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Angeknackste Borussen empfangen Tabellenführer - BVB gegen Hertha am Scheideweg

08.11.2000, 00:00 Uhr von:  Mick
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Ein wichtiges Spiel erwartet die Zuschauer am Freitag im Westfalenstadion. Nach der derben 6:2 Auswärtspleite beim FC Bayern und nunmehr drei Niederlagen in Folge ist beim BVB ein dreifacher Punktgewinn dringend notwendig. Scheitern könnte dieses Vorhaben an den Gästen aus Berlin, souveräner Tabellenführer und in der Liga mit zuletzt beeindruckender Leistung.

Spielszene Hertha BSC
Spielszene Hertha BSC

Gab man zu Saisonbeginn im Berliner Umfeld das Saisonziel „internationaler Wettbewerb“ aus und schielte, so Manager Dieter Hoeneß, auf eine Champions-League-Qualifikation, dürfte dieses inzwischen zum Minimalziel avanciert sein. Zwar bestreitet man offiziell, von mehr zu träumen (Stefan Beinlich: „Erst, wenn wir am 33. Spieltag immer noch auf Platz eins stehen, werde ich sagen: wir spielen um die Meisterschaft."), doch mausern sich die Berliner mehr und mehr zum Geheimfavoriten. Verantwortlich hierfür ist in erster Linie der schlagkräftige Angriff mit Preetz und Alves (s. Bild), der, unterstützt von Neuzugang Beinlich, im letzten Heimspiel gegen Werder Bremen zu glänzen wusste. Alle drei genannten Akteure erhielten hierbei die „kicker“-Note 1,5 und beweisen, mit insgesamt 14 von 24 geschossenen Hertha-Toren, wie wichtig sie für die Mannschaft sind. Wenn man diese Leistung konservieren kann, scheint es, als wenn das Team von Trainer Jürgen Röber, im vierten Jahr nach dem Wiederaufstieg in die höchste deutsche Spielklasse, ein gewichtiges Wort um die Vergabe der Meisterschale mitreden wird. Hierzu müssten die Berliner (mit makelloser Heimbilanz von sechs Siegen in sechs Spielen) jedoch auswärts, mit zwei Siegen und drei Niederlagen dort bisher nur mäßig erfolgreich, noch zulegen. Aus Borussensicht ist es natürlich wünschenswert, dass damit nicht am Freitag angefangen wird. Allerdings bekleckerte Hertha sich am Dienstag im UEFA-Cup beim polnischen Vertreter Amica Wronki (1:1) nicht gerade mit Ruhm und schlitterte nur mühsam an einer Blamage vorbei. Der Grund hierfür lag sicherlich mit an den Verletzungssorgen: Die Berliner mussten auf die Verletzten Wosz, Beinlich und Sverisson verzichten. Es bleibt abzuwarten, wer von diesen bis zum Freitagabend wieder einsatzbereit ist. Insbesondere der Ausfall der Kreativabteilung wog am Dienstag schwer, da diese vom erstmals wieder fitten Jungnationalspieler Sebastian Deisler nicht adäquat ersetzt werden konnte.

Jürgen Kohler
Jürgen Kohler

Ganz anders präsentiert sich die Situation beim BVB vor dem Spiel gegen den letztjährigen Lieblingsgegner. Schaffte man es in der letzten Saison, insgesamt 7:0 Tore gegen die Berliner zu erzielen, ist momentan Bescheidenheit angesagt. Nach nur zwei Heimsiegen in der laufenden Saison (jeweils 1:0 gg. Rostock und Freiburg), aber schon drei Heimniederlagen (1860, Sch*lk*, Kaiserslautern), kommt nun, zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, nicht gerade ein Aufbaugegner ins Westfalenstadion. Es ist fraglich, ob es dem unter Zugzwang stehenden BVB gelingt, die herbe 6:2 Klatsche des letzten Samstags beim FC Bayern wegzustecken und den sich andeutenden Heimkomplex zu überwinden. Hierzu wäre eine enorme Leistungssteigerung nötig, die eventuell durch die von Sammer angekündigten personellen Konsequenzen ermöglicht wird. Erwartet wird die Rückkehr von Jürgen Kohler (Bild) ins BVB-Team, nachdem er in München nach überstandener Verletzung nicht berücksichtigt wurde. Außerdem bieten sich mit dem wiedergenesenen Christian Nerlinger und dem in München ebenfalls nur auf der Bank sitzenden Miroslav Stevic Alternativen im Mittelfeld an, die vor allem die zuletzt arg gebeutelte Defensive stärken könnten. Eine Rückkehr der verletzten Oliseh, Bobic und Laux wird dagegen wohl noch nicht möglich sein.

Nicht zuletzt sind für einen BVB-Triumph auch wir, die Fans, gefragt, die wir mal wieder einen anständigen, borussiawürdigen Support hinlegen und damit unser Team antreiben sollten. Nur so ist es möglich, den sicherlich verunsicherten Profis das nötige Quäntchen Selbstvertrauen mit auf den Weg zu geben, dass das Spiel entscheiden könnte! Lasst uns versuchen, die alte Stimmung im Westfalenstadion wieder aufleben zu lassen. Eine Stimmung, bei der der Gegner (und nicht die eigene Mannschaft, in der Angst vor Pfiffen) schon beim Einlaufen die Hosen voll hatte. Wäre doch eine feine Sache...

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