geht. Auch die Ordnungskräfte sind keine Götter und unfehlbar, Fußballfans umgekehrt auch kein reiner Abschaum, den man behandeln darf, wie man will.

Kein Kick ohne Fans!
Kein Kick ohne Fans!

Die erste Möglichkeit vereitelte Song in höchster Not, nachdem Rosicky schön in die Mitte paßte. Danach verfehlte Evanilsons Distanzschuß das Tor nur knapp. Und in der 17. Minute war es dann endlich soweit: die Kölner bekamen den Ball nicht weg und Reeb paßte zum Gegner, Ricken drängt in den Strafraum und wiederum Reeb fällt ihn. Klare Entscheidung, Elfmeter. Die morgendliche Studie des DSF-Berichts ergab dann, daß "das keine klare Entscheidung war, aber die TV-Bilder das Gegenteil jedoch auch nicht beweisen und Reeb auch nicht protestierte, also war der Elfer wohl ok!" Manch Reporter sollte am frühen Morgen keinen Alkohol zu sich nehmen.......

Dann erhielt Ewerthon, der ein klasse Spiel machte, die nächste Chance, nachdem Koller ablegte. Doch sein Drehschuß verfehlte das Tor nur knapp, er erwischte nur das Außennetz.

In der 38. Minute dann die dickste Chance für den 1. FC Köln, doch Kurth verstolperte.

Doch dann erneute Ewerthon, Rosicky verlängerte eine weiten Paß von Reuter mit dem Kopf (!) und Ewerthon vollstreckte, 0:2 (41. Minute). Im Gästeblock war nun nur noch Party angesagt. Wir erinnerte uns und die Kölner an das 1:6 von 1994: "FC Köln, FC Köln, wißt ihr noch, wißt ihr noch, könnt ihr euch erinnern, könnt ihr euch erinnern, 6:1, 6:1!"

Doch die zweite Halbzeit begann mit einem druckvollen FC, der dem Anschlußtreffer immer wieder sehr nahe war, aber Metzelder und Lehmann retteten zweimal in brenzliger Situation. Borussia ließ nun alle Stärken der ersten Hälfte vermissen und schien das Ergebnis nur noch über die Zeit retten zu wollen. Nach ungefähr 70. Spielminuten kam Borussia aber endlich wieder ins Spiel und hatte durch Amoroso eine Chance, der wird jedoch gestört und verletzt sich dabei offensichtlich schwer. Trotz all unserer Anfeuerungsrufe stand er nicht mehr auf und wurde mit der Trage vom Platz gebracht. Inzwischen heißt es von BVB-Seite, er habe eine leichte Bänderdehnung im Sprunggelenk.

Machte sich wieder Hoffnung: der FC-Anhang samt lächerlicher Gummihandys
Machte sich wieder Hoffnung: der FC-Anhang samt lächerlicher Gummihandys

Für Amoroso kam nun Sörensen, der eine tolle Hereingabe des starken Ewerthon unglaublicherweise noch über das Tor schoß. Wenn es mal nicht läuft, dann überhaupt nicht, muß man unwillkürlich bei ihm und seinen Aktionen denken.

In der Schlußphase rettet Lehmann noch einmal toll gegen Timm, bevor Schiedsrichter Fandel - unter dem Borussia noch nie gewann - das Spiel beendet! Mal wieder ein Sieg in Köln nach dem 0:0 in der letzten Saison. In den letzten 10 Jahren hat Borussia ganze 2mal in Köln verloren, so selten wie sonst nirgendwo. Das 6:1 aus Borussias Sicht 1994 bleibt dabei natürlich unvergessen. Die 2:4 Niederlage, als man ein 0:2 aufholte und dann wie verrückt weiter ins offene Messer lief und den debilen Neururer noch jubeln ließ, allerdings auch. Übrigens hatte Borussia vor den 90er Jahren praktisch nie etwas im Müngersdorfer Stadion zu bestellen, eigentlich immer verloren. Borussia gewann damit das fünfte Spiel in Folge!

Die knapp 4.000 Dortmunder Borussen im Stadion hatten jedenfalls ihren Spaß, am Ende wurde eine "Humba" vom allerfeinsten zelebriert, praktisch der gesamte Gästeblock machte mit. An dieser Stelle ein Tipp für Herrn Töpperwien: die sogenannte Humba wurde nicht in Mainz erfunden, wie er beim Pokalspiel Mannheim gegen Kaiserslautern meinte, anmerken zu müssen. Wer sie denn nun das erste mal probierte, ist sicherlich strittig, aber in Dortmund wird sie schon seit einiger Zeit zelebriert. Vielen Dank aber an das DSF, daß sich ja inzwischen angewöhnt hat, Bilder der Fans zu zeigen, leider keine Selbstverständlichkeit. Noch mehr Dank an alle mitgereisten Borussen, die den Gästeblock so kochen ließen. Hoffen wir, daß viele von uns auch wieder in Bremen - trotz der frechen Preise der Hansestädter - zugegen sein werden, um unsere Mannschaft zu unterstützen.

Die Rückfahrt nach Dortmund war erneut der Bringer: Zunächst kam irgendjemand von uns auf die Idee, eine Abkürzung über die Wiese zu nehmen, was sich für Schuhe und Klamotten nicht auszahlte und dann ging es wieder stehend zurück. Der Zug - wir wollten ja schlau sein und nicht den Sonderzug nehmen - war übervoll, dumm gelaufen.

Wir feierten das ganze Spiel
Wir feierten das ganze Spiel

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Fazit:

Eine gute erste und eine durchwachsene zweite Halbzeit und ein verdienter Auswärtssieg beim 1. FC Köln, der spielerisch einfach kaum Mittel fand, um Borussia länger unter Druck zu setzen, als zu Beginn der zweiten Hälfte. Auswärts ist Borussia im Moment zweifellos eine Klasse für sich, nur eine einzige Niederlage, ansonsten nur Siege in der Fremde und dabei ganze 4 Treffer kassiert. Dazu ist auch die Stimmung auswärts zumeist mehr als klasse (Gelsenkirchen war die Ausnahme). Die richtigen Knaller in der Fremde kommen aber nun erst, in 2 Wochen geht es zu Werder und in der Rückrunde noch nach Leverkusen, zu den Bayern und nach Kaiserslautern.

Die Daten zum Spiel:

Borussia: Lehmann (2) - Evanilson (2), Wörns (3), Metzelder (2,5), Dede (3) - Ricken (3), Reuter (2,5), Rosicky (3) - Ewerthon (1,5), Koller (4), Amoroso (2) - Trainer: Sammer

1. FC Köln: Pröll - Zellweger, Cichon, Song - Reeb, Sinkala, Springer, Keller - Timm, Kurth, Reich - Trainer: Lienen.

Tore: 0:1 Amoroso (17., Foulelfmeter, Rechtsschuss, Vorarbeit Ricken), 0:2 Ewerthon (42., Rechtsschuss, Rosicky)

Eingewechselt: 58. Lottner für Sinkala, 75. Scherz für Cichon, 81. Kreuz für Springer - 64. Heinrich für Rosicky, 73. Sörensen für Amoroso, 87. Stevic für Ricken

Schiedsrichter: Fandel (3) - sicher, sollte aber auf sein affektiertes Gehabe auf dem Platz mal verzichten.

Zuschauer: 42000 (ausverkauft)

Gelbe Karten: Lottner, Song - Amoroso, Ewerthon, Dede, Wörns

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