Unsa Senf

Niebaum verkündet Freispruch für Uli Hoeneß

02.11.2000, 13:00 Uhr von:  Redaktion
Niebaum verkündet Freispruch für Uli Hoeneß
BVB-Präsident Gerd Niebaum

Ich gebs ja zu, bin einer von den Borussia-Anhängern, die Dr. Gerd Niebaum wegen seiner langjährigen guten Arbeit für Borussia schätzen und ihn in den letzten drei Jahren gegen so manche Kritik verteidigt haben. Jetzt aber hat Gerd Niebaum mich erstmals tief enttäuscht. Er erwartet offensichtlich allen Ernstes, dass sich so mancher bei Uli Hoeneß entschuldigt !?!

Und zwar genau diejenigen, die erfreulicherweise die Schmierenkomödie der Bayern-Führung in Sachen Daum beim Namen genannt haben. Zuerst hatte ich noch gedacht, da hat einer was Gemeines gegen die Qualität der Wurst aus Ulis Fabrik gesagt und Niebaum als gestandener Westfale und Mensch, der neben der gehobenen Küche auch Handfestes goutieren kann, ist deshalb auf Ulis Seite. Dann dachte ich, vielleicht hat einer den Hertha-Manager beleidigt und unser Präsi ist auf der Seite des Angegriffenen und hilft uneigennützig in der Verteidigung. Ging aber gar nicht um Dieter. Erste Ratlosigkeit, hab' ich mich verhört? Bei zunehmendem Alter ja leicht wahrscheinlich. Dann hab' ich's aber auch gelesen. Der Text blieb leider auch nach Abnahme meiner Brille gleich. Fassungslosigkeit. Meine Spaghetti schmecken plötzlich fad'. Ich wechsle von Mineralwasser auf einen guten spanischen Rotwein, muss erst mal verdauen. Hilft alles nichts. Unser (mein!) Präsident, Dr. Gerd Niebaum, hat ohne Not die unsympathischste Figur im deutschen Fußball in einer Angelegenheit, in der sich Uli Hoeneß skandalös verhalten hat, verteidigt!

Ulli Hoeneß mit Ottmar Hitzfeld
Da rotieren die Gehirnzellen - warum? Ganz Fußballdeutschland (mit Ausnahme der ungeheuer seriösen Medien "Bild", "Sport Bild", "sat 1", oder "dsf") hat das miese Spiel der Bayern-Troika durchschaut, ruft in den Stadien "Hoeneß, du Arschloch", was zwar nicht ganz der hochsprachlichen deutschen Norm, dafür aber der Wahrheit entspricht, nur mein geschätzter Gerd Niebaum schwimmt gegen den Strom, aber mit den Bayern-Mächtigen. Warum? Ja, ruft da manch schlichtes Gemüt, da steht das Spiel gegen die Bayern vor der Tür. Will er nur gute Stimmung beim gemeinsamen Essen der G 14 - Insider haben? Kann ich nicht glauben.

Es muss angenehmere Gesprächspartner bei Carpacchio, Victoriabarsch, Lammfilet und Zabaione geben als ausgerechnet einen arroganten bayerischen Wurstfabrikanten. Warum dann? Vielleicht will Borussia einen Bayern-Spieler angeln und hofft auf einen Nachlass von drei, vier Milliönchen bzw.überhaupt die vorzeitige Freigabe aus dem Vertrag. Scholl?, Jancker?, Zickler?, alles unwahrscheinlich. Warum dann? Will er Uli Aktien andrehen und hat deshalb erst mal eine angenehme Verkaufsatmosphäre vorbereitet? Alles Quark. Bleibt nur: Es muss sich um eine Falschmeldung der Medien handeln. Gerd Niebaum ist zu klug, um die üble Rolle, die Hoeneß in der Daum-Angelegenheit gespielt hat, zu übersehen. Es kann doch nicht sein, dass das gemeine Fußballvolk in den Stadien mehr Gespür für anständiges Verhalten hat als unser Präsident. Deshalb gehe ich jetzt beruhigt schlafen in dem sicheren Gefühl einer üblen Medienente aufgesessen zu sein. Hauptsache, es gibt morgen kein böses Erwachen.

Wenn doch, dann mache ich mir über einen Wechsel von Willi Lemke zum BVB ernsthafte Gedanken.


geschrieben von Rainer

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