Spielbericht Profis

Berlin, Berlin, wir fahren als Geimpfte nach Berlin

02.05.2021, 00:17 Uhr von:  DocKay
Profilbild von Aki Watzke, der über geimpfte Zuschauer im Stadion nachdenkt
Aki Watzke träumt von geimpften Zuschauern aus dem medizinischen und sozialen Bereich beim Pokalfinale

Der letzte Sieg gegen Holstein Kiel im DFB-Pokal war ein Etappensieg auf dem Weg ins Pokalfinale. Am Ende stand der Gewinn des Double. Der jetzige Halbzeiterfolg von 5:0 weckt Hoffnungen auf den erneuten Pokalgewinn.

Unser Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat vor dem Pokal-Halbfinale gegen den Zweitligisten Holstein Kiel wieder einmal für Gesprächsstoff gesorgt. Er wünscht sich, dass geimpfte Fans aus dem medizinischen und sozialen Bereich beim Pokalfinale in Berlin kostenlos Eintritt erhalten. Für ihn ist eine Zuschauerzahl zwischen 10 000 und 15 000 durchaus denkbar. Man muss nicht unbedingt Fan von Aki sein, um dieser Aussage mehr als einen Marketingeffekt abzugewinnen, hagelt dieses Statement doch mitten in die aktuelle Diskussion zur Positionierung von Geimpften und Nicht-Geimpften in dieser Gesellschaft. Ich kann nur sagen:“ Warum eigentlich nicht.“ Jahrelang habe ich der Priorisierungsgruppe eins bzw. zwei angehört und bin zwischenzeitlich geimpft worden. Dennoch würde ich dem an der vordersten Front tätigen Intensivpersonal den Vortritt lassen. Ich kann in diesem Zusammenhang auch diese Diskussion bzgl. irgendeiner Form von Solidarität nicht mehr nachvollziehen. Wer soll denn hier gegenüber wem solidarisch sein? Oder ist Solidarität hier nur in einem Paket von Neid geschnürt!

Warum soll, wenn möglich, der Geimpfte nicht einen Teil seiner Bürgerrechte zurückbekommen? Warum soll der im Alter Fortgeschrittene mit einer geringeren Lebenserwartung nicht wieder bevorzugt seine Freiheiten genießen können? Das würde auch Gastronomen und den am Boden liegenden Branchen guttun. Nein, wir diskutieren dann lieber, verschließen die Augen, hören nicht zu und suchen krampfhaft irgendeine Form von neuer Solidarität. Weiterhin herrscht dieser unerträgliche Flickenteppich. Geimpfte in Hessen und Bayern sind negativ getesteten Personen gleich zu stellen. Und wir in NRW, Herr Laschet, kommen dann doch nächste Woche so langsam in die Pötte! Im Spiegel schreibt Margarete Stokowski über das Thema „Ich wurde geimpft“ und die Neiddebatte. Ich kann zusammenfassend nur sagen, ich hätte kein schlechtes Gewissen nach Berlin zu fahren und würde mich darüber freuen, wenn viele auf den Balkonen mir Beifall klatschen würden. Ich würde sie sogar bei meiner Anfeuerung des BVB lautstark integrieren.

Mit diesen Gefühlen schaue ich mir das Halbfinale gegen die Sprotten aus Kiel an und hoffe für die Kämpfer*innen an der medizinischen Front auf Aki und das Finale in Berlin.

Die ersten 45 Minuten

Den ersten Paukenschlag gab es vor Spielbeginn. Unser Goalgetter Erling Haaland musste aufgrund muskulärer Probleme das Spiel von der Tribüne aus anschauen. Es sollte ihm viel Spaß bereiten. Glaubte man zunächst an eine erhebliche Schwächung des Teams, so zeigte der Spielverlauf das genaue Gegenteil. Holstein Kiel tat sich schwer, die rotierenden Angriffsspitzen des BVB in den Griff zu bekommen. Nach einigen Minuten des Abtastens wurden die Norddeutschen vom Angriffsfußball der Schwarzgelben im wahrsten Sinne des Wortes niedergewalzt und wirkten hoffnungslos überfordert. So führte der erste Angriff mit wechselnden Positionen und Hochgeschwindigkeitsfußball zur Führung unserer Borussia. Jadon Sancho passte zu Gio Reyna und dieser ließ Dähne im Tor der Kieler mit einem platzierten Schuss aus linker Position keine Chance (16´). Kurze Zeit danach schnürte Reyna seinen ersten Doppelpack im Trikot des BVB (23´). Eingeleitet von einem Pass von Guerreiro und einem folgenden Kunststück von Reus und erneut Gueirreiro kam der Ball wieder zu Reyna und dieser brauchte nur noch zum 2:0 einzuschieben. Gerade einmal drei Minuten waren vergangen, als Emre Can einen Ball genial auf Marco Reus zirkelte. Unser Kapitän dankte es ihm mit seinem Treffer zum 3:0 (26´). Kurz machten die Kieler mit einem Pfostenschuss durch Fabian Reese auf sich aufmerksam (27´). Dann war aber erneut der BVB an der Reihe. Hazard erlief einen von Mefferts abgefälschten Risikopass von Lee und netzte souverän zum 4:0 ein (31´). Doch es sollte im ersten Abschnitt noch nicht genug sein. Schnelles Kombinationsspiel führte erneut an Holstein Kiel vorbei zu Jadon Sancho. Dieser bediente Jude Bellingham, dessen Schuss noch abgefälscht wurde, schließlich aber unhaltbar im Netz landete (42´). Nach dem Halbzeitpfiff mussten die Kieler erst einmal darüber nachdenken, welcher Halbzeitfilm da gerade abgelaufen war. Eigentlich war die Nummer jetzt schon durch.

Die zweiten 45 Minuten

In der zweiten Hälfte kam zunächst Julian Brandt für Giovanni Reyna aufs Spielfeld. Es war klar, dass die Borussia einen Gang zurückschalten würde. Dennoch wurde es beim schnellen Kombinationsspiel immer wieder gefährlich vor dem Kasten der Kieler. Aber es fehlte am Ende die Entschlossenheit, was bei dem Spielstand ja durchaus verständlich war. Edin Terzic wechselte dann noch Morey, Reinier und Delaney ein. Dafür konnten sich Piszczek, Can und unser Kapitän Marco Reus mit der Zuschauerrolle begnügen. Mateu Morey wurde dann zur tragischen Figur der zweiten Hälfte. Bei einem Laufduell ohne eigentliche Einwirkung des Gegners verletzte sich der Spanier schwer (70´). In der ersten Zeitlupe vermutete man zunächst ein Bandverletzung im Bereich des oberen Sprunggelenkes. Weitere Wiederholungen zeigten dann aber auch eine gleichzeitige Überstreckung des rechten Kniegelenkes. Unser rechter Verteidiger wurde direkt zur weiteren Diagnostik ins Krankenhaus gebracht. Wir wünschen ihm auf diesem Weg alles Gute und hoffen, dass diese Verletzung ihn nicht zu einer längeren Pause zwingen wird. So standen alle Beteiligten auf und außerhalb des Spielfeldes in den letzten 20 Minuten unter dem Schock dieses Ereignisses. Nach 90 Minuten pfiff Schiedsrichter Dingert die Partie ab.

Fazit

Wir werden natürlich nicht nach Berlin fahren, ob geimpft oder ungeimpft. Vor gut einer Woche teilte der DFB mit, dass das Pokalfinale am 13. Mai ohne Zuschauer stattfinden wird: “Aufgrund der aktuellen gültigen Verordnungen für den Spielort Berlin ist ein Antrag auf Zuschauerzulassung bis zum 9. Mai nicht möglich“. Vom 11. Juni bis zum 11. Juli findet der EM-Zirkus in elf europäischen Städten und einer asiatischen Stadt (Baku) statt. Das erste Spiel in München am 15. Juni bestreitet die, mir inzwischen gleichgültige Mannschaft gegen Frankreich. Die UEFA fordert trotz Corona-Krise pro Spiel mindestens 14 500 Zuschauer (Fans?). Ich bin gespannt ob das Gesundheitswesen vor Ort und die Politik vor den UEFA Bossen einknicken. Vielleicht verschwinden aber auch plötzlich das Coronavirus und die Mutationen und wir sehen als Ehrengäste unsere DFB-Funktionäre lächelnd auf der Tribüne sitzen, als Form einer besonderen Priorisierung und Solidarität. Natürlich geimpft und mit negativem Test.

BVB Fazit

Es war das 15. Halbfinale im DFB-Pokal, das der BVB bestritt. Nach dem souveränen 5:0 Sieg über Holstein Kiel bestreitet man am Donnerstag, den 13. Mai um 20:45 Uhr das 10. Finale in diesem Wettbewerb. Gegner ist der Rasenballsportclub Leipzig mit seinem scheidenden Trainer Nagelsmann. Dem sollten wir gehörig zum Abschied die Suppe versalzen. Das würde auch unsere Bilanz im Pokalendspiel ausgeglichener erscheinen lassen, denn bisher stehen vier Siegen fünf Niederlagen gegenüber. Also Jungs, holt den Pott zum fünften Mal in die Fußballhauptstadt und haut sie weg die Dosen, dass sie nicht mehr den Pfand wert sind! Und lieber Mateu, werde ganz schnell wieder gesund und denke daran: Mit schwarzgelbem Blut heilt alles besser!

Blick ins weite Rund des sich füllenden Olympiastadions in Berlin
Endspiel im DFB-Pokal in der Saison 2016/2017, das der BVB mit 2:1 gegen Eintacht Frankfurt gewann.

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