
Die Pokalsaison der BVB-Frauen ist beendet. Gegen den FC Bayern gab es in der 1. Pokal-Hauptrunde nach einem Doppelpack in der ersten Halbzeit eine 0:2-Niederlage. So wahr diese Aneinanderreihung von Fakten ist, so falsch ist sie doch auch. Denn der BVB hat viel mehr als irgendein Erstrundenspiel verloren.
3.320 Zuschauende sahen die Playoff-Partie gegen die sportlich mindestens sehr zeitnah auch im Fußball der Frauen kleinere Borussia, die der Ballspielverein vor gut einem Monat furios gewann. Schon damals wählte Sky die Partie als Live-Spiel der Pokalrunde, womit die Rote Erde nach dem mit Abstand am besten besuchten Kick der Playoffs im Nachgang die Auslosung der 1. Pokalhauptrunde beheimatete. Und es kam, wie es nach den vier Jahren Erfolgsgeschichte der BVB-Frauen wohl kommen musste: Es wurde der FC Bayern!

In den Folgetagen- und Wochen dürften am Rheinlanddamm häufiger die Telefone geklingelt haben: Denn anders als von vielen erwartet, wollten (oder konnten in Anbetracht des CL-Spiels der Männer am kommenden Mittwoch) die BVB-Frauen das bisher größte Spiel der Vereinsgeschichte nicht im überdimensionierten Westfalenstadion, sondern in der altehrwürdigen Heimat, der Roten Erde austragen. Schließlich erwirkten die Verantwortlichen eine mögliche Zuschauerzahl von knapp über 15.000 und damit über 50 % mehr, als üblicherweise bei Spielen in der Roten Erde zugelassen sind! Und auch wenn bei so einem ungewohnten Andrang sicher nicht alles perfekt gelaufen sein mag, so muss man konstatieren: Das war eine sehr gute Entscheidung! Denn zum dritten Mal in der Geschichte der BVB-Frauen meldete Stadionsprecher Danny Fritz: ausverkauft – diesmal sogar mit 15.755 Zuschauenden! Dass diese Anzahl an Leuten trotz des miesen Wetters auf den vielen Stehplätzen an einem Montagabend der Roten Erde die größte Fußballkulisse seit mehr als fünf Jahrzehnten bescherte, zeigt, dass der BVB auf einem richtig guten Weg ist.
Und das nicht nur auf der Tribüne, sondern auch auf dem Platz: Fast eine halbe Stunde lang hielt die Borussia gegen den deutschen Double-Sieger die Null, ehe Harder binnen sechs Minuten per Doppelpack (27. und 33.) die Bayern auf die Siegerinnenstraße brachte. Dass sich die Bayern mit Ausnahme dieser wenigen Minuten so schwertaten, lag aber keinesfalls an fehlender Motivation. Der BVB verteidigte leidenschaftlich wie mit hoher Qualität. Besonders Kempe ersetzte die auf die Sechs vorgerückte Reimann als Abwehrchefin hervorragend ebenso wie Steenwijk, die Klara Bühl in der ein oder anderen Szene ordentlich genervt haben dürfte. Für den Lacher der ersten Hälfte sorgten die Bayern jedoch selbst, als Carolin Simon mit einem falschen Einwurf für einen Ballgewinn des BVB sorgte. Auch die großen Stars des FC Bayern sind eben nicht unfehlbar.

Im zweiten Durchgang wurde der BVB etwas mutiger, auch weil die Bayern sich mehr und mehr auf der Führung auszuruhen schienen. So wären die BVB-Frauen trotz des doppelten Klassenunterschieds beinahe zum Anschlusstreffer gekommen, doch scheiterte Jabbes erst an Mahmutovic (59.), dann klärten die Bayern vereint in höchster Not (73.). Zwischendurch hatte sich Jenske Steenwijk ohne Gegnerinneneinwirkung verletzt und musste in der Schlussphase deshalb von draußen mitfiebern. Gute Besserung!
Am Ende hielt Mahmutovic ihren Kasten jedoch sauber und Schwarzgelb schied mit einer sehr achtbaren 0:2-Niederlage aus, die den BVB-Frauen trotz des vermeintlichen Misserfolgs ganz sicher noch mehr Fans eingebracht haben wird. Nicht nur ich dürfte an diesem Abend richtig Blut geleckt haben und auf künftig viele große Duelle in der vollen Kampfbahn Rote Erde hoffen – und irgendwann sicher auch vor ausverkauftem Haus im Westfalenstadion.
Doch wie das immer so ist mit den großen Spielen: Irgendwann folgt der graue Ligaalltag. Dort warten auf die BVB-Frauen gleich zwei weitere Spiele in dieser Woche. Erst geht es am Freitagnachmittag im Heimspiel gegen Tabellenschlusslicht Moers, dann 46 Stunden später beim Tabellenvierten Bielefeld um drei weitere Punkte. Bleibt zu hoffen, dass sich der BVB in der Regionalliga keine weiteren Aussetzer auf und neben dem Platz leistet und der Verein dem Ziel 1. Bundesliga in dieser Saison einen weiteren Schritt näher kommt.
Statistik
BVB: Van der Laan – Steenwijk (64. Böger), Kempe (74. Wahle), Wöhrn – Vogel, Reimann, Ito (90. Günnewig), Jabbes (90. Pauls), Schumacher (64. Leubner), Enderle – Marquardt
FCB: Mahmutovic – Gwinn, Gilles (70. Oberdorf), Eriksson (46. Hansen), Simon (70. Naschenweng) – Caruso, Stanway – Padilla-Bidas, Alara, Bühl (70. Damjanovic) - Harder
Tore: 0:1 Harder (27.), 0:2 Harder (33.)
Weitere Artikel
