Tatort Bundesliga - der 25. Spieltag: Mythen, Legenden und die traurige Wirklichkeit
Liebe Leser, wir wollen nix beschönigen. Wir wollen weder populistisch, noch abstoßend formulieren. Und doch muß die Wahrheit auf´n Tisch - und zwar schonungslos! Offenbar hat es ohnehin gar keinen Zweck, was an den neuerlichen Zuständen hier ändern zu wollen, aber... Der Profifußball hier zu Lande, is eben auch nich mehr das, was es einmal war. Sollte allerdings jemand ganz aktuell den Schlüssel wissen, wie sich "auf Knopfdruck" die Zeit zurückdrehen ließe, dann bitte schnell melden, denn es gäbe schließlich viel zu verhindern von dem, was jetzt so alles an "unsäglichem Begleitumstand" kommt, oder bereits eingetroffen ist.
Solange der Erfinder der Zeitmaschine jedoch noch nicht geboren ist, bleibt uns nur ein bisschen Besinnungsrhetorik: Hat nicht fast jeder zuweilen immer stärker das Gefühl, dass der Fußball, als er noch so herrlich nüchtern vom Erfinder des modernen Seitenscheitels, Ernst Huberty und seiner guten, alten "Sportschau" in die Wohnzimmer transportiert wurde, schöner, besser, ehrlicher war? Und dass diejenigen, die da heute auf dem Rasen dem Ball nachhetzen, das in erster Linie für sich und der Mehrung ihres Geldbeutels tun und sich um die Sorgen des zahlenden Publikums einen feuchten Dreck scheren? Da es ja schließlich seit einigen Jahren nichts Lukrativeres für einen Spieler gibt, als den Verein zu wechseln, erscheint diese Folgerung absolut nicht einmal so abwegig. Nichts ist schlimmer für einen Spieler (und seinen Berater selbstredend), als wenn er fünf Jahre auf einem Fleck hocken müsste. Kein Wechsel, kein „Signing-Fee“ und schon gar keine üppige Provision. Für die unausweichlich entstehende Identifikation mit den Fans kann man sich ja doch nichts kaufen: Klassische Nullrendite!
Also "steigt das charakterlose Gesindel ab und zieht in die nächste Stadt", sagte einst der Präsident von Fortuna Düsseldorf, als der ehemals gut betuchte Traditionsklub der Landeshauptstadt in die Niederungen der Regionalliga abtauchte. Das war genau drei Jahre später, nachdem Kaiserslauterns Andy Brehme in den Armen von Rudi Völler so herzzerreißend weinte, als sein Klub abgestiegen war. Warum wohl sind die beiden jetzt, da sie Trainer sind, so populär? Es steht zu befürchten, dass Brehme sogar in die Geschichtsbücher eingehen wird - als letzter Bundesligaspieler, der wegen des Abstiegs „seines Vereins“ ein paar ehrliche Tränen vergossen hat...
Was bleibt aber, wenn Spieler gehen? Richtig - die Fans. Weil sie nicht anders können, weil sie es müssen. Sie haben kein Angebot und erhalten auch keine Provision für einen Wechsel. Im Übrigen würden sie es ablehnen. Liebe zum Verein lässt sich so schnell nicht töten, sonst wäre es keine. Nur enttäuscht werden sie immer öfter, und aus enttäuschter Liebe wird dann ganz schnell einmal auch Hass. Das Wesen des Sports ist es zwar, dass jeder Sieger einen Verlierer zeugt und in jeder Tabelle einer ganz unten stehen muss - doch früher kam es irgendwie nicht vor, dass Mannschaftsbusse und Vereinsheime gefahrerregend belagert wurden, wenn es mal eins auf die Mütze gab. Geschweige denn, dass die eigenen Spieler als "Scheiß Millionäre" beschimpft worden wären. Die Zeiten ändern sich, die Köpfe sowieso. Nur das Emblem des geliebten Clubs auf den Jerseys der Fans, das wird bleiben. Und da ist es doch wohl nicht zuviel verlangt, wenn der eine oder andere mal zum „kämpfen“ aufgefordert werden darf, oder?
Kaiserschmarrn im Schwellenland
Dem Achterbahn-Feeling auf dem Platz folgte auch ein Auf und Ab in der Münchner Stimmungslage. Erleichterung über den Sieg? Ja! Eitel Sonnenschein nach den jüngsten Querelen und der endgültigen Rückkehr zum FC Hollywood? Nein! Plötzlich sind die Schlaghosen wieder modern, erlebt der Schlager seine Renaissance, ist es wieder schick, zu heiraten. Irgendwie kehrt alles irgendwann wieder zurück ins Rampenlicht, wiederholt sich alles, ist schon einmal da gewesen. Bayern München gewinnt, wenn auch glanzlos, die Dortmunder Konkurrenz um die Spitze der Fußball-Bundesliga patzt - und schon steht der Deutsche Rekordmeister nach 25 Spieltagen wieder ganz oben. Alles schon einmal da gewesen, nichts wirklich Neues. Wirklich nicht? Klingen da nicht noch Worte wie «Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft» oder «Altherrenfußball» im Ohr? Franz Beckenbauer, der Kaiser höchstpersönlich, die unantastbare Ikone beim Titelverteidiger, richtete heuer deutliche Worte an seine Untertanen. Nach planlosen Auftritten in Rostock und Cottbus drängte der erste Mann in der „Monarchie“ an der Säbener Straße sein Volk Big-Brother-mäßig
zurück zu den Ursprüngen („Ihr müsst euch schleunigst wieder an das Einmaleins des Fußballs gewöhnen“). Und jetzt geschah das schier Unglaubliche: Statt wie bei Giovanni Trapattoni, der seine Spieler vor drei Jahren zu leeren Flaschen degradierte, brav Ja und Amen zu sagen, gab es (erstmals) Widerspruch! Aus den eigenen Reihen, von den eigenen „Untergebenen“, die den Protest von ganz oben somit zum Kaiserschmarrn werden ließen. „Wir können Kritik vertragen, doch sollte sie nicht unter die Gürtellinie gehen. Wir müssen jetzt versuchen, dass der Franz nicht mehr böse wird", verkündete Stefan Effenberg, schelmisch grinsend, nach der Rückkehr an die Spitze. Effe und Beckenbauer - der Riss ist da. Und er ist bundesweit im Gespräch. Als der Bayern-Regisseur nach Scholls Führung - dem übrigens einzigen Glanzpunkt im Spiel - nach 38 Minuten das 2:0 folgen ließ, flachste Premiere-Quasselstrippe Jörg „Wonti“ Wontorra: "Jetzt fehlt nur noch, dass Effe unterm Trikot ein T-Shirt mit der Aufschrift «Für Franz» präsentiert!" „Effe“, der vom kickenden Bayern-Volk bestimmte Vertreter, hatte also neben Protest sogar auch Spott übrig. Dem Kaiser, dem man bisher auch nahezu kritiklos abgenommen hätte, dass der Ball viereckig und nicht rund ist, schien die Mündigkeit seiner Spieler zu gefallen und rückte von seinem sonst stets personifizierten Absolutismus ab. Nach langer Zeit endlich mal etwas wirklich Neues beim „FC Hollywood“.
"Meisterschaft - das ist doch Mumpitz"
Wer schöne Kombinationen, präzise Flanken, Torraumszenen oder wenigstens mal einen gelungenen Hackentrick sehen will, der muss auch weiterhin nicht ins Berliner Olympiastadion gehen. Zwei schlechte Spiele innerhalb von vier Tagen, dennoch sechs Punkte mehr auf der Habenseite und dank "Glücksgöttin Fortuna" plötzlich in der Verfolgerrolle von Bayern München. Doch nach dem 1:0 (0:0) der "Minimalisten" von Hertha BSC Berlin in der Nachspielzeit über Hansa Rostock blieb Jürgen Röber Realist. "Meisterschaft - das ist doch Mumpitz", meinte der Hertha-Coach, obwohl die "Alte Dame" durch das Tor von Pal Dardai, der bereits am vergangenen Mittwoch beim 2:1 gegen Unterhaching getroffen hatte, den Abstand auf den Meister auf drei Zähler verkürzte.
Also fragte ein Journalist Hertha-Trainer Jürgen Röber mit Süffisanz: "Ihre Mannschaft spielt nicht gut und hat doch den Anschluss an die Spitze hergestellt. Was könnte passieren, wenn sie einmal gut spielen würde?" Der Mann hatte die Lacher auf seiner Seite, und auch Röber lachte. Er ließ sich nicht provozieren ("Sie wollen jetzt sicher hören, dass wir Meister werden wollen oder so 'n Quatsch") und genoss das Glück des Augenblicks, mit arg dezimierter Mannschaft den zweiten Heimsieg innerhalb von drei Tagen eingefahren zu haben. Mario Basler indes stichelte mit Genuß gegen seinen früheren Klub und bezeichnete mögliche Titelambitionen der Berliner als "lächerlich". "Wenn ich sehe, dass sogar Hertha jetzt als Titelanwärter gehandelt wird, dann fasse ich mir doch an den Kopf. Die ticken doch alle nicht ganz richtig. Hertha spielt doch grausamen Fußball", erklärte der 32 Jahre alte Ex-Nationalspieler in der Berliner Tageszeitung.
Hansa-Trainer Funkel stinksauer auf den Schiri
Mindestens so sehr wie der verlorene Punkt, der Hansa im Kampf um den Klassenerhalt gut getan hätte, wurmte Friedhelm Funkel die Entstehung dieses Treffers. "Das ist glatter Betrug. Ich habe kein Verständnis dafür, warum der Schiri die Einwechslung von Timo Lange unterbunden hat", schimpfte der Hansa-Coach. Schiedsrichter Jürgen Aust (Köln), der unmittelbar vor dem Siegtreffer von Pal Dardai in der Nachspielzeit einen Wechsel von Hansa bewusst abgelehnt hatte, kündigte einen Sonderbericht wegen der unsachlichen Proteste an. Im Verlauf der wütenden Proteste der Spieler nach dem Tor erhielt auch Marcus Lantz noch Gelb-Rot und fehlt nun ebenfalls gegen Bochum.
Der Vorsitzende des Schiedsrichter-Ausschusse beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), Volker Roth, stellte eine genaue Untersuchung der Aussage Funkels in Aussicht. "Das ist eine Unverfrorenheit. So eine Aussage müsste man strafrechtlich verfolgen. Besonders weil es, wie Herr Funkel, immer wieder die gleichen Trainer sind. Da wird der Kontrollausschuss einschreiten müssen", schimpfte Roth.
Sammer: "Das ist doch alles nicht so schlimm"
Nach dem missglückten Start in die Wochen der Wahrheit machte sich bei Borussia Dortmund zunächst einmal Katerstimmung breit. Statt des ersten Auswärtsieges im Jahr 2001 bedeutete das 2:2 beim SC Freiburg den Verlust der Tabellenspitze.
"Das Spiel war der beste Beweis, dass wir noch nicht so weit sind. Anderenfalls hätten wir hier drei Punkte geholt", kommentierte BVB-Trainer Matthias Sammer die 90 Minuten, in denen sein Team nach einer starken Anfangsphase schon 2:0 geführt hatte. Bei den Breisgauern herrschte nach der tollen Aufholjagd und dem ersten Punkt nach zuvor zwei Niederlagen in Folge verständlicherweise unbändige Freude. Dagegen war Sammer das Lachen vergangen: "Wir sind halt noch in der Entwicklung, das ist nicht so schlimm", meinte der Ex-Europameister und nahm sein Team quasi in Schutz. Auch sein früherer Mitspieler Jürgen Kohler meinte, dass sich der BVB erst noch in der Aufbauphase befände und noch die nötige Stabilität finden müsse. "Ich habe immer schon gesagt, dass nach unseren Gastspielen in Freiburg und Kaiserslautern sowie den Heimspielen gegen Leverkusen und Bayern erst abzusehen sein wird, wohin unsere Reise geht", sagte der Weltmeister von 1990.
Mit Gottes Hilfe schoß Dedé „Ein Tor des Monats“
"Der Knackpunkt im Spiel", war für Sammer der unberechtigte Foulelfmeter („Das ist eine Unverschämtheit, ein schlechter Witz“) zum 1:2, nachdem die Finke-Truppe dem Tabellenführer bis dahin haushoch unterlegen gewesen war. Zielscheibe seiner Wut: Der wieder einmal grottenschlechte Schiedsrichter Alfons Berg aus Konz.
"Eine Spitzenmannschaft wäre bis zu letzten Minute konzentriert gewesen und hätte diesen Elfmeter erst gar nicht zugelassen", kritisierte der BVB-Coach. Routinier Kohler, konnte ähnlich wie der wieder einmal glücklose Bobic („dem Ganzen sogar noch eine gute Seite abgewinnen: "Positiv ist, das alle in der Kabine stinksauer waren. Das ist der richtige Weg". Torwart Jens Lehmann beschlichen vor den kommenden Schlüsselspielen gegen Leverkusen, in Kaiserslautern, zuhause gegen die Bayern und in Berlin düstere Ahnungen: "Wenn wir so spielen, werden wir gegen die Top-Teams wieder keinen Punkt holen." Bereits in der Hinrunde hatten die Dortmunder mit Ausnahme des Siegs über die nach ihrem Europacup-Auftritt kraftlosen Berliner gegen alle Mitkonkurrenten klar verloren.
Zwar ist Borussia durch die Verpflichtung von Rosicky wesentlich spielstärker als noch in der Vorrunde, doch die derzeitigen Probleme können kurzfristig nicht mehr durch Transfers behoben werden. Sicherlich erst zur kommenden Saison wird der BVB einen neuen Sturmführer präsentieren. Die Suche nach einem neuen "Knipser" gestaltet sich ziemlich schwierig, denn der Markt ist nicht grad gesegnet mit „Schnäppchen“ der Güteklasse A. Jan Koller jedenfalls, ist definitiv aus dem Kreis der Bewerber ausgeschieden. Der RSC Anderlecht soll knapp 40 Millionen Mark Ablöse verlangt haben.
Einer wird dem BVB dagegen sicherlich nicht länger erhalten bleiben: Victor Ikpeba. Der lustlose Nigerianer, der bereits seit Wochen seinen Stammplatz auf der Haupttribüne inne hat, soll von der „Last Borussia Dortmund“ befreit werden. "Wir haben mit ihm ein klares Gespräch geführt und würden ihm keine Steine in den Weg legen", lässt Michael Zorc die Katze aus dem Sack. Somit steht eine Trennung vom erfolglosen Stürmerstar (jedes seiner 3 (!) Bundesligatore kostete den BVB zwischen 4 und 5 Mio. DM) zum Ende der Saison bevor. Doch, wer will schon einen „Ladenhüter“ mit Großmannsansprüchen“ und dann noch zu einem für den Club befriedigenden Erlös unter Vertrag nehmen?
„VFL Unabsteigbar“ mal wieder auf Abschiedstournee
Plötzlich streikten sogar die Mikrofone im Ruhrstadion. Der schrille Pfeifton aus den Lautsprechern wirkte zusätzlich wie ein hämischer Kommentar zur erneuten Heimniederlage der Bochumer gegen den 1. FC Köln. In diesem Augenblick zweifelte keiner der 21 683 Zuschauer mehr daran, dass der VfL zum vierten Mal aus der Bundesliga abgestiegen ist.
Fünf Tore und vier Platzverweise sowie ein Sieger, auf den schon nach einer halben Stunde niemand mehr gewettet hätte – wenigstens turbulent ging's am Samstag zu, im Ruhrstadion. Nach den Treffern von Buckley und Schindzielorz führten die Bochumer bereits mit 2:0, zudem hatte Schiedsrichter Fröhlich den Kölner Moses Sichone vom Platz gestellt. Doch dann kippte das Spiel: Erst erwischte Archil Arweladse den Bundesliga-Debütanten im Bochumer Tor, Christian Vander, kalt, dann beging VfL-Angreifer Zdravko Drincic eine "Dummheit", so Mannschaftskamerad Sebastian Schindzielorz. Bei einem Freistoß für Köln blockierte der bereits verwarnte Montenegriner den Ball. Fröhlich nestelte erst die gelbe Karte heraus, nach einem Blick auf die Trikotnummer folgte Rot. Zwar wehrten sich die Bochumer weiterhin wie selten zuvor in dieser Saison, doch von nun an spielten die Kölner, allen voran Ex-Borusse Christian Timm, ihre Schnelligkeit aus. Weil der Bochumer Axel Sundermann sowohl am Pfosten wie auch an der Latte scheiterte und ein weiteres Mal freistehend neben das Tor köpfte, andererseits aber die Defizite der VfL-Abwehrspieler zu groß waren, durften nur noch die Kölner jubeln. Die rund 10 000 mitgereisten FC-Fans verwandelten das Ruhrstadion in ein Tollhaus, dass anschließend in der aufgeheizten Atmosphäre Christian Springer und der ständig meckernde Dirk Lottner per Ampelkarte vorzeitig unter die Dusche geschickt wurden, störte sie da allerdings nur am Rande. Etwas gelitten habe die hochbrisante Partie durch die Entscheidungen des Schiedsrichters, sagte Kölns ausgefeimter Trainer Ewald Lienen, während sein Kollege Rolf Schafstall die Standardfrage, ob das nun der Abstieg gewesen sei, unwillig an den Fragesteller zurückwies: "Das können Sie selbst beantworten." Die Chance auf den Klassenerhalt ist angesichts der sieben Punkte Rückstand auf Rang 15 nur noch gering, das weiß auch der alte Fuchs Schafstall nur zu gut, der - ohne ihn zu nennen - die Arbeit seines Vorgängers Ralf Zumdick kritisierte. "Für manche meiner Spieler sind 90 Minuten sehr lang", stellte Schafstall nicht zum ersten mal öffentlich, erhebliche Mängel im konditionellen Bereich der Bochumer fest.
"Auflösungserscheinungen" auch in U´Haching
Der Eiertanz hat Methode. Jedes Jahr der gleiche Zinnober. Mitte Februar wird Lorenz-Günther Köstner, der nur Verträge für ein Jahr macht, gefragt, ob er auch weiter Trainer der SpVgg Unterhaching sein wolle. Es folgt dann eine wochenlange Hängepartie, in deren Verlauf der Coach jedes mal erwähnt, auch ein „Traditionsverein“ würde ihn ja mal reizen. Doch Tradition hat nur, dass Köstner dann doch wieder bei Haching unterschreibt. Im Vorjahr war´s am 2. April.
Alles wie gehabt also? Nach der herben 1:6-Klatsche in Wolfsburg herrschte Einigkeit. "Verwirrspiel um Köstner: Er bleibt", meldete die „BILD“. "Trainer macht bis Saisonende weiter", glaubt die „tz“. "Zukunft des Trainers weiter unklar", schrieb der „Münchner Merkur“. "Köstners Abschied naht", titelte die „Abendzeitung“. Was denn nun? "Der Verein weiß Bescheid", sagte der Trainer. "Der Verein weiß nicht Bescheid", sagte Manager Norbert Hartmann. Na, alles klar!?
Fakt ist: Köstner liegt ein Angebot des Klubs vor, für die erste Liga, und für die zweite Liga. Jetzt wird gewartet, bis Anton Schrobenhauser Ende März aus dem Urlaub zurück ist: In Haching geht nichts ohne den einflussreichen Schatzmeister. "Ende März geben wir die (vermutl. gleichlautende) Entscheidung bekannt", sagt Köstner. Der jährliche Eiertanz? Ein Hinweis darauf, dass er gehen möchte? Wenn er bleiben wollte, könnte er es doch auch jetzt schon sagen, denn „Er weiß ja schon Bescheid“.
Liebäugelt Köstner (49) nach fünf Jahren Haching (mit einem neunmonatigen Intermezzo beim späteren Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln/Die Red.) also doch mit Abschied? Eintracht Frankfurt sucht, und wäre ein traditionsreicher Verein. "Das ist sicher einer der Kandidaten", sagt der Ex-Premiere Eishockey-Moderator und heutige Eintracht-Mediendirektor Günter-Peter Ploog über Köstner.
Unterdessen herrscht im Sportpark in Unterhaching große Verunsicherung vor. Den "Betonmischern" geht offenbar das Material aus für ihr einst so gefürchtetes Abwehrbollwerk. "Letztes Jahr ist uns so etwas nicht passiert", sagte Kapitän Matthias Zimmermann nach dem vernichtenden 1:6 in Wolfsburg. Und warum jetzt? Der Trainer verstehe auch nicht, "dass wir immer die gleichen Fehler machen. Er versteht nicht, dass wir seine Anweisungen nicht mehr annehmen". Einige Spieler scheinen mit Köstners Anweisungen jedenfalls Probleme zu haben. Er komme "an einige mehr, an andere weniger" ran, bestätigt noch einmal Zimmermann. Das ist bei 30 Mann im Kader durchaus normal, wird für die Hachinger aber zusehends problematisch: Ihre große Stärke war bislang die Geschlossenheit. In Wolfsburg aber hat Zimmermann "Auflösungserscheinungen" bemerkt: "Das war nicht das, was uns stark gemacht hat."
In der vergangenen Saison haben die „Fußball-Gallier" die "Römer" noch regelmäßig verkloppt. Doch jetzt geht der Zaubertrank offenbar zur Neige. Der Zeitpunkt könnte unpassender nicht sein: Am Sonntag kommt der VfB Stuttgart zum „Abstiegs-Endspiel" ins Dorf, wo die einst so listigen Krieger den Nimbus der Unbesiegbarkeit längst verloren haben. Was allerdings jenseits der Münchner Stadtgrenzen keinen sonderlich berührt, denn nach 2 Spielzeiten haben wir nun unseren Spaß am „Dorf“ verloren, warten doch mit Nürnberg und Mönchengladbach bereits ungleich würdigere Zugpferde auf ihre Reisen in die Oberhaus-Metropolen der Republik...
Sergej Barbarez: Mit seinen Toren wären wir jetzt... [*träum*]
Er trifft und trifft und trifft... Doch leider nicht für uns. Und viele von uns fragen sich in diesen Tagen: War das alles richtig? Mußte diesem Mann hier so böse mitgespielt werden? Wenn das mal kein Fehler war, diesen sensiblen Spieler aus dem Westfalenstadion so zu vergraulen: Sergej, der bei uns verschmähte und schlussendlich verstoßene Offensivspieler spielt wohl derzeit die stärkste Saison seiner Laufbahn! Wer weiß, ob wir mit ihm und seiner inzwischen zuverlässigen Treffsicherheit nicht schon längst seit geraumer Zeit souverän die Tabellespitze zieren würden?
Und still und bescheiden, wie es nun mal seine Art ist, bleibt er auf dem Teppich. Zwar ist der Bosnier jetzt „der unumstrittene HSV-Top-Torjäger“ und könnte an der Alster wunders was mit seinen Toren rumprahlen, aber dennoch übt er sich weiter in Bescheidenheit: „Wir sind trotz fünf Punkten Vorsprung noch nicht heraus aus dem Abstiegskampf“, erklärte der zweifache Torschütze Sergej Barbarez, der am Sonntag vor immerhin 40065 Zuschauern im Volksparkstadion seine Saisontreffer Nummer 16 und 17 erzielte und sich damit einsam an die Spitze der Bundesliga-Torjäger setzte. Mensch, man darf gar nicht dran denken...