Spielbericht Jugend

​Elfmeterschießen in Dortmund sind schön

23.05.2017, 21:34 Uhr von:  Nadja
​Elfmeterschießen in Dortmund sind schön
Deutscher Meister werden im Westfalenstadion - unbezahlbar!

In einem Heimspiel hatte die U19 vom BVB die Chance, den Titel zu verteidigen. Aber das Spiel fand nicht, wie zuvor das Halbfinale, in Brackel statt, sondern im Westfalenstadion.

33.450 Zuschauer fanden den Weg ins Westfalenstadion

Und wenn in Dortmund gerade die Heimspiel-Saison zu Ende gegangen ist, die Sonne scheint, die Anstoßzeit mit der Arbeit vereinbar ist und der BVB spielt, dann geht man eben in den Tempel. Montag hin oder her. 33.450 Zuschauer waren dann auch der pulverisierte Zuschauerrekord in einem A-Jugend Spiel.

Zu sehen bekamen die Fans aber erstmal das DFB-Theater, das schon fast wie bei den Profis inszeniert war. Völlig verständlich reagierte der Gästeblock mit einem “Fussball-Mafia DFB!”.

Die zu zwei Dritteln gefüllte Südtribüne brachte hingegen gleich zu Beginn den Klassiker “Zieht den Bayern die Lederhosen aus” und setzte damit lautstärkemäßig ein erstes Zeichen.

Die Bayern spielten mit den neuen Knasttrikots und der BVB ebenfalls im neuen Trikot mit den Querstreifen. Das hatte was von den Daltons.

Erste Halbzeit

Kapitän Dzenis Burnic im Zweikampf

Das Spiel ging sehr flott los. In der 2. Minute gab es die erste große Chance, doch Amenyido, der nicht nur von der Position her ein wenig an Aubameyang erinnerte, schoss den Ball nicht nur am Tor vorbei, er stand dabei auch im Abseits.

Anfangs war der BVB auf dem Platz tonangebend, ab der 10. Minute kamen die Bayern aber immer besser ins Spiel und bestimmten bald das Geschehen. Erstaunlicherweise nicht nur auf, sondern vor allem auch neben dem Platz. Der Gästeblock, ausgestattet mit einer Trommel, spulte das bekannte Bundesliga-Liedgut ab, während die Süd sehr schnell nachließ.

Gerade die rechte Abwehrseite des BVB erwies sich immer wieder als durchlässig, auch weil die Bayern oft die Positionen wechselten und so setzte sich immer wieder ein anderer Bayernspieler gefährlich durch, ohne jedoch große Chancen zu erspielen.

Weitere 10 Minuten später konnte der BVB aber wieder etwas Boden gutmachen und nach zwei guten Chancen innerhalb von zwei Minuten erwachte auch das Stadion wieder. Zuerst mit einem etwas zaghaften “BVB 09”, gefolgt aber von einem richtig lauten “Westfalenstadion steh auf”. Der folgende Wechselgesang klang im halbvollen Rund ohrenbetäubend laut.

Das Spiel ging währenddessen hin und her, immer wieder erspielten sich beide Teams vielversprechende Chancen. Die Bayern hatten in der 22. Minute gleich drei davon hintereinander, doch letztendlich sprang trotz des Ausrutschers von Torwart Bansen nichts dabei raus.

Der Gästeblock zeigte sich gut aufgelegt

Die Südtribüne intonierte derweil “Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!”. Spielunabhängiger geht Support wohl nicht, dabei waren die Ultras gar nicht da.

Der Gästeblock sorgte mit einem “das ganze Stadion” zuerst für große Verwirrung. Beim Anstimmen von “Scheiss DFB” hatte die Süd aber verstanden. Es klang ziemlich einstimmig und sehr laut von beiden Seiten.

Gegen Ende der ersten Halbzeit resultierten die gefährlichen Szenen hauptsächlich noch aus Standardsituationen. Doch auf beiden Seiten flogen die Freistöße am Tor vorbei.

Ein kurzer Lacher dann in der 42. Minute, als der Schiri mit einem laut hörbaren Arschklatscher den Ball ins Seitenaus beförderte. Einwurf Bayern.

Kurz vor der Pause dann nochmal Aufregung hüben wie drüben. Erst brachte Kilian im letzten Moment noch ein Bein zwischen den Bayernspieler und den Ball, dann wurde auf der anderen Seite der Ball von Amenyido im letzten Moment zur Ecke gelenkt. Auch das Westfalenstadion machte sich kurz vor der Pause noch einmal bemerkbar.

Zweite Halbzeit

Julian Schwermann im Zweikampf

Nach der Pause ging es fulminant los. In der 47. Minute hatte Kopacz die Riesenchance nach einer hervorragenden Vorbereitung von Burnic, doch Kopacz umspielte nicht nur den Torwart, sondern auch den Pfosten. Und keine Minute später bekam er erneut die große Chance auf das 1:0, doch auch der Schuss von der Strafraumkante fand den Weg ins Netz nicht.

Der BVB war nach der Pause am Drücker. Amenyido setzte sich an der Eckfahne gegen zwei durch und konnte nur durch ein Foul gestoppt werden. Der Freistoß von Burnic sorgte zwar mal wieder für Stimmung im Rund, nicht aber für Gefahr vor dem Tor.

Die Bayern kamen erst ab der 50. Minute wieder etwas besser ins Spiel. Vor allem die Ecke in der 53. Minute war brandgefährlich, doch der Kopfball ging knapp über das Tor.

Kurz danach erfolgte die erste verletzungsbedingte Auswechslung beim BVB. Für Wanner kam Hüseyin Bulut ins Spiel, der noch für Furore sorgen sollte. Allerdings auf eine etwas ungewöhnliche Art. Doch dazu später mehr.

In der 58. Minute dann der bis dahin schönste Spielzug. Über mehrere Stationen kam der Ball zu Passlack, der ihn an den langen Pfosten setzte. Das war knapp!

Darauf folgte dann auch das Stadion mit einem “Shalalala ey ey BVB”. Ansonsten hörte man vor allem die Bayern, obwohl der BVB auf dem Feld in der zweiten Halbzeit bis dahin klar bestimmend war.

In der 64. Minute entstand dann auf einmal völlig spontan ein BVB-Wechselgesang. Wenn es mal laut wurde, dann aber auch so richtig.

Felix Passlack spielte wie gewohnt auf der rechten Außenbahn

Die Bayern sangen – nicht ganz unberechtigt – “Ohne Bayern wär hier gar nichts los”. Der Konter des Westfalsenstadions war jedoch genial: “Ohne Bayern fahrn wir nach Berlin”. BUUUUUURN! Riesengelächter im Stadion.

In der 67. Minute folgte erneut ein verletzungsbedingter Wechsel. Für Schwermann kam Jano Baxmann und auch er sollte noch für einiges an Wirbel sorgen. Zehn Minuten später kam dann auch der langzeitverletzte Serra für Amenyido.

Und Serra hatte gleich eine gute Szene. Er setzte den Torhüter derart unter Druck, dass dieser nur eine Kerze zustande brachte. Serra kam zwar noch dran, konnte aber nicht vom Torwartfehler profitieren.

Dann startete der Chancentod-Marathon von Baxmann. Immer wieder spielte er sich großartig frei oder wurde von seinen Mitspielern super in Szene gesetzt, doch der Ball wollte einfach nicht rein. Einmal war der Abschluss nicht gut genug und landete in den Armen vom Torwart, einmal klärte Hoffmann gerade noch zur Ecke, dann kriegte er den Ball nicht aufs Tor.

Auch Bulut und Serra vergeben noch zwei Großchancen, wobei das Stadion nach dem Schuss von Serra vehement Handelfmeter forderte. Wenn einer 'ne Wiederholung gesehen hat, auf der sich das auflösen lässt, dann hat er mehr gesehen als ich.

Jano Baxmann scheitert an Ron Thorben Hoffmann

Die Bayern fielen währenddessen vor allem durch einen Wechsel auf: 19:09 stand auf der Anzeigetafel. Übersetzt heißt das Crnicki für Wintzheimer.

Auch beim BVB kam kurz vor Ende noch Schulte für Passlack, der mit Sprechgesängen verabschiedet wurde.

Der BVB war in den letzten Minuten der regulären Spielzeit ganz klar spielbestimmend, Bayern behalf sich vor allem noch mit Ballrausschlagen. Das Publikum wurde dabei hauptsächlich noch bei angeblichen Fehlentscheidungen laut. Ganz zum Schluss folgte dann aber nochmal ein “Zieht den Bayern die Lederhosen aus”, ehe der Schiedsrichter abpfiff.

Verlängerung

Zu Beginn der Verlängerung sangen handgezählte fünf Bayern-Fans “Heimspiel in Dortmund”. Auch wenn die Bayern stimmungsmäßig noch immer die Oberhand hatten, laut waren auch sie zu dem Zeitpunkt schon lange nicht mehr. Die Stimmung war doch sehr eingeschlafen. Und das Spiel eigentlich auch.

Dann bekam Bayernspieler Timothy Tillman spontanen Applaus von der Südtribüne, weil er die Fahne wieder auf die Eckfahne gemacht hatte.

Und dann hatte irgendwo irgendeiner eine geniale Idee. Auf einmal klang ein lautes “Buluuuuut” von der Süd. Und das zog sich für den Rest der Verlängerung bei jedem Ballbesitz der Nummer 10 durch. Ein neuer Publikumsliebling war geboren.

Und wiederum gab es Applaus für Tillman, diesmal weil er den Ball nicht stoppen konnte und ihn so ins Seitenaus beförderte.

In der 103. Minute dann ein Schockmoment: Tor für Bayern. Das wurde aber glücklicherweise wegen Abseits aberkannt. Den schnellen Konter der Dortmunder liess der Schiri aber auch nicht durchgehen. Dennoch gab es auch auf der anderen Seite eine Großchance. Am langen Pfosten verpasste ein Dortmunder aber knapp.

David Kopacz im Zweikampf

Die Bayern starteten mit einem “Hier regiert der FCB” in die 2. Halbzeit der Verlängerung. Traurigerweise hatten sie abseits vom Platz recht.

Und wiederum erspielte sich Baxmann eine große Chance, verzog aber ziemlich deutlich.

In der 112. Minute dann nochmals eine Riesenchance für Bayern. Eigentlich war schon geklärt, doch der Ball prallte nochmal zurück in den Strafraum. Der Fallrückzieher ging aber zum Glück über das Tor.

Und immer und immer und immer wieder “Buluuuuuuuut”.

Zwei Minuten vor Schluss mobilisierte die Süd nochmal alle Kräfte und das Stadion zog mit. Götze sah noch gelb wegen Handspiel und dann verzog Buluuuuuuuut die letzte Chance des Spiels. Es kam zum Elfmeterschießen.

Das “You’ll never walk alone” vor dem Elfmeterschießen klang richtig gut. Nach Aufforderung von der Bank wurde es in der Pause auch nochmal richtig laut. “Nur der BVB” wurde aber abrupt unterbrochen vom Jubel über die Auslosung. Die Elfmeter würden aufs Tor vor der Süd geschossen.

Was folgte, war ein richtig spannendes Elfmeterschießen:

Hoffen und Bangen während des Elfmeterschießens für beide Teams

Götze trifft links unten. 0:1

Beste trifft rechts unten. 1:1

Stingl über das Tor. 1:1

Schulte verschießt. Oder besser gesagt: Hoffmann hält. 1:1

Hadzic trifft oben links. 1:2

Laukart schickt den Torwart in die falsche Ecke und trifft links unten. 2:2

Friedl ganz knapp unten rechts. 2:3

Serra Unterkante Latte und rein und wieder raus. 3:3

Alle Tore wurden frenetisch bejubelt

Crnicki oben links ins Eck. 3:4

Burnic cool oben rechts. 4:4

Emghannes verlädt Bansen und trifft unten rechts. 4:5

Bulut trifft links halbhoch und holt sich seine Gesänge ab. (Buluuuuuuuut) 5:5

Awoudja eigentlich gehalten, aber dann doch knapp unter der Latte noch rein gesprungen. 5:6

Baxmann locker unten rechts. (Hatte man so vielleicht nicht erwarten können.) 6:6

Tarnat ganz gut oben links. 6:7

Kilian verlädt den Torwart und trifft rechts unten. 7:7

Tillman mittig auf den Torhüter. Gehalten. Wiederum Applaus für Tillman vom Westfalenstadion. 7:7

Der entscheidene Moment: Eike Bansen hält

Pieper und drin!!! Herr Pieper, bitte zum Podest auf dem Mittelkreis. Herr Pieper, bitte. 8:7

Es dröhnt "Sweet Caroline" aus den Lautsprechern. O-o-ooo!

Die Mannschaft geht zur Süd: “Hinsetzen! Hinsetzen!” Ein “Wir folgen dir, egal wohin es geht!" Einmal “Sieg!” und dann die wohlverdiente Welle.

“Deutscher Meister ist nur der BVB!”


Statistik

...Danach gab es dann kein Halten mehr
Borussia Dortmund: Bansen – Passlack (86. Schulte), Kilian, Pieper, Beste – Laukart, Burnic – Kopacz, Wanner (56. Bulut), Schwermann (67. Baxmann) – Amenyido (76. Serra)


Bayern München: Hoffmann - Stingl, Fe. Götze, Friedl, Meier (92. Awoudja) - Tarnat, Fein - Hadzic, Shabani (101. Emghames), Tillman - Wintzheimer (89. Crnicki)

Tore: keine

Elfmeterschießen: 0:1 Götze, 1:1 Beste, Stingl (drüber), Schulte (gehalten), 1:2 Hadzic, 2:2 Laukart, 2:3 Friedl, 3:3 Serra, 3:4 Crnicki, 4:4 Burnic, 4:5 Emghannes, 5:5 Bulut, 5:6 Awoudja, 6:6 Baxmann, 6:7 Tarnat, 7:7 Kilian, Tillman (gehalten), 8:7 Pieper

Zuschauer: Westfalenstadion, 33.450

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