Spielbericht Amateure

BVB-Amateure geben ebenfalls die ersten Punkte ab

09.09.2001, 00:00 Uhr von:  Tommes
Spielszene
Spielszene

Es ist verständlich, wenn die Jungs von Horst Köppel sich bemühen in die Fußstapfen der Profis zu treten. Aber müssen sie ihnen denn alles nachmachen wollen? So überließen die Youngsters im Auswärtsspiel bei SC Westfalia Herne mit einer 0:1 Niederlage zum ersten Mal in dieser Saison die Punkte dem Gegner. Eine neue, schmerzliche Erfahrung.

BVB in Herne auf den Hund gekommen!
BVB in Herne auf den Hund gekommen!

SC Westfalia Herne, ein Verein mit Tradition. Dies will man dem Stadionheft-lesenden Besucher in der aktuellen Ausgabe mit auf den Weg geben. In der Zeitschrift wird stolz auf den März 1976 zurückgeblickt, als man im Kampf um die Meisterschaft der 2.Bundesliga Nord, den BVB als Aufsteiger im heimischen Stadion am Schloß Strünkede mit 2:1 besiegte. 30000 sahen vor 25 Jahren die Begegnung. Und man wollte Parallelen zu damals ziehen: Auch damals war der BVB gerade abgestiegen und der Topfavorit der Liga mit dem Ziel Wiederaufstieg. Warum sollte es diesmal nicht wieder funktionieren mit einem Sieg. Das hat es dann ja auch - leider. Der Erlös aus dem Verkauf des Stadionheftes, wird der Westfalia-Jugend zur Verfügung gestellt. Vielleicht sollten die Vereinsoberen mal überlegen, von dem Geld einen Laubsauger zu kaufen, da der Rasen doch recht herbstlich und tief aussah.

Nach Verletzung ausgewechselt
Nach Verletzung ausgewechselt

In der 18. Minute bekam, der in den vergangenen Partien stark agierende Kurtulus Öztürk in einem Zweikampf einen Tritt aufs Knie und musste gegen Michael Kügler austauscht werden. Ob er im nächsten Spiel wieder einsatzbereit ist, bleibt abzuwarten. Nach dem Spiel noch immer stark humpelnd, äußerte er sich jedoch wieder recht positiv: "Gerissen ist nichts, das Knie ist nur etwas dick und ich bin sicher das mich unser Physiotherapeut Michael Peter wieder hinbekommt". Die erste richtig gute Chance des Spieles hatte Conor Casey, der nach einer Flanke in den Strafraum schneller an den Ball kam als sein Gegenspieler und Hernes Torwart Mario Emrich den Ball mit Müh und Not an den Pfosten fausten konnte (22.).

In der Folgezeit der ersten Halbzeit kam der BVB nicht zu wirklich zwingenden Chancen. Der Gegner störte früh und zwang zu diversen Fehlern. Allerdings hätte man vielleicht mit etwas mehr Konzentration etwas reissen können. Doch wenn vorne nichts gelingt, geht meistens hinten etwas schief. In der 42. Minute ging der SC Westfalia Herne in Führung auf spektakuläre und aus Dortmunder Sicht etwas dumme Art und Weise. Eine Ecke von Andre Dohm kann Ratajczak nur wieder nach draussen zu Dohm fausten, der nimmt noch einmal Anlauf und haut den Ball von links aussen in die lange Ecke über den Dortmunder Keeper. Von da an war das, auch sonst lautstarke Herner Publikum natürlich bei und hinter der eigenen Mannschaft.

Der Beweis: Wechsel ohne Schiri-Assi
Der Beweis: Wechsel ohne Schiri-Assi

Die Geschichte der zweiten Hälfte ist schnell erzählt. Der BVB eindeutig mit den größeren Spielanteilen, aber je näher der Abpfiff rückte, wurde die Truppe nervöser und fahriger. Die Brechstange wurde ausgepackt angesichts der ersten drohenden Niederlage. Die Herner igelten sich hinten ein, standen jedem ballführenden Borussen sofort auf den Füssen, hielten dagegen und suchten ihr Heil in Kontern. Irgendwie waren die Gastgeber in dieser Zeit immer einen Schritt schneller. Kringe, Bugri und Casey versuchten allzu oft die Abwehr mit Einzelaktionen zu überlisten, verloren in diesen Situationen zuviel Kraft, so dass der Abschluss meist kläglich aussah. Horst Köppel verstärkte etwa fünfzehn Minuten vor Schluss die Abteilung Angriff, in dem er Sahin hinten abzog und durch Bashiru Gambo ersetzte. Dabei unterlief dem guten Horst ein "Wechselfehler". Er ließ Gambo auf den Platz, ohne das der sich beim Linienrichter anmeldete. So kassierte Gambo, die gelbe Karte vom ansonsten sehr schwachen Schiedsrichter, ohne auch nur eine Sekunde gespielt zu haben.

Casey: Mal wieder vorzeitiger Abgang in die Kabine
Casey: Mal wieder vorzeitiger Abgang in die Kabine

Die zusätzlichen Angriffsbemühungen der Borussia wurden dann schon fast obligatorisch von Conor Casey zerstört. Nach einem für den Schiedsrichter gelbwürdigen Foul unterhielt Casey sich noch auf ein paar Worte mit dem Referee. Obwohl Conor später seine Unschuld beteuerte ("Da war Nichts!"), waren dies wohl die falschen Sätze, denn er wurde mal wieder vorzeitig mit Gelb-Rot zum Duschen in die Kabine geschickt. Zum Glück heißt eine Gelb-Rote Karte in diesem Ligabereich nur Matchstrafe. So steht er im nächsten Spiel der Borussia wieder zur Verfügung.

Fünf Minuten Nachspielzeit reichten dem BVB nicht mehr aus. Das Spiel war verloren. Michael Ratajczak hatte sich noch in den letzten Minuten ins Angriffszentrum mit eingeschaltet, aber auch diese Bemühung erntete keinen Erfolg. Im Gegenteil, der Torwart wurde in der Hälfte der Herner überlaufen und Westfalia schoss auf und traf in das leere Tor der Borussen. Der Treffer wurde allerdings wegen einer Abseitsposition nicht anerkannt. Die 870 Zuschauer schäumten nun vollends, aber kurze Zeit danach erlöste sie und die heimische Mannschaft der Abpfiff.

Das Fazit zu diesem Spiel drücken am besten die Stimmen nach dem Match aus.

Stimmen:

Freude bei den Gastgebern nach dem Spiel
Freude bei den Gastgebern nach dem Spiel

Michael Ratajczak: Erste Halbzeit verschlafen, zweite Halbzeit gut gekämpft. Wir haben ein dummes Gegentor bekommen. So ein Ding kann man vielleicht noch mal umdrehen, aber wir haben in den vergangenen Partien auch Glück gehabt und so muss man mal mit einer Niederlage fertig werden. Ich musste in der Pause mein "Aberglaube-Trikot" wechseln, weil es vorher so "geplestert" hatte.

Teddy de Beer (Torwart-Trainer): Wir haben in der zweiten Halbzeit noch Druck machen können, aber ohne das wir Herne wirklich gefährden konnten. Die waren ziemlich kompakt und das 1:0 ist ein ärgerliches Ergebnis. Sie haben sich hinten reingestellt, Torchancen hatten sie eigentlich gar nicht so, erst zum Schluss aufgrund unseres offensiven Spielverhaltens. War etwas zäh heute, aber es ist immer so, wenn Zeitdruck aufkommt, werden die Aktionen ungenauer und da es noch eine sehr junge Mannschaft ist, müssen sie halt in dieser Richtung noch sehr viel lernen. Die Niederlage ist vielleicht dafür gut, dass man sich wieder konzentriert und sich sagt, dass alles doch nicht so einfach geht.

Mag am liebsten nicht mehr hinsehen, Florian Kringe
Mag am liebsten nicht mehr hinsehen, Florian Kringe

Horst Köppel: Glückwunsch an Herne. Insgesamt gesehen geht der Sieg in Ordnung. Wir haben die erste Halbzeit ein wenig verschlafen. Der Gegner hat richtig gut gekämpft, gut gespielt, aggressiv gespielt, alles dass was ich meiner Mannschaft vorher gesagt hatte. Das war so zu erwarten. In der zweiten Halbzeit waren wir optisch überlegen, aber von der spielerischen Linie war nicht so viel zu sehen.

Statistik:

BVB: Ratajczak - Thorwart, Abel, Sahin (71. Gambo) - Öztürk (18. Kügler), Kringe (80. Plazeck), Mehnert, Pinske, Achenbach - Casey, Bugri.

Tor: 1:0 Dohm (42.)

Zuschauer: 870

Schiedsrichter: Sörens (Espelkamp), ist für ein solches Spiel, in solcher Atmosphäre nicht geeignet.

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