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Hansa Rostock - Borussia Dortmund

16.12.2000, 00:00 Uhr von:  Micha B.
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Saisonverlauf:

Das Team von der Ostseeküste machte in dieser Saison bisher in erster Linie durch die Siege in München und Leverkusen Schlagzeilen. Sowohl beim Meister als auch beim Vize holte sich das Team von Friedhelm Funkel, der schon zu Beginn der Saison den glücklosen Andreas Zachhuber ablöste, alle drei Punkte.

Zuhause dagegen gelang erst mit dem 5-2-Sieg gegen Werder Bremen am letzten Spieltag der erste wirklich überzeugende Sieg. Beachtenswert hierbei, dass die Rostocker Mannschaft in jenem Spiel ebenso viele Tore erzielten, wie in allen Heimspielen zuvor.

Etabliert ist die Mannschaft aus dem Nordosten Deutschlands seit der Bundesliga-Saison 1995/1996, als man als Aufsteiger sensationeller 6. wurde und damals nur knapp den Einzug in den UEFA-Cup verpasste. Danach gleicht das Abschneiden des FC jedoch einer Achterbahnfahrt, spielte man doch entweder gegen den Abstieg, oder um die Plätze, die zum Einzug in einen europäischen Wettbewerb berechtigen.

In den letzten beiden Jahren schließlich sprang das Team immer erst am letzten Spieltag dem Abstiegsgespenst von der Schippe und rettete so den Klassenverbleib.
So ist es nicht verwunderlich, wenn man sich das Saisonziel der Rostocker Fans anhört: „Hauptsache, endlich mal VOR dem letzten Spieltag gerettet!“

Stärken:

Die Mannschaft verfügt im Gegensatz zu anderen Teams nicht über überragende Einzelspieler, sieht man einmal von dem immer wieder als Juwel bezeichneten Victor Agali ab, der jedoch noch nicht vollends als Stürmer mit eingebauter Torgarantie überzeugen konnte. So verwundern Ablösesummen von 12 Millionen DM, die im Raum stehen, wenn es um einen Vereinswechsel des Nigerianers geht. Aufmerksamkeit erlangte der Spieler, der sich in Rostock sicherlich zu einer Stütze der Mannschaft entwickelt hat, in erster Linie als Täter und Opfer in nicht-fussballerischen Auseinandersetzungen auf dem Feld.

Unvergessen sein Spruch nach dem Spiel in der letzten Saison gegen Ulm, als das Team von der Donau vier Platzverweise verkraften musste. Agali sagte sinngemäß folgendes: Wenn sie Rugby spielen wollen, sollen sie doch Rugby spielen. Doch schon eine Woche später zeigte sich wieder einmal, dass der, der im Glashaus sitzt, nicht mit Steinen werfen sollte, als eben jener Agali mit einem brutalen Kopfstoß seinen Gegenspieler Kurz von 1860 München niederstreckte (die vorhergegangene Provokation von Kurz sollte dennoch nicht unerwähnt bleiben).

Zu nennen wäre, was die Stärke der Rostocker angeht, noch die sogenannte Schwedenconnection. Mittlerweile tragen vier Spieler des skandinavischen Landes, aus welchem einst solche Stars wie Tomas Brolin, Hendrik Larrson oder Torhüter Thomas Ravelli kamen, das Trikot der Hansestädter.

Die Mannschaft ist in sich geschlossen, lässt vor allem in kämpferischer Hinsicht auch nach 90 Minuten nicht nach und verdiente sich so unter anderem noch einen Punkt gegen Wolfsburg, als man in der Nachspielzeit noch den verdienten Ausgleich zum 1-1 erzielte.

Schwächen:

Der Mannschaft fehlt ein sogenannter Knipser. Der Schwede Magnus Arvidsson brachte es als bester Torschütze in 17 Spielen auf gerade mal 4 Treffer und 2 Vorlagen – eine reichlich schlechte Ausbeute. So wurden klarste Torchancen nicht verwertet, spielerische Überlegenheit spiegelte sich nur seltenst im Ergebnis wider. Zudem fehlt der Mannschaft ein sogenannter echter Spielmacher, was zur Folge hat, dass sich Hansa gerade zu Hause schwer tut, wenn das Team das Spiel machen muss.

Der aus Bremen gekommene Christian Brandt müht sich zwar redlich, diese Rolle auszufüllen, doch fehlt dem passionierten Gitarrenspieler noch immer die Konstanz. Matthias Breitkreutz, der einst zusammen mit Stefan Beinlich bei Aston Villa spielte, und laut Aussage seines ehemaligen Trainers Frank Pagelsdorf auf 100 Meter eine Ampel ausschießen kann, ist bei Friedhelm Funkel in Ungnade gefallen und muß sich wohl einen neuen Verein suchen.

Der, der am ehsten dem Ideal eines „Spielmachers“ entspräche, der Schwede Peter Wibran, spielt zu defensiv und war zuletzt nach seiner leichten Rempler gegen den Brasilianer Franklin beim Skandalspiel in Cottbus gesperrt.

Das letzte Spiel:

Am ersten Spieltag der Hinrunde siegte Borussia verdient durch ein schönes Tor von Heiko Herrlich mit 1-0, doch seitdem hat sich einiges geändert. Der Dortmunder Torjäger fällt noch länger aus, ebenso hat es einen Wechsel auf Hansas Trainerbank gegeben.

Weniger das Hinspiel, als vielmehr das letzte Aufeinandertreffen der beiden Teams in der Saison 1999/2000 ruft Erinnerungen bei den Fans der Borussia wach. Damals steckte der BVB bis zum Hals im Abstiegskampf, und das spiegelte sich auch im Spiel damals wieder. Reihenweise Zweikämpfe am Rande der Legalität, schließlich in der 86. Minute ein unberechtigter Platzverweis gegen den aus seinem Tor geeilten Jens Lehmann und zu allem Übel in der Nachspielzeit ein Eigentor von Karsten Baumann... Die Emotionen kochten hoch – und schlussendlich war diese Niederlage wohl schon der Anfang vom Ende für den damals noch amtierenden Trainer Bernd Krauss.

Der Kicker schrieb damals in seinem Resümee: Fazit: Ein glücklicher Sieg der Hanseaten, allerdings nicht unverdient wegen der kämpferischen Steigerung.

Prognose:

Borussia kann mit einem Sieg in Rostock für einen überaus positiven Abschluß einer in vielerlei Hinsicht gelungenen Hinrunde sorgen. Die Mannschaft von Matthias Sammer hat in den letzten Monaten gezeigt, dass man aus der alptraumhaften letzten Saison seine Lehren gezogen hat. In kämpferischer Hinsicht war der Truppe jedenfalls fast kein Vorwurf zu machen, sieht man einmal von den Vorstellungen gegen das Team aus dem Gelsenkirchener Vorortverein ab.

Es liegt ganz an den Spielern, gegen die Selbstzufriedenheit, die sich vor 12 Monaten einschlich, ein deutliches Ausrufezeichen zu setzen.

Spielerisch ist der BVB die klar bessere Mannschaft, auch wenn man in Rostock die „Stützen“ Stevic und Dede aufgrund von Gelb-Sperren ersetzen muss. Gelingt es der Borussia, von der fehlenden Kreativität der Hanseaten im Mittelfeld zu profitieren und gleichzeitig nicht zuzulassen, dass man als Auswärtsmannschaft von den schnellen Spitzen Arvidsson oder Baumgart ausgekontert wird, ist ein erneuter Auswärtssieg und die Fortsetzung der Serie der ungeschlagenen Spiele bis ins neue Jahr durchaus möglich.

Tip: 0-1

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