Unsa Senf

Zukunftsvision BVB: Einleitung

05.04.2018, 00:00 Uhr von:  Sascha Seb

Die aktuelle Geschäftsführung steht für die Zukunft vor einer absoluten Herkulesaufgabe: der Entwicklung einer Zukunftsversion für Borussia Dortmund. Alle weiteren Aufgaben, wie z.B. der Aufbau weiterer Absatzmärkte in Asien, dienen nur dem Zweck, den Spielbetrieb zu finanzieren. Im Gegenzug ist auch ein erfolgreicher Spielbetrieb die Bedingung, um Menschen weltweit für den BVB zu interessieren und zu begeistern. Aber hier steckt Borussia Dortmund gerade in einem Dilemma.

Die aktuelle Deloitte Money League weist eine Umsatzdifferenz zu Bayern München in Höhe von 250 Millionen Euro aus, zum Spitzenreiter Manchester United kommen noch weitere 100 Millionen Euro hinzu. Verhältnisse, die sich auch deutlich in der Bundesligatabelle ablesen lassen. Nicht allein dadurch, dass die letzten fünf Spielzeiten der Meister immer Bayern München hieß, in diesem Zeitraum sammelten die Bayern auch insgesamt satte 105 Punkte mehr als der BVB. Selbst das „wenn die Bayern mal schwächeln, müssen wir da sein" scheint mittlerweile nur noch ein frommer Wunsch. Und mit den Dosen aus Leipzig ist ein weiterer Verein hinzugekommen, der es dank Taurin-Daddy Mateschitz in Sachen wirtschaftlicher Potenz durchaus mit uns aufnehmen kann.

Auf der anderen Seite ist man finanziell Platz 5 aber auch so weit enteilt, dass es bei einer vernünftigen Verwendung der Mittel am Ende immer zu einem Champions League-Platz reichen sollte. Wobei es hier in Zukunft, falls 50+1 doch irgendwann fällt, noch zu Verwerfungen kommen könnte. In der Champions League wiederum muss man den Finaleinzug 2013 eindeutig als einmaligen und außergewöhnlichen Glücksfall betrachten. Die Lücke zu den Vereinen ganz vorne ist mittlerweile ebenfalls so groß, dass das Viertelfinale zukünftig das höchste der Gefühle für uns sein dürfte.

Trotzdem muss man sich auch immer wieder vor Augen führen, was wir 2011 bis 2013 erreicht haben und vor allem mit welchen Mitteln. Einen ähnlichen Rückstand zu den Bayern oder Manchester United hatten wir auch damals schon. „Märchen" wurde es deswegen genannt. „Nicht wiederholbar" hört man die meisten sagen. Die wenigsten würden an dieser Stelle widersprechen, aber man muss die Frage aufwerfen, ob unsere damaligen Erfolgsfaktoren zusammen mit den besseren finanziellen Bedingungen nicht doch wieder zu ungeahnten Erfolgen führen können. Den Beweis, dass Geld nicht alles ist, erbringen andere Vereine schließlich Jahr für Jahr in der Champions League. Ein Erfolgsfaktor damals war sicher die Geschichte der „Young Guns", des „Kinderriegels", des „hottest team in Europe". Von dieser Geschichte hat man sich gelöst oder auch lösen müssen: Spieler wurden älter, jüngere Spieler konnten sich nicht richtig durchsetzen oder wurden direkt wieder abgegeben, Fußballer im besten Alter wurden dazu geholt.

Die Mannschaft hat sich verändert, der Verein hat sich verändert. Das Umfeld, der Markt ist noch rasanter geworden. Und auch die Fanszene hat sich verändert. Es knirscht und knarzt. Die Zahnräder greifen nicht mehr so ineinander, das ist spürbar. Entfremdung, „Erfolglosigkeit", schlechter werdende Stimmung sind zu verzeichnen und nicht zuletzt eine Mannschaft, die das Potential nicht auf den Platz bekommt.

Es stellen sich viele Fragen in dieser Zeit. „Wer bin ich?", um es philosophisch auszudrücken. „Wo wollen wir hin?", könnte man auch fragen.

Aber nicht nur die Geschäftsführung ist gefragt. Auch wir Fans müssen uns immer wieder die Frage stellen, wie wir mit der Situation umgehen. Wie behandeln wir die Ich-AGs, die Woche für Woche unsere Farben vertreten? Wie können wir unserem Verein helfen und welche Erwartungen haben wir?

In einer Artikelserie "Zukunftsvision BVB" wollen wir einige dieser Fragen aufwerfen, eine Bestandsaufnahme machen, unsere Gedanken mitteilen und zu Diskussionen anregen. Dazu haben wir ein paar Worte auf das virtuelle Papier gebracht, die in den nächsten Tagen bei schwatzgelb.de zu lesen sein werden.

Unterstütze uns mit steady

Weitere Artikel