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Tatort Bundesliga - der 3. Spieltag: Schwärmerische Superlativen kontra mahnendem Zeigefinger - Platz eins und Zauberfußball - Borussia Dortmund legt einen Traumstart hin

13.08.2001, 00:00 Uhr von:  BoKa
Tatort Bundesliga - der 3. Spieltag: Schwärmerische Superlativen kontra mahnendem Zeigefinger - Platz eins und Zauberfußball - Borussia Dortmund legt einen Traumstart hin
Tatort Bundesliga

Erfolg, so heißt es im Volksmund, könne man nicht kaufen. Was für ein Irrtum! Kein anderer Bundesligaklub griff vor dieser Spielzeit für Qualität tiefer in die Tasche als Borussia Dortmund. Und jetzt werden „die Konkurrenten“ Woche für Woche in schöner Regelmäßigkeit auf ihren Plätzen im Stadion verzückt. Man-o-man, da scheint wirklich etwas großes heranzuwachsen, wenn es gelingt „den Ball flach zu halten.“ Und mit Verlaub: Bei aller Euphorie in Westfalen, träumt hier noch keiner (laut) vom Titel...

Beim BVB läuft´s derzeit wie auf Schienen!

Die Tabelle

Nur einer behielt im schwarz-gelben Freudentaumel seine Skepsis. "Es war recht ordentlich, aber vom DFB gibt es nach drei Runden auch weiterhin keinen Titel", beeilte sich Trainer Matthias Sammer seinem Ruf als Dauer-Pessimist gerecht zu werden. Die 60.000F BVB-Fans feierten hingegen nach dem 4:0 gegen den VfL Wolfsburg (Wolf: „Wir hätten in der zweiten Halbzeit noch höher verlieren können. Wer soll diese Dortmunder stoppen? Die haben einen guten Lauf. Alles, was sie anfangen, gelingt.") den mit neun Punkten und 8:0 Toren besten Saisonstart in der ewigen Bundesliga-Geschichte der Borussia, inklusive des souveränen Sprungs an die Tabellenspitze.

Er weiß immer, was zu tun ist...

Selbst die Anleger hatten vier Tage na1ch dem Sieg im Hinspiel der Qualifikation zur UEFA Champions League in Donezk Grund, erneut den Kurs der BVB-Aktie nach oben zu pushen: Schließlich scheinen sich die Investitionen in die Einkaufs-Offensive schon bezahlt gemacht zu haben. Marcio Amoroso erzielte gegen die - zugegeben schwachen - Wölfe bereits sein viertes Saisontor, das außerdem einmal mehr das psychologisch wichtige Führungstor war. Außerdem trafen nach dem zwischenzeitlichen 2:0 von Ricken auch noch die beiden Tschechen, die wahrlich über ihre Sahne-Treffer begeistert waren! Wer gesehen hat, wie „Rosa“ nach seiner Bude sofort zur Süd stürmte, um sich da mal so richtig feiern zu lassen, der kann erahnen, was in diesem „Jüngs´chen“ vorging! Sturmgigant Jan Koller und Mittelfeldzauberer Tomas Rosicky, der Amorosos Tor mit einem locker herausgeschlenzten Weltklassepass vorbereitet hatte, markierten jeweils ihren ersten Pflichtspiel-Treffer für Borussia Dortmund. Doch das alles konnte den notorischen „Miesepeter“ Sammer, den nur nicht-Schwatzgelb-Gläubige wohl als Realist bezeichnen, nicht aus der Reserve locken. "Wenn wir mit den drei Siegen umgehen können, dann ist alles in Ordnung. Wenn wir nachlassen, werden wir unser blaues Wunder erleben", warnte der BVB-Coach gebetsmühlenartig.

Nicht immer nur das Sturmtrio feiern...

Dortmunder Jubel

Was helfen könnte, die (frühen) Titelträume über die restlichen 31 Spieltage zu retten: Auch die Spieler bleiben gelassen. Jürgen Kohler unterstützte seinen ehemaligen Mannschaftskollegen bei den Titelgewinnen 1995 und 1996 und jetzigen Übungsleiter: "Traumstart? Einen Traumstart feiert man nach zehn Siegen." Doch auch der Ex-Nationalspieler bestätigte: "Es macht unheimlich Spaß, hier Fußball zu spielen." Apropos Kohler: Was gerade er in seiner Abschiedssaison spielt, ist der helle Wahnsinn! Gegen die Wölfe feierte er gestern eine satte 100 % ige Zweikampfbilanz - ein schier sensationeller Wert für einen 35-jährigen!! Und der andere „Oldtimer“ im Borussenteam, Kapitän Stefan Reuter überzeugte ebenfalls erstmals wieder voll seit seiner langwierigen Verletzung! Für das Motivieren dieser junge Truppe waren beide ehedem immer schon verantwortlich, aber wenn dann noch so eine Leistung abgeliefert wird, bedarf es wohl keiner weiteren Worte! RESPEKT!! Die „alten Kämpen“ wirken wie aufgezogen. "Ist doch klar", sagt Wörns grinsend, "bei solchen Superspielern können auch Grobtechniker wie wir mitspielen." Überhaupt leistet Dortmunds Abwehrverband derzeit Erstaunliches. Dabei hieß es vor Saisonbeginn, der BVB habe den Fehler begangen, sich nur offensiv verstärkt und die Defensive sträflich vernachlässigt zu haben. Was in diesen Tagen auch mehr als deutlich auffällt, ist die Tatsache, dass Borussia Dortmund sich mit allen Dazugehörigen wieder als „Einheit“ darstellt. Da grätscht Eva in höchster Not zur Ecke und der sich hinter dem Tort warmmachende Sunday Oliseh feuert ihn verbal und mit entsprechenden Handzeichen an, da stürmt ein sicherlich trauriger ´Friedhelm´ Bobic nach dem Spiel auf den Platz um mit den Anderen vor der Süd die Welle zu machen und von unserem Torhüter will ich erst gar nicht reden! Der ist dermaßen ruhig und abgeklärt wie in allerbesten Tagen, als er zurecht zum Nationaltorwart avanciert war! Seine derzeitig ausgestrahlte Ruhe wirkt sich naturgemäß unverkennbar auch auf die gesamte Hintermannschaft aus!


Und folgerichtig erinnerte sich Stefan Reuter auch an beste Borussen-Zeiten: "Wenn die gesamte Offensiv-Abteilung trifft und die Abwehr zu Null spielt das braucht man, um den Glauben an die eigene Stärke zu bekommen." Bei den harmlosen Wolfsburgern gab es allerdings nur einen 'Gewinner': Marino Biliskov sicherte sich bereits in der Halbzeitpause das Trikot von Amoroso, als dieser ihm sagte, er werde in der 2. Halbzeit den Platz verlassen....

Eintrittskarte zum CL-Qualifikationsspiel bei Schachtar Donezk

Pünktlich zum Anpfiff waren auch die „Verrückten“ wieder da, die mit dem Zug zum CL-Qualifikationsspiel am vergangenen Samstag direkt von Berlin aus ins ukrainische Donezk gefahren waren. Wie es denn gewesen sei, fragte Stadionsprecher Dickel. "Bei der Hinfahrt haben wir in Kiew unseren Anschlusszug verpasst und hatten 17 Stunden Aufenthalt", antwortete Bruno Reckers, der ebenso wie seine Mitfahrer mit dem BVB-CL-Originaltrikot von Vereinsseite geehrt wurde. Sonst sei jedoch alles glatt gegangen. Was bedeutet: 60 Stunden hin, 45 Stunden zurück. Was soll's, es läuft zur Zeit eben alles so wunderbar bei Borussia Dortmund, da fallen die paar Stunden auf´m Bahnsteig nich groß ins Gewicht.

Lustig anzuschauen aber auch „uns“ Rudi Brückner im DSF-Doppelpass, als er mit stolzgeschwellter Brust auf seinen Soziuspartner Jürgen Törkött zuging und von diesem prompt auf dem falschen Fuß erwischt wurde, als er auf seine Vorliebe für seinen „Lieblingsverein“ angesprochen wurde: Ich, BVB-Fan? Nein, sei er doch nicht, er rede nur gerne über Fußball und liebe ihn... Boh, was für ein Rückzieher! Komisch: Der BVB siegt sich souverän an die Spitze und eigentlich pflegen in solchen Zeiten doch die „Trittbrettfahrer“ auf den fahrenden Zug aufzuspringen, nicht aber der gebürtige Dortmunder. Er praktiziert urplötzlich und ohne Not die Distanz. Mensch Rudi, was 8 Jahre München doch aus Dir gemacht haben...

Bayer fehlt Kaltschnäuzigkeit

Jens Nowotny

Typisch Bayern! Mit dem 1:1-Unentschieden „im letzten Drittel“ und knüppelharter Gangart wie gehabt (Die Statistik weist Bayern mit dem Liga-Foulrekord aus!) im Spitzenspiel beim Werksteam, haben die Bajuwaren erneut eindrucksvoll unter Beweis gestellt, warum der Rekordmeister in Deutschland gleichermaßen beliebt wie verhasst ist. Leverkusens Jens Nowotny brachte das Spiel anschließend auf den Punkt. "Die Bayern haben gespielt wie immer: Sie haben fast keine Chance und machen ein Tor, wir haben viele Möglichkeiten und machen auch nur eins", haderte der Bayer-Kapitän mit der mangelnden Chancenauswertung der Rheinländer. In der Tat: Nur die Kaltschnäuzigkeit von Giovane Elber bewahrte die Bayern nach Ulf Kirstens Führungstreffer vor der zweiten Saisonniederlage und reichlich Kritik.

Unsere Spieler denken noch zu oft an den Gewinn der Champions League. Die wollen immer noch feiern, es fehlt der letzte Biss", kritisierte Manager Uli Hoeneß, der sich bei sommerlichen Temperaturen vor 22.500 Zuschauern in der selbstverständlich ausverkauften BayArena die Kälte herbei sehnte: "Erst im Winter wird die Mannschaft den Titelgewinn vergessen haben." Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld wurde ob der Leistung seiner Elf ebenso ins Ungewisse geschickt. In der ersten Spielhälfte "haben wir nach zehn Minuten aufgehört, Fußball zu spielen, waren zu passiv, hatten zu viele Fehl-Zuspiele. Da hatten wir Probleme", machte ein sorgenvoll wirkender Hitzfeld noch erhebliche Schwächen aus. Ohne den verletzten Regisseur Stefan Effenberg fehlten jegliche Impulse, "in der Offensive haben wir zu wenig gezeigt", grantelte ein sichtlich erboster Ottmar Hitzfeld in Richtung anwesender Sportjournalie.

Bayer trat gegen Bayern erstmals nicht ehrfürchtig auf - und wurde dennoch nicht belohnt. "Vom Engagement und Siegeswillen her hätten wir drei Punkte verdient gehabt. Wir wissen jetzt, dass wir mithalten können", analysierte Coach Klaus Toppmöller, der auch im zehnten Spiel gegen die Bayern als Trainer nicht gewinnen konnte und zudem sein selbst angestrebtes Geburtstagsgeschenk zum „50“ verfehlte. Den Leverkusener Sieg verhinderte der 'ewige Zweite' jedoch erneut selbst. Am treffendsten beschrieb es Bayers Yildiray Bastürk: "Wir waren überlegen, aber nicht abgezockt genug."

Erster Punktgewinn für den "Meister der Herzen"

Nanu Huub, wat iss denn, hasse schon wieder Tränen inne Augen?

Die heute startende Eröffnungsfeier der neuen Arena dürfte nicht durch allzu große Partystimmung seitens der Blauen gekennzeichnet sein. Gelsenkirchen läuft seiner Form der Vorsaison böse hinterher und wartet nach müder Nullnummer auf dem Bökelberg weiter auf den ersten Saisontreffer. Dagegen konnte die „kleine Borussia“ erneut kämpferisch überzeugen und zeigte wie schon beim 1:0-Heimsieg gegen Bayern keinerlei Respekt. In einem insgesamt nicht gerade hochklassigen Spiel vor 34.500 Zuschauern trennten sich die Gladbacher und der Vorortverein schiedlich friedlich torlos unentschieden. Zufrieden können beide Teams indes nicht sein. Die Gelsenkirchener fahren zwar ihren ersten Punkt in dieser Saison ein, ihre Leistung erinnerte jedoch nur von Ferne an die Leistungen der Vorsaison. Die Gladbacher hingegen hatten mehr Spielanteile und die besseren Chancen, sodass dem gewonnenen Punkt eigentlich zwei verlorene gegenüberstehen.

Auf Seiten der Hausherren, die in den vergangenen sieben Aufeinandertreffen mit Schalke nur einmal gewonnen hatten, wird Coach Hans Meyer vor allem an der mangelnden Chancenverwertung seiner Spieler etwas auszusetzen haben. Was Engagement und Leistung betrifft, kann er auch nach dem dritten Auftritt seiner Truppe zufrieden sein. Die Mönchengladbacher können nun ruhig und entspannt zum Duell mit dem ewigen Rivalen nach Köln fahren. Anders geht es da Huub Stevens. Seine Mannschaft konnte nach der deprimierenden Niederlage der Vorwoche zwar den ersten mageren Punktgewinn verbuchen, dürfte aber nach der am Sonntag gezeigten Leistung mit gemischten Gefühlen dem Duell gegen das wiedererstarkte Leverkusen entgegensehen. Sollte dort verloren werden, wird sich zeigen, wie lange die Knappen für ihre Fans noch die "Meister der Herzen" bleiben.

Hertha befreit sich selbst

Dieser Junge is Gold wert. Hoffentlich kann der den Bayern noch entrissen werden...

Applaus bei Michael Preetz, Kreischen bei Sebastian Deisler und eine gelbe Rose für Bart Goor. Rund 30, überwiegend weibliche Fans machten Sonnabend-Party auf dem fast menschenleeren Flughafen Tegel. Die Gefeierten staunten - und schmunzelten. So euphorisch wie bei den Anhängern war ihre Stimmung nicht, gefreut hat es sie doch. Als der Bus mit den Fußball-Profis von Hertha BSC um 23.17 Uhr vor dem Flughafen in die Berliner Nacht eintauchte, dachte Stefan Beinlich am Ende eines langen Arbeitstages nach, wie wichtig das 3:1 in Freiburg gewesen sei. „Wichtig? Das war notwendig. Notwendig, um hier Ruhe reinzubringen.“

Neun Stunden zuvor und 800 Kilometer weiter südlich war der junge Mann, der die Partie entscheiden sollte, ganz in sich gekehrt. Ein silberner Kopfhörer schottete ihn von der Außenwelt ab, kein Blick rechts oder links, als das „Jahrhundertalent“ Sebastian Deisler die paar Schritte vom Mannschaftsbus in den Spielerbereich des Dreisamstadion zurücklegte. „Basti war der Matchwinner“, wird sein Trainer später sagen. „Sebastian hat bewiesen, dass er ein richtiger Chef ist“, würde Dick van Burik den Teamkollegen später loben. Zwei Tore selbst erzielt, das dritte von Michael Preetz vorbereitet, doch der Matchwinner wirkte so gar nicht überschwänglich. Ja, sagte Deisler, der Sieg sei wichtig gewesen. Jeder habe gewusst, worum es ging. Den Elfmeter, den ersten seiner Bundesliga-Karriere, habe er geschossen, weil er sich gut gefühlt habe. Erleichterung, ja. Aber Helden sehen anders aus als der 21-Jährige, der mit der steilen Falte zwischen den Augen in die entgegngestreckten TV-Mikrophone sprach.

Dabei hatte Hertha, allen voran Deisler, überzeugende Antworten zu geben. So zahlte sich die Umstellung mit einem zusätzlichen defensiven Mittelfeldspieler, Rob Maas, aus. Der Holländer hielt auf der rechten Seite Michael Hartmann den Rücken frei, auf der linken unterstützte Beinlich Bart Goor. Der Zugang aus Belgien bot seine mit Abstand beste Leistung im blau-weißen Trikot. Und plauderte mit frischem Selbstbewusstsein später in erstaunlich gutem Deutsch: «Neues Land, neue Liga neue Kollegen: Ich wusste, dass ich Zeit brauchen würde. Aber diesmal hat es wirklich Spaß gemacht.“ Auch der Mann des Tages profitierte von den Umstellungen. So ermöglichten Maas und Beinlich dem notorisch ehrgeizigen Deisler immer mal wieder eine Pause. „Dadurch“, so Röber, „hatte Sebastian Frische und Kraft für die entscheidenden Situationen.“ Herthas Nummer 26 verfolgte diese Diskussion mit gemischten Gefühlen. „Ich möchte jeden Ball haben, hinten in der Verteidigung helfen und jeden Angriff einleiten. Dass bin ich von klein auf gewohnt.“ Andererseits gibt der nicht nur von den Bayern heftig umworbene Jung-Star durchaus zu, „dass ich noch lernen muss, ökonomischer zu spielen.“ Apropos ökonomisch. Abwehrchef Dick van Burik merkte an, das 3:1 zeige, dass man „nicht immer die Initiative ergreifen muss, um Tore zu schießen.“ Freiburg sei es ähnlich ergangen wie eine Woche zuvor Hertha gegen Borussia Dortmund: Enormer Aufwand garantiere nicht den Erfolg. Was der Erfolg nach der Unruhe der vorangegangenen Tage ausmacht, war dem Tonfall des Präsidenten zu entnehmen. Bernd Schiphorst hatte die Partie im Urlaub auf Sylt am Fernseher verfolgt. „Wir sind wieder zurück - Gott sei Dank.“ Mal abwarten...

Überraschungsteam Lautern bleibt oben dabei

Nach dem 2: 1 Sieg gegen den 1. FC Köln danken die Kaiserslauterer Spieler ihrer Westtribüne...

Vor der Saison noch als einer der ersten Kandidaten auf den Trainerrauswurf gehandelt, kann sich „Weltmeister“ Andy Brehme erst mal genüsslich zurücklehnen. Was niemand für möglich hielt, der FCK tront nach 3 Siegen in Folge immer noch ganz oben...

Weiteres Trainergeflüster

"Ich bin glücklich, dass wir drei Punkte eingefahren haben. Spielerisch müssen wir allerdings viele Abstriche machen", sagte FCK-Teamchef Andreas Brehme nach der Zitterpartie, die er in den letzten 20 Spielminuten auf der Tribüne erlebte, weil er in der 70. Minute wegen zu heftigem Gestikulierens ("Der Sichone hat Pettersson klar gefoult. Schiedsrichter Kemmling hat's nicht gesehen. Ich hab ironisch applaudiert. Da hat er mich auf die Tribüne geschickt, dass war schon sehr kleinlich.") an der Seitenlinie von Schiedsrichter Uwe Kemmling (Burgwedel) von der Trainerbank verwiesen worden war. Kölns „Quasselstrippe“ Ewald Lienen dagegen war mal wieder beleidigt: "Wir hatten mehr als verdient, einen Punkt mit zu nehmen. Wir haben die erste Halbzeit verschlafen und die zweite verschlafen. Außerdem ging dem zweiten Treffer von Lokvenc glasklar ein Foul voraus." Mehr als Mittelmaß allerdings boten die Kölner auch nicht auf dem Platz, und so genügten den Lauterern 20 Minuten, um zwischen der 25. und der 45. Minute mit druckvollem Spiel und zwei verdienten Toren den Grundstein zu einem gelungenen Saisonstart zu legen. Die Lauterer, die ihre Serie von nunmehr 17 Spielen hintereinander ohne Niederlage gegen die Kölner fortsetzten (der letzte Sieg der Rheinländer gegen die Pfälzer datiert vom 16. Dezember 1989), benötigten anschließend nur noch „halbe Fahrt“ um den Sieg sicher nach Hause zu schaukeln.

Lautern kann wirklich zufrieden sein. Der beste Bundesligastart in 37 Jahren Zugehörigkeit zur Eliteliga. Das ist ein festes Fundament, auf das sich - allen Unkenrufen zum trotz - nun in aller Ruhe aufbauen lässt. Doch nach dem Spiel präsentierte sich ein eher nachdenklicher Andreas Brehme. Der Trainer sah, dass noch lange nicht alles Gold war, was glänzte. Gold war mit Sicherheit ein Großteil der ersten Hälfte. Da setzte Lautern den Gegner unter Druck, spielte mit Ratinho und Lincoln klug aus dem Mittelfeld heraus. In dieser Phase zeigte vor allem Lincoln, was er drauf hat. Es war auch die Zeit, in der die beiden Lokvenc-Treffer fielen. "30 Minuten in der ersten Hälfte kamen unseren Vorstellungen von Heimauftritten schon sehr nahe." Doch der Teamchef legte auch die Finger in die offenen Wunden, womit er zuallererst die schwache zweite Spielhälfte meinte: "Nicht nur beim Tor der Kölner habe ich schlampige Zuordnungen und nur halbherziges Nachsetzen gesehen. Das kann natürlich nicht sein. Da muss noch einiges besser werden. Das sah nicht wie Bundesliga, sondern eher wie Freundschaftsspiel aus."

Zum Schluss gab's natürlich noch die obligatorische Frage zu Welt- und Europameister Youri Djorkaeff. Die beantwortete Brehme diesmal eher kurz und bündig. "Wäre ein Youri Djorkaeff in bester Verfassung für das FCK-Team der zweiten Halbzeit eine Verstärkung?" Die alles sagende Brehme-Antwort: "In bester Verfassung, ja."

Zuschauer stimmen mit der Fernbedienung ab: „ran“ vor dem Ende

Die Fans sind sich einig... (gesehen bei SC Freiburg gegen Hertha BSC)

Man höre und staune: Jetzt kann sogar die Bundesliga mit ihrer Sorge nicht mehr hinter dem Berg halten: Nach der schlechtesten Einschaltquote aller Zeiten für die Fußball-Show "ran" schlagen die Protagonisten plötzlich Alarm. Die Geister die ich rief...

Es sei "ein Zustand erreicht, der nicht mehr lange gut geht", erklärte Bayern-Manager Uli Hoeneß gegenüber der „Welt am Sonntag“. Er forderte alle Beteiligten zum schnellen Handeln auf. Für ihn steht das ganze Renommee des deutschen Fußballs auf dem Spiel. "Tatsache ist, dass die Zuschauer dieses Sendeformat so im Moment nicht annehmen und darüber muss man sich Gedanken machen. Es hat keinen Sinn, seinen sturen Kopf durchzusetzen und auf Teufel komm raus zu sagen: Friss oder stirb", sagte Hoeneß in der "Welt am Sonntag".

Auch bei SAT.1 schrillen die Alarmsirenen lauter denn je. Der Sender der Kirch-Gruppe will die von der Kirch Media AG angeordnete Verlegung von 18.30 auf 20.15 Uhr nicht mehr klaglos hinnehmen. "Die Quoten sind weit unter dem, was wir erwartet haben. Sie zeigen, dass es akuten Handlungsbedarf gibt. Wir werden das Gespräch mit dem Rechteinhaber suchen, um eine Lösung zu finden", sagte SAT.1- Sprecherin Kristina Faßler am Sonntag resignierend. Bisher hatten Pro Sieben/SAT.1-Chef Urs Rohner und SAT.1-Chef Martin Hoffmann eine Änderung bis Weihnachten abgelehnt. Nun scheint die kurzfristige Rückkehr von "ran" auf den früheren Sendeplatz plötzlich nicht mehr ausgeschlossen zu sein, zumal in der werberelevanten Zielgruppe der 14 bis 49 Jahre alten Zuschauer der Marktanteil auf mickrige 7,4 Prozent abrutschte. Als Vorgabe war im Vorfeld an 18 Prozent gedacht.

Die DFL, die den von der Kirch-Media AG gewünschten Sendeplatz 20.15 Uhr unrealistisch noch als "zeitnah" abgesegnet hat, reagierte mit der Ankündigung einer Sondersitzung auf die atemberaubende Quoten-Talfahrt. "Wir müssen Ruhe bewahren, Nerven behalten und dürfen nicht in Hektik verfallen. Wir werden auch zu gegebener Zeit mit der Kirch-Gruppe Gespräche führen", sagte DFL-Chef Werner Hackmann eiligst am Sonntag der dpa. Auf einen Termin für das überfällige Treffen wollte sich der Vorstandsvorsitzende des Hamburger SV sich jedoch nicht festlegen. Das Gespräch wird wahrscheinlich während der zweiwöchigen Bundesliga-Pause zwischen dem 20. August bis 7. September stattfinden. Der Druck auf die Kirch-Gruppe und auf die DFL durch enttäuschte Vereinssponsoren, Werbekunden von SAT.1 und durch die Vereine steigt täglich. "Die Einschaltquote, die wir jetzt erreicht haben, hat uns nicht gefallen. Man kann aber nicht im Hauruck-Verfahren eine Änderung herbeiführen. Über Konsequenzen muss man sich mit unserem Partner unterhalten", sagte der DFL-Geschäftsführer Wilfried Straub.

Die "ran" - Fußballshow

Viele "ran"-Redakteure sind ebenso wie Moderator Jörg Wontorra machtlos und frustriert. Ihre mit großem Einsatz zusammengestellte Sendung erwies sich erneut als Megaflop, obwohl die Konkurrenz keine ausgesprochenen Knüller dagegen setzte. Doch der ARD-Spielfilm "Auf der Jagd" (5,29 Millionen) und sogar ZDF-Kommissar Stubbe (5,17) hängten "ran" um Längen ab. Das ZDF-Sportstudio um 22.15 Uhr lockte immerhin 2,7 Millionen Zuschauer an. Der Marktanteil lag mit 15,7 Prozent mehr als doppelt so hoch als bei SAT.1. Es ist schlicht eine Protesthaltung, die die Menschen derzeit an den Tag legen: Sie wollen nicht drei Stunden nach dem Bundesliga-Schlusspfiff warten, ehe der Ball im freien Fernsehen rollt. Und weil sie dieses Spiel nicht mitmachen wollen, verweigern sie sich ganz. Der mündige Bürger, der sich nicht alles gefallen lässt, schaltet ab, um oder stattdessen lieber hört das „gute alte Radio.“ Vielleicht haben die Fans aber auch nur genug von den Millionen und Aber-Millionen Mark, die ihr Lieblings-Spiel beherrschen. Das Salzburger Wettbüro Intertops belustigte sich unterdessen über diese Gegebenheiten und gab beim richtigen Tipp auf die niedrige "ran"-Einschaltquote bei 100 Mark Einsatz 300 Mark heraus. In Mitarbeiterkreisen des Kirch-Senders SAT.1 wird immer wieder spekuliert, dass der mächtige Konzernchef Leo Kirch die Sendung "ran" absichtlich an die Wand fahren lässt, um die Bundesliga-Rechte an andere Free-TV-Sender verkaufen zu können. Dafür kommen vor allem ARD und ZDF in Frage. Dann könnte das so genannte "italienische Modell" mit einer kompakten und maximal 30 Minuten langen Zusammenfassung um 18.00 Uhr (ARD) und einem längeren Bundesliga-Magazin um 22.00 Uhr (ZDF) auch in Deutschland greifen. Allerdings müssten ARD/ZDF bereit sein, die teuren Rechte zu dem von Kirch gewünschten Preis zu kaufen. Zur Zeit zahlt Kirch für die Rechte im Free-TV und Pay-TV pro Saison im Schnitt 750 Millionen Mark an den DFB und die DFL.

Auf einem anderen Spielfeld erzielten Kirch und die ARD bereits Einigung. Der Streit um die Bundesliga-Kurzberichte in der Tagesschau ist beigelegt. Mit dem Kompromiss beim Stuttgarter Gipfeltreffen waren beide Parteien zufrieden. "Wir können wie bisher das Wichtigste von der Bundesliga zeigen", sagte der ARD-Vorsitzende und BVB-Fan Fritz Pleitgen. Die Tagesschau darf zwar nur noch über zwei Spiele in einer Gesamtlänge von 90 Sekunden berichten - im Vorjahr waren es noch maximal drei mit jeweils 90 Sekunden - dank der insgesamt 18 "Joker" bei der Auswahl der Begegnungen dürfte aber immer das Top-Spiel mit dabei sein.

Wie "ran" zu retten ist

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„Metze“ nachnominiert

Steht „Metze“ vor seinem Länderspieldebüt im A-Team?

Weil Christian Wörns für das Länderspiel gegen Ungarn ein „unsicher Kandidat“ ist, hat Teamchef Rudi Völler hastig Christoph Metzelder in sein Aufgebot berufen.

Frankfurt am Main - Abwehrspieler Christian Wörns von Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund wird DFB-Teamchef Rudi Völler aller Voraussicht nach nicht für das Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Mittwoch (20.45 Uhr) in Budapest gegen Ungarn zur Verfügung stehen. Der 29 Jahre alte Defensivspezialist trat am Montag den Flug nach Budapest nicht an, weil seine Ehefrau vor der Niederkunft steht. Sollte Wörns allerdings bis Mittwoch Vater geworden sein, wird der 36-malige Nationalspieler möglicherweise doch noch nach Ungarn nachreisen. Unterdessen hat Völler Wörns' Mannschaftskollegen Christoph Metzelder für das Länderspiel nachnominiert.

Zuvor hatten bereits Abwehrchef Jens Nowotny sowie die Mittelfeldspieler Michael Ballack (beide Bayer Leverkusen), Mehmet Scholl (Bayern München) und Jörg Heinrich (Borussia Dortmund) abgesagt.


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