Tatort Bundesliga - der 29. Spieltag: Kein Ostern ohne Ostereier! - Was für eine Spannung: Die Bundesligaclubs zwischen hoffen und bangen
Es gab sie in allen Stadien. Überall lagen sie im Nest - leider auch bei uns: Die Ostereier 2001. Aber das ist es, was unsere Fußball-Bundesliga im verrückten Ligaendspurt ausmacht! Zwar führt der "Nachbar" das Feld der noch immer dicht zusammen liegenden sechs Meisterschafts-Kandidaten mit knappem Vorsprung auf die Zielgerade der letzten 5 Spieltage, aber es knistert jede Woche neu in allen Stadien. Kaum eine Liga in Europa versetzt die riesige Fangemeinde derart in Blitzspannung wie unsere Bundesliga! Sicherlich kann man das auch als "ausgeglichen" oder gar "schwach" abqualifizieren, aber wir sehen es positiv - im Sinne der vielen Fußballliebhaber!
Man muß es zugeben: Gelsenkirchener spielen groß auf!
Spannung pur! Fünf Runden vor Saisonschluss trennen den neuen Spitzenreiter, der als Pokalfinalist sogar vom "Double" (Gott bewahre!) träumen darf, und den Tabellensechsten Kaiserslautern lediglich 3 Punkte. "Wir halten den Ball schön flach. Noch ist nichts entschieden. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass Bayern München deutscher Meister wird", faselte Rudi Cigar weiterhin weltfremd nach dem 3:1-Erfolg beim Titelverteidiger daher, die "Dänen-Bomber" Ebbe Sand mit drei Treffern fast im Alleingang abschoß! Dennoch: In der linken Hälfte des Ruhrpotts macht das geflügelte Wort vom "Osterwunder" die Runde...
Für Ottmar sind die Rollen
nach der neuerlichen Heimpleite jetzt allerdings klar verteilt: "Sch*lke ist
nun absoluter Meisterschaftsfavorit", äußerte er resignierend über die "Blauen",
die zuletzt vor "hundert Jahren" (1958/Die Red.) deutscher Meister waren. Für
den FC Bayern zählt in den Wochen der Wahrheit gegen die besten Teams vor allem
das nächste. "Wir müssen uns voll auf die Begegnung mit Manchester United konzentrieren
und uns erheblich steigern", forderte Hitzfeld nach der bitteren Lehrstunde
gegen die Vorstädter und richtete den Blick bereits auf das nächste Schlagerspiel
in der verkappten Europaliga. Mit 2 Punkten Rückstand in der Meisterschaft ist
der Zug für die Bayern natürlich noch lange nicht abgefahren, aber schon eine
weitere Niederlage könnte den erfolgsverwöhnten Rekordmeister sogar aus den
Champions-League-Rängen werfen. "Der Frust ist schon sehr tief", meinte Bayern-Treter
Nr.1 Jens Jeremies.
"Pillen-Fans" pfeifen Bördi aus
Die Verlierer Nr.1-A des Wochenendes sind jedoch die Profis von Bayer 04 Leverkusen und ihr prominent aufgeblähter Trainerstab. Nach der zweiten derben Heimpleite in Folge und einer desolaten Vorstellung beim 1:3 gegen den SC Freiburg stellten die Verantwortlichen den Bayer-Akteuren ein miserables Zeugnis aus. Trainer Berti Vogts, der von den Fans wieder gnadenlos ausgepfiffen wurde, sprach von einer "leblosen Mannschaft" und forderte einen Neuanfang mit neuen Spielern.
Ins Zentrum der Trainerkritik geriet Nationalspieler Michael Ballack. "Er sollte sich selbstkritisch fragen: Muss ich nicht mehr leisten für Bayer 04", meinte Vogts. Manager Reiner Calmund stellte fest: "Was wir abliefern ist absolut nicht zu tolerieren. Das können wir uns nicht gefallen lassen. Da müssen wir Maßnahmen ergreifen."
Die Millionäre von Bayer Leverkusen drohen zu den Dauer-Losern im deutschen Fußball zu werden. Nach drei Vizemeisterschaften kann offenbar auch die hochdotierte Trainer-Combo von Berti Vogts den Meister-Fluch nicht beenden. "Wer jetzt noch vom Titel spricht, gehört in die Nervenklinik", war Manager Reiner Calmund nach der Blamage gegen die Breisgau-Brasilianer restlos bedient. Bedient waren auch die aufgebrachten Fans und quittierten die sportliche Bankrotterklärung bei der vierten Heimpleite der Saison mit gellenden Pfiffen und unüberhörbaren "Berti raus"-Rufen. "Sie können nach so einem Spiel doch nicht Berti bravo rufen", zeigte der Bayer-Cheftrainer Verständnis für den Unmut der total frustrierten Anhänger unter den 22.500 Zuschauern in der ausverkauften BayArena.
Der "Pate" mosert: "Unser Bazillus heißt Egoismus"
Mit seinen Stars dagegen zeigte der Ex-Bundestrainer keine Nachsicht. Sie watschte er regelrecht ab, und kündigte für die nächste Woche "hartes Training und harte Worte an". Außerdem droht Vogts mit personellen Konsequenzen: "Ich werde mit der Geschäftsführung von Bayer 04 sprechen, damit die Mannschaft Gelegenheit bekommt, darüber nachzudenken, was heute passiert ist. Wenn es nicht anders geht, dann ist es besser, wenn man sich von dem einen oder anderen Spieler trennt." In einem Atemzug nannte der 54-Jährige Nationalspieler Michael Ballack. "Er muss sich sehr selbstkrtisch hinterfragen, was los ist, ob er nicht wesentlich mehr leisten kann. Ich war sehr unzufrieden mit ihm und habe ihn ausgewechselt", meinte Vogts, der sich in der zentralen Rolle einen "hundertprozentigen Ballack" gewünscht hätte.
Doch nicht nur der von Real Madrid und Bayern München umworbene Jungstar bekam sein Fett weg, Vogts stellte seine ganze Mannschaft an den Pranger: "Es kann ja nicht sein, dass die Mannschaft innerlich nicht mehr lebt. Dann müssen wir eben neu investieren und neue Spieler holen." In der Winterpause hatte Bayer noch einmal auf dem Transfermarkt zugeschlagen und für rund 37 Millionen Mark Lucio, Diego Placente und Dimitar Berbatow verpflichtet.
Dennoch ist die Zwischenbilanz von Berti Vogts ernüchternd: Neun Siegen stehen acht Niederlagen in Bundesliga, DFB-Pokal und Uefa-Cup gegenüber. Vor allem hat das Bayer-Team einen Heimkomplex: Vor zwei Wochen setzte es ein 0:3 gegen Schalke 04, insgesamt gab es in dieser Saison bereits vier Pleiten in der BayArena. Eine solche Bilanz hatte Leverkusen zuletzt 1996, als Bayer erst im letzten Punktspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern den Rettungsanker warf.
Schallende Ohrfeige von der Multi-Kulti-Truppe
Die Multi-Kulti-Truppe von Trainer Volker Finke verpasste am Samstag dem Vizemeister erneut eine schallende Ohrfeige. Der Ex-Leverkusener Daniel Schumann (11.) leitete mit seinem ersten Tor im 52. Bundesligaspiel den fünften Auswärtssieg der Breisgauer ein. Der Brasilianer Ze Roberto (50.) glich zwar noch aus, der Tunesier Zoubaier Baya (81.) und der Weißrusse Wladimir But (89.) rissen Bayer mit zwei klassischen Kontern aus allen Träumen. Freiburg dagegen könnte jetzt sogar nach höreren Zielen schielen und vielleicht auf eine Uefa-Cup-Teilnahme hoffen. Torhüter Richard Golz bremst aber jegliche Euphorie. "Wir heben nicht ab und fangen nicht an zu träumen", sagte der Keeper: "Das ist ein netter Sieg, und wir können schöne Ostern feiern. Mehr aber nicht."
Dortmund bieder, betulich, einfallslos. Wollen die wirklich Meister werden? Gerade mal eine Möglichkeit vor der Pause, resümierte die "BZ" voller Ironie. Und in der Tat, hängt auch bei Borussia Dortmund der Haussegen schief!
Die Verlierer Nr.1-B
des Wochenendes verpassten mit der ebenso unnötigen wie dämlichen 0:1-Niederlage
bei Hertha BSC am Samstagabend ihre erstklassige Ausgangsposition zu festigen.
Borussia Dortmund - und da beißt die Maus keinen Faden ab - verschenkte
am Ostersamstag erneut in Überzahl eine Riesenchance auf die Spitzenposition
der Bundesliga und ließ einen ratlosen Sammer zurück: "Ich weiß gar nicht,
warum die Nerven flattern sollten. Wir haben einen absoluten Rückschlag erlitten.
Wir sind alle wieder auf dem Boden - ich denke alle", erklärte er beinahe
resignierend vor solcherart Unvermögen in die Kameras. Genau wie die Hertha,
die dank ihrer rechtzeitig zurück erlangten Heimstärke (vierter Sieg im Olympiastadion
in Folge) plötzlich wieder von einem "Meister-Wunder" träumen darf, steht auch
Borussia zwischen Baum und Borke. Nur ein Sieg in den letzten 5 Spielen lässt
die Schwatzgelben jetzt sogar um einen internationalen Startplatz bangen.
Zwar fehlen Dortmund und Berlin zum neuen Tabellenführer Sch*lke 04 nur je 3
Punkte, doch der Absturz in den UI-Cup ist ebenfalls nur ganze 3 Zähler entfernt.
"Diese Woche ist man der Depp, nächste Woche wird man wieder gefeiert",
skizzierte "Matthes" Sammer die Gefühls-Achterbahn, die bei allen Beteiligten
an den Nerven zehrt.
Dafür bringt der Siegtreffer von Nationalspieler Marko Rehmer die Berliner mit 49 Zählern hinter den punktgleichen Dortmundern und Leverkusenern selbst wieder aussichtsreich ins Rennen. "Theoretisch kann jeder Meister werden", sagte Rehmer, der mit seinem Team am kommenden Wochenende beim x-ten Schlagerspiel in Gelsenkirchen bestehen muss. Kurios: Hertha-Coach Jürgen Röber drohte ihm erst mit Strafe und machte ihn dann zum Kapitän. Als Dank dafür läutete Rehmer für die Hertha «5 Endspiele» ein. Süffisant fügte der Trainer der anhaltenden Diskussion um "seine Strafenaffäre" hinzu, dass er, anstatt "Marko zu bestrafen, ihn lieber mit der Kapitänsbinde belohnte (komische Logik, oder?). Die Binde sollte ein Dankeschön sein, dass Marko sich trotz aller Angebote für Hertha entschieden hat." Zudem wollte Röber dem Nationalspieler "zusätzliche Verantwortung" übertragen. Wie man sieht, hat das ja auch gefunzt!
Und so schau ich heimlich still und leise gen Norden und frage Euch: Warum lassen wir in diesen besinnlichen Stunden nicht mal den Blick aus dem Fenster schweifen und skandieren laut ohne Unterlaß in die Welt hinaus: Sergej Barbarez, shalalalala... Sergej Barbarez, sha-la-la-la-la-la...
Dramatischer Abstiegskampf: Eintracht übt sich in Durchhalteparolen
Während der 1. FC Kaiserslautern nach dem mühevollen 4:2 gegen Eintracht Frankfurt ebenfalls im Spitzen-Sextett bleibt, übten sich die auf Rang 17 zurückgefallenen Hessen in Durchhalteparolen. "Wir sind weiter zuversichtlich und müssen ein bisschen beten", meinte Eintracht-Coach Friedel Rausch. Mit dem achten Sieg im neuen Jahr hat auch der SV Werder Bremen den Anschluss an die internationalen Plätze geschafft. "Die Ansprüche wachsen", sagte Torhüter Frank Rost (derzeit heiß umworben vom BVB, wie man hört) nach dem 2:1 beim VfL Bochum, der nach zuletzt zwei Siegen nun kaum noch Hoffnung auf den Klassenverbleib hat. "Es wird immer schwerer. Die Spiele laufen uns davon", sagte VfL-Coach Rolf Schafstall vor dem richtungsweisenden Spiel am Freitag bei Borussia Dortmund.
Quasselstrippe Lorant: " Abstiegsgefahr ist gebannt"
Zurück zu Ostern: Das schönste Osterei hat Junioren-Nationalspieler Daniel Bierofka in ein Netz gelegt. Mit einer bunten Schleife drumrum. Sein Tor in Wolfsburg wird noch in vielen Rückblenden wieder zu finden sein. Die Osterhasen jedenfalls, die in Wolfsburg freien Eintritt hatten (in Unterhaching ließen sie am Ostersonntag pro Erwachsenen zwei Kinder gratis rein, um gegen Hansa Rostock für "Premiere" wenigstens etwas Kulisse zu haben) die Osterhasen jedenfalls staunten nicht schlecht über Bierofkas Osterei. Durch seinen sehenswerten Treffer sicherte sich der TSV München 1860 einen wichtigen 1:0-Auswärtssieg beim VfL Wolfsburg. "Drei Punkte waren Pflicht. Die Abstiegsgefahr ist damit gebannt", sagte "Löwen"-Coach Werner Lorant. Ein Fünkchen Hoffnung im Abstiegskampf hat auch der VfB Stuttgart nach dem mageren 1:0-Erfolg im "Keller-Derby" gegen den FC Energie Cottbus geschöpft. VfB-Trainer Felix Magath sagte zwar: "Das war das schlechteste Spiel seit ich hier Trainer bin." Aber mit dem Erfolg durch Balakows Elfmeter-Tor konnten die Schwaben vorerst einmal die Abstiegsplätze verlassen.
Durchhalteparolen auch im Schwabenland
Das im Vorfeld als "Endspiel" um den Klassenerhalt apostrophierte Infusionsspiel, hielt indes nicht die Erwartungen. Der Tabellenvorletzte VfB Stuttgart klammert sich weiter an Durchhalteparolen. "Wir müssen weiter Punkte holen, alles andere hilft uns nicht", forderte Trainer Felix Magath nach dem "Kellerduell" gegen Energie Cottbus vom Donnerstag. Beim schwäbischen Ex-Meister geht es derzeit eher strenger zu, seit der "Schinderhannes Quälix" dort das Zepter schwingt.
Geschäftstermine und abendliche Restaurantbesuche sind für Spieler ultimativ verboten. Und wer nicht mitzieht, fällt durch den Rost. Zudem sortierte Magath noch schnell am Mittwoch medienwirksam den zu Sch*lke 04 wechselnden Mittelfeldspieler Kristian Djordjevic mit der fadenscheinigen Begründung des "mangelnden Einsatzes" aus. Derweil hat VfB-Manager Rolf Rüssmann die Rolle des "guten Onkels" übernommen: "Ich habe anfangs auch mehrmals Kritik geäußert. In der Phase muss man das allmählich zurückstellen." Und alle Kräfte mobilisieren. In der ganzen Stadt wird um Sympathien geworben, 120 000 Plakate mit dem Inhalt: "Stuttgart ohne 1. Bundesliga ist wie Linsen ohne Spätzle" wurden rund um die Daimlerstadt verteilt. Der "spielfreie" Torwart Timo Hildebrand verteilte sogar brav und artig am Dienstag in der Fußgängerzone Freikarten (wer will für die Gurkentruppe auch schon Kohle löhnen?).
Allerdings wartete Magath, der am 24. Februar das Ruder von Ralf Rangnick übernommen hatte, seit vier Spielen auf seinen zweiten Sieg. In sechs Partien unter seiner Regie gab es vier Remis, einen Sieg und eine Niederlage. Schön war es nicht was sie in der Partie gegen Energie Cottbus vor fast 40.000 Zuschauern vorgeführt hatten. "Das ist doch auch völlig egal, Hauptsache wir haben gewonnen. Wir müssen da unten raus", meinte Stuttgarts Manager Rolf Rüssmann. Vorerst sind sie da raus. Von Null auf Platz vierzehn. So kam es manchem vor. "Jetzt kann die Mannschaft vielleicht befreiter aufspielen nächste Woche in München. Das war ein erster Schritt, vielleicht der Durchbruch" jubelte Magath.
Er sich im Vorfeld der Partie zuversichtlich gebende Cottbus-Trainer Ede "der harte Hund" Geyer, wollte mit bedingungslosen Kampfgeist den zweiten Auswärtserfolg erzwingen. "Die Mannschaft muss mit so viel Emotionen zu Werke gehen, wie das zwischen Bayern München und Borussia Dortmund der Fall war. Die Spieler dürfen auf dem Platz nicht einschlafen", fordert Geyer von seinen Mannen. Doch die Lausitzer, die derzeit ein Sturmproblem haben, (seit 198 Minuten ist das Team ohne eigenen Treffer) fügen sich nur allzu schnell in ihr Schicksal. "Das war Hosenscheißer-Fußball", meinte ein enttäuschter Bruno Akrapovic. "Wir haben uns viel zuviel versteckt hier. Es war viel mehr drin. Jetzt müssen wir auf die beiden Heimspiele hoffen und schon nächste Woche mit dem Siegen anfangen". Maßlos enttäuscht, so beschrieb auch Trainer Eduard Geyer seinen Gemütszustand nach der Niederlage in Stuttgart. "Die waren schön nervös und verunsichert. Ich hatte gerade nach unserem guten Beginn mindestens mit einem Punkt gerechnet, vielleicht sogar mit mehr" - aber ohne "Magic Vasile"geht halt nix!
Karriereausklang an alter Wirkungsstädte?
Unterdessen ist Gerhard Poschner - ein guter alter Bekannter von uns - über den Vorstand von Rayo Vallecano richtiggehend verärgert. Die Klubführung hatte öffentlich in der Presse eine Vertragsverlängerung des deutschen Ausnahmespielers bekannt gegeben, obwohl eine Einigung noch aus steht. Der Madrider Vorstadtclub hatte vorschnell durchblicken lassen, dass Poschner den Verein zum Saisonende definitiv nicht verlassen werde. Mehrere Vereine hätten zwar bereits angefragt, doch der Club hätte den Kontrakt mit dem ehemaligen Bundesligaprofi von Borussia Dortmund vorzeitig verlängert, hieß es in der Donnerstagsausgabe der "Marca". Und was sagt Poschi?
"Das Verhalten
des Vorstandes ist nicht korrekt. Wir haben noch nicht über eine Vertragsverlängerung
gesprochen", dementierte Poschner die offiziellen
Statements der Clubführung. Trotz des öffentlichen Angebots Poschners derzeitigen
Vertrag zu verlängern, hat der Mittelfeldspieler seinen Entschluss, den Verein
zu verlassen, offenbar noch nicht endgültig abgeschlossen. "Ich bin im besten
Fußballalter und werde bei Vereinen in England, Frankreich, Deutschland oder
Italien an die Tür klopfen", sagte "Poschi" der unter anderem beim
englischen Erstligisten Aston Villa sowie bei Bundesligist Werder Bremen als
Neuzugang im Gespräch ist. Poschner kann am Saisonende ablösefrei den Verein
verlassen. Bislang hat er jedoch (noch) keine konkreten Angebote vorzuweisen.
Angesprochen auf seine noch immer bestehenden freundschaftlichen Dortmunder
Kontakte zu BVB-Sportdirektor Michael Zorc und Stürmer Fredi Bobic erklärte
der 32-Jährige lapidar: "Im Fußball ist nichts unmöglich!"
Rückblick: Liga-Novom - Spieler sollte für Abwehrfehler zur Kasse gebeten werden
Heiße Diskussionen um ein
Novum in der 38-jährigen Geschichte der Bundesliga. Fußball-Bundesligist Hertha
BSC hat ein neues Kapitel im Strafenkatalog für Spieler aufgeschlagen. Noch
nie wurde ein Profi für einen individuellen Fehler zur Kasse gebeten, weil er
sportlich patzte. Hertha-Trainer Jürgen Röber soll Nationalspieler Marko Rehmer
angeblich mit einer Geldstrafe belegt haben. Als Begründung wurde angeführt,
dass der Verteidiger beim 0:1 in Bremen am vergangenen Samstag zu weit vom gegnerischen
Top-Stürmer Claudio Pizarro entfernt gestanden habe. Mit der Aussage Röbers:
"Wir haben jetzt schon 24 Tore durch Standardsituationen kassiert. Deshalb
habe ich vor dem Bremen-Spiel meine Mannschaft gewarnt: Der Nächste, der pennt,
muss in die eigene Tasche greifen." soll wohl überraschend für seine Truppe
ein Exempel am ehemals wechselwilligen Rehmer (jetzt besteht ja keine Sorge
mehr wegen eines Transfer zu Arsenal) statuiert werden.
Hertha-Pressesprecher Hans-Georg Felder erklärte flugs drauf den Vorgang zur "internen Angelegenheit zwischen Trainer Jürgen Röber und Marko Rehmer". Der 29-jährige Profi hat den neuen Strafenkatalog seines Trainers, der die Höhe der Summe geheim halten wollte (man munkelte von DM 5000.-), allerdings nicht akzeptiert. "Ich werde nicht zahlen. Erstens weil ich keinen Fehler gemacht habe und selber festgehalten wurde. Zweitens weil Fußball ein Mannschaftssport ist. Sonst müssen ja in Zukunft auch die Stürmer löhnen, wenn sie daneben schießen."
Überrascht von dem Versuch Röbers zeigte sich der auf dem falschen Fuß erwischte Hertha-Manager Dieter Hoeneß: "Von Vereinsseite gibt es Geldstrafen nur bei vorsätzlich vereinsschädigendem Verhalten. Das ist bei Marko Rehmer nicht der Fall. Aber ich will nicht ausschließen, dass sich der Trainer und die Mannschaft inzwischen auf eine interne Regelung verständigt haben." Haben sie. Am Abend endete dann bei Hertha BSC diese kurze, aber heftige Affäre mit einer internen Mannschaftssitzung.
Thema nach der Videoanalyse des mit 1:3 verlorenen Spiels bei Werder Bremen: Soll ein Spieler, der auf dem Platz eine gravierende Konzentrationsschwäche zeigt, also einen folgenschweren Fehler begeht, in Zukunft einen Beitrag in die Mannschaftskasse einzahlen oder nicht? Das Resultat der Sitzung fasste Trainer Röber resignierend so zusammen: "Wir haben uns ausgesprochen. Künftig bleibt mir nur übrig, Spieler, die auf dem Rasen gravierende Fehler begehen, auf die Bank zu setzen." Übersetzt kann das jedenfalls nur heißen: Die Mannschaft hat es abgelehnt, Geldbußen zu akzeptieren. Anordnen kann sie ohnehin weder Trainer noch Verein, da die arbeitsrechtliche Situation eine Strafe wegen Schlafmützigkeit auf dem Rasen kaum erlauben dürfte. Alles in allem einen nette Schmonzette liebe Hauptstädter. In jedem Fall lachte die ganze Liga tagelang hinter vorgehaltener Hand über Röber´lies Kleingeistigkeit!
Massenpanik: Schwere Sporttragödie in Südafrika offenbaren gravierende Mängel
Südafrika hat bei einer Massenpanik in der vergangenen Woche im Johannesburger Ellis-Park-Stadion seine bisher schwerste Sportkatastrophe erlebt. Mindestens 47 Menschen wurden am Mittwochabend zu Tode getrampelt oder zwischen Gittern und Türen zerquetscht, als tausende Fans ohne Eintrittskarte das überfüllte Fußball-Stadion im Stadtzentrum stürmten. Rund 160 weitere Personen wurden verletzt, 9 von ihnen sogar schwer. Die Identifizierung der Toten - darunter Frauen und Kinder - ging am Wochenende nur schleppend voran. "Fußball-Blutbad" und "Todes-Park", titelten die Medien des Landes.
In einer ersten Reaktion kündigte Sportminister Ngconde Balfour am Donnerstag die Einsetzung einer Untersuchungskommission durch Präsident Thabo Mbeki an. Ferner soll ein Opferfonds eingerichtet werden, in den sowohl die Stadion-Verwaltung als auch die beiden beteiligten Clubs einzahlen. Alle Topliga-Spiele am Wochenende wurden abgesagt. Balfour erklärte nach einer Dringlichkeitssitzung, er hoffe, dass von der Katastrophe eine klare Botschaft ausgehe: "So etwas darf nie wieder passieren." In Südafrikas Öffentlichkeit wurden inzwischen kritische Stimmen laut, die den Organisatoren des sportlichen Top-Ereignisses Fehlplanung vorhielten. Die Kritik betraf sowohl die Zahl der verkauften Eintrittskarten als auch den Termin mitten in der Woche und den Austragungsort. Erste Untersuchungen ergaben, dass für das 62.000 Sitzplätze fassende Ellis Park Stadion insgesamt mehr als 75.000(!) Karten verkauft wurden. Mit rund 46.000 wurden die meisten davon traditionsgemäß erst am Spielabend selbst verkauft. Dennoch standen viele Fans, die teilweise von weither angereist waren, am Mittwoch enttäuscht vor geschlossenen Toren. Ihr Frust entlud sich in Gewalt, als sie Tor 4 des Stadions stürmten.
Während Augenzeugen immer
wieder auf die unzureichende Polizeipräsenz hinwiesen, lobte Polizeipräsident
Sharma Maharj die Rolle seiner Beamten mit den Worten: "Die Polizei
war wegen der Verbrechens-Vorbeugung vor Ort ... und hatte nichts mit den Vorgängen
innerhalb des Stadions zu tun. Ich bin zufrieden mit der Arbeit der Polizei".
Insgesamt waren während der Spitzenbegegnung zwischen den Kaizer Chiefs
und den Orlando Pirates (vergleichbar mit Borussia gegen Bayern) rund
200 Polizisten sowie einige Beamte des kommunalen Sicherheitsdienstes vor Ort.
Bei Fan-Ausschreitungen während eines Spiels zwischen beiden Clubs hatte es
am 13. Januar 1991 in Orkney 40 Tote gegeben.
FIFA-Boss Blatter gegen Spekulationen um WM-Bewerbung 2010
Der Regierung kommt die
Tragödie angesichts ihrer angekündigten Kandidatur für die Ausrichtung der Weltmeisterschaft
im Jahr 2010 ungelegen. Die begeisterte Fußball-Nation hatte sich schon für
die WM 2006 beworben, war aber nicht zuletzt auch bei der Abstimmung in Zürich
knapp am Mitbewerber Deutschland gescheitert, weil sie die Sicherheitsbedenken
nicht zerstreuen konnten! Der Weltfußball-Verband FIFA reagierte mit Bestürzung,
aber auch Verständnis. Präsident Joseph Blatter wandte sich gegen Spekulationen
über eventuelle Auswirkungen auf eine WM-Bewerbung Südafrikas: "Keine 24
Stunden nach einer solchen Katastrophe ist es geschmacklos, über ein WM-Turnier
nachzudenken, das noch nicht einmal vergeben ist."
Die FIFA-Exekutive wird im nächsten Jahr darüber entscheiden, ob die Titelkämpfe 2010 auf dem afrikanischen Kontinent ausgetragen werden sollen. In dem Fall gilt Südafrika als Favorit. Sportminister Balfour schloss jedoch die Wahrscheinlichkeit negativer Auswirkungen aus. "So etwas hat es zuvor auch schon in anderen Ländern gegeben, ohne dasses deren Chancen geschmälert hätte", sagte er. Wichtig sei es allerdings nun, Lehren aus dem Vorfall zu ziehen.
In der Leichenhalle des Stadtteils Hillbrow spielten sich unterdessen bewegende Szenen ab. "Ich denke, ich beginne hier und habe dann das Schlimmste hinter mir", erklärte Cynthia Peta (33) aus Dobsonville. Sie war bei dem Tumult von ihren Freunden und ihrem 28- jährigen Bruder getrennt worden, der seitdem vermisst wird. Die Medien des Landes ließen am vergangenen Donnerstag ausführlich Augenzeugen zu Wort kommen. Demnach spielten sich wahre Horror-Szenen ab, als die Menge lawinenartig nach vorn drängte. "Das Sportfeld glich mit den herumliegenden Leichen eher einem Schlachtfeld", erklärte der Sportfotograf Etienne Rothbart. Der Kapitän der Orlando Pirates, Thabo Mngomeni, meinte niedergeschlagen: "Ich denke nicht, dass das eine gute Werbung für unseren Fußball sein wird." Haufenweise Probleme gab es bei der Evakuierung der Opfer, die teils auf dem Rücken anderer Fans oder Reklameschildern transportiert wurden. Einige wurden per Helikopter ausgeflogen, da Zufahrtsstraßen zum Stadion blockiert waren. Die Infrastruktur erwies sich allen schon bei der WM-Bewerbung geäußerten Zweifeln zufolge, als begründet. Eine Art "Notfallplan" existierte nicht.
Schreckliche Erinnerungen an Sheffield 1989: Menschen zu Tode gedrückt
Die Stadion-Katastrophe
in Südafrika weckt schreckliche Erinnerungen an den 15. April 1989, den schwärzesten
Tag der europäischen Fußball-Geschichte. Vor fast genau zwölf Jahren kamen beim
Pokalspiel zwischen dem FC Liverpool und Nottingham Forest im
voll besetzten Hillsborough-Stadion in der mittelenglischen Stadt Sheffield
durch eine Panik auf den Rängen 96 Menschen ums Leben, mehr als 200 wurden verletzt.
Auch im Ellis-Park-Stadion
von Johannesburg führte am Mittwochabend eine Massenpanik auf den Tribünen zu
der Tragödie, bei der mindestens 43 Menschen erdrückt oder zu Tode getrampelt
wurden. Die tragischen Ereignisse in Südafrika weisen Parallelen zu dem Geschehen
von Sheffield auf, dessen genaue Ursachen bis heute nicht lückenlos aufgeklärt
sind. Damals wie heute waren aber offenbar überfüllte Ränge der Grund für die
Katastrophe.
Als am Nachmittag
des 15. April 1989 mehrere Tausend Liverpool- Fans, die verspätet eingetroffen
sind, gegen die Westseite des Hillsborough-Stadions drängen und drücken, öffnet
die Polizei kurz nach Beginn des Spiels unter dem Ansturm ein Tor. Die Anhänger
strömen mit Macht in die Arena und gelangen durch einen Tunnel auf die bereits
gefüllte Stehrampe hinter dem Tor von Nottingham Forest. Als Liverpool in diesem
Moment einen Eckball zugesprochen bekommt, löst das Gedränge auf der Tribüne
die Katastrophe aus. Die Menschen werden unter dem Druck der Nachrückenden gegen
die Absperrgitter gequetscht. Viel zu spät entschließen sich Polizei und Ordnungskräfte,
die die verzweifelt schreienden Fans zunächst für Hooligans halten, die Gitter
zum Innenraum zu öffnen. Als erste Rettungskräfte eintreffen, sind bereits zahlreiche
Fans tot oder werden schwer verletzt auf das Spielfeld getragen worden. Nach
sechs Spielminuten bricht der Schiedsrichter die Partie ab.
Gerade Südafrika war schon einmal Schauplatz einer Stadion-Katastrophe. Bereits am 13. Januar 1991 trafen die beiden Spitzenclubs Kaizer Chiefs und Orlando Pirates in Orkney in ähnlich hitziger Atmosphäre aufeinander. Schon damals gab es Ausschreitungen auf den Rängen mit 40 Toten und etwa 50 Verletzten!! Wann endlich garantiert uns die Vernunft der Menschen absolute Sicherheit in den Stadien? Die Verlockung des "schnöden Mammons" darf nicht länger auf Kosten der Fahrlässigkeit und der bewussten Inkaufnahme von Verletzlichkeit der Gesundheit obsiegen!