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Nieten in schwatzgelb - Teil 2: Icke Häßler - Erst Sündenbock beim BVB - Dann Vereinswechsel - Und nun?

23.11.2000, 13:00 Uhr von:  Sebi
Nieten in schwatzgelb - Teil 2: Icke Häßler - Erst Sündenbock beim BVB - Dann Vereinswechsel - Und nun?
Sündenbock Icke Häßler

Ein anderer Spieler, der im Unfrieden von den BVB-Fans schied und bei den ersten Aufeinandertreffen des BVB und seinem jetzigen Arbeitgeber mit Pfiffen bedacht wurde, spielt nun bei den Münchner Löwen. Und das trotz anfänglich großer Sympathiewerte in allen Fangruppen. Aber kurioserweise wurde ihm gerade seine allseits große Beliebtheit im Endeffekt zum Verhängnis.

Mit großer Vorfreude und ebenso großen Erwartungen wurde Icke Häßler nach seinem ablösefreien Wechsel vom gerade abgestiegenen KSC beim BVB empfangen. Noch bevor das erste Tor geschossen und der erste Ball gerollt war, zählte er bereits zu den neuen Publikumslieblingen auf der Südtribüne. Daran sollte sich so schnell auch nichts ändern. Schließlich fiel er nicht beim Publikum in Ungnade, sondern vielmehr war es Jungtrainer Michael Skibbe der keinen allzu großen Wert auf seine Dienste zu legen schien. So fand er nur höchstselten einen Verwendungszweck für den kleinen Mittelfeldspieler und dementsprechend oft musste Icke mit einem Platz auf der Ersatzbank Vorlieb nehmen.

Für einen Mann seiner Klasse war es selbstverständlich ein völlig neues und ungewohntes Gefühl. Nur allzu deutlich fraß sich der Frust in sein Gesicht. Symbolcharakter besaß dann eine Szene aus dem Pokalspiel gegen einen unbedeutenden Gelsenkirchener Vorortverein: Nachdem Skibbe ohnehin über 90 Minuten auf seine Dienste verzichtet hatte, wurde er vor der Verlängerung auch noch zum Wasserträger degradiert. Dieses Bild hatte es während der Karriere des Icke Häßler nun wahrlich noch nicht gegeben und am nächsten Tag wanderte es logischerweise quer durch alle Gazetten. Michael Skibbe stand anschließend gehörig unter Druck und wenn es beim BVB nicht rund lief, bekam er mit lautstarken Pfiffen die Quittung dafür, dass er dem Publikum die Qualitäten des kleinen Icke Häßler vorenthielt.
Fast schien es so, als wenn er sich an dem zurückhaltenden Häßler profilieren wollte. Doch trotz all des öffentlichen Drucks gab er nicht nach und schon im Frühjahr war eine Trennung von Icke Häßler unausweichlich. Der neue Klub war mit 1860 München ebenfalls schnell gefunden, als dann das Verhältnis zwischen Fans und Spieler eskalierte. Die Gründe lagen im Fall Häßler nicht wie noch bei Barbarez im sportlichen Bereich, sondern es beruhte auf Nebenschauplätzen außerhalb des Platzes. Dabei ist es nur schwer möglich zu unterscheiden, ob man es als finanzielle Differenzen oder wie böse Zungen sagen würden, als familiäre Probleme bezeichnen soll. Denn obwohl sich der BVB trotz eines niet- und nagelfesten Dreijahresvertrags so entgegenkommend zeigte und bereit war ihn ablösefrei ziehen zu lassen, besaß die Familie Häßler (sprich: Angela Häßler) die Dreistigkeit auch noch eine Entschädigung vom BVB einzufordern. Im Handumdrehen stand Häßler in der Öffentlichkeit als Raffzahn dar und nicht selten wurde man bei Heimspielen des BVB mit folgendem Trikotaufdruck amüsiert: Hä$$ler. Vermutlich war es dann das neue Image des Raffzahns, dass die Hä$$lers dazu bewog die Forderungen zurückzuziehen und nach nur einem Jahr den BVB schon wieder Richtung München zu verlassen.


Nach kurzen Anlaufschwierigkeiten bei seinem neuen Klub, blühte der quirlige Mittelfeldmann jedoch wieder auf und erreichte mit den Löwen die Qualifikation für die Champions-League. Immerhin 8 Tore und 9 Torvorlagen konnte er dazu beisteuern. Sportlich lief also rund, auch wenn letztlich die Champions-League nach dem Ausscheiden gegen Leeds nicht erreicht wurde.

Die Freude an seinem Beruf hatte er somit wiedergewonnen, dagegen aber seine Ehefrau an Ex-Löwen-Manager Geenen verloren. Abfällige Bemerkungen zum sportlich auf Schlingerkurs geratenen BVB ("Ich verspüre eine gewisse Genugtuung..."), trugen dennoch nicht dazu bei, dass man ihm in Dortmund sonderlich nachweinte. Schon gar nicht beim Verein selbst, denn man konnte immerhin einen in die Jahre gekommenen Großverdiener loswerden. Und statt dessen sollten sich jüngere Spieler wie Ricken oder Addo auf seiner Position beweisen können. Auch wenn es zumindest in der letzten Saison im kreativen Mittelfeld beim BVB alles andere als rund lief, kann man bei Icke Häßlers Abgang wohl von einer Pat-Pat-Situation reden.

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