Spielbericht Profis

Schwarzer Tag für Lewandowski

16.09.2012, 13:31 Uhr von:  Redaktion

Jubel zum 1:0Niedersachsenstadion Hannover. Dortmund führt 1:0 durch ein Tor von Shinji Kagawa. Zehn Minuten vor Schluss muss Mats Hummels ausgewechselt werden. Die Verteidigung gerät ins Wanken, kassiert noch zwei Gegentore. Verloren, scheiße! Dieses bittere Gefühl wird am 18.09.2012 genau ein Jahr her sein. Seitdem ist der BVB 31 Spiele ungeschlagen. Wahnsinn. Und das 3:0 gegen Leverkusen zeigte, wie wenig Spaß die Gegner gegen Dortmund haben.

Wenn die DFL eine große Aktion plant und promotet, dann wird das auch so richtig groß aufgefahren. „Geh deinen Weg“ hieß es im Vorfeld der Partie auf den Bannern auf dem Spielfeld. Uli Hoeneß und Reinhard Rauball hatten zuvor kräftig die Werbetrommel gerührt. „Zur Unterstützung der Aktion“ kam Angela Merkel ins Westfalenstadion. Die Integration solle mithilfe der Initiative gefördert werden. Nur da stellt sich eine Frage: Inwiefern hilft es der Integration, wenn Angela Merkel in einer Loge das Spiel mit dem DFL-Präsidenten verfolgt? Wer immer noch den guten Willen der DFL bei dieser Selbstbeweihräucherung sieht, sollte mal auf den Medienpartner achten: Integrations-Oberwachtmeister „Bild“ (link: http://www.bildblog.de/23423/boulevard-erklaert-moslems-den-schnitzelkrieg/) und „Hüriyet“. Da erübrigen sich jede weiteren Worte.

Merkel im WestfalenstadionAktionismus auf der einen, Leidenschaft und Motivation auf der anderen Seite. Die Fanabteilung hatte bei ihrer Aktion „Abpfiff für Rechts“ noch einmal eine Schippe drauf gelegt. Eine Antwort unter anderem auf das Nazi-Spruchband auf der Südtribüne gegen Bremen. Im ganzen Stadion bekamen die Fans Flyer in die Hand gedrückt, die die Position aller BVB-Fans noch einmal deutlich machten. Ein Liedvers aus dem Lied „Borussia“ war das Motto des heutigen Tages: „Borussia verbindet Generationen, Männer und Frauen, alle Nationen“. Ein Blickfang war dann das Banner mit diesem Zitat auf der Nordtribüne, dass die gesamte erste Halbzeit über dort hing. Auch The Unity fand diesen Spruch mehr als passend für die Fanszene. Die Gruppierung zeigte ein Banner und verkaufte Shirts. Block 15 war der Ort, an dem gegen Werder das Nazi-Spruchband gezeigt wurde. Das passte den Fans dort natürlich nicht, als sie später durch die Medien erfahren haben, was da eigentlich für ein Gedankengut gezeigt wurde. „Block 15 gegen Rechts“ hieß es deshalb auf einigen Papiertafeln, die unter anderem vor dem Spiel zu sehen waren.

Abpfiff für Rechts, Anpfiff für Borussia gegen Leverkusen. Eine große Überraschung gab es bei einer Personalie im Team des BVB. Jürgen Klopp führte im Vorfeld einfach mal ganz Dortmund und den Gegner in die Irre, als er Marco Reus auf der Bank ließ. Dafür durfte Kevin Großkreutz für seinen Stammplatz kämpfen. Und Mario Götze bekam seinen ersten Einsatz von Anfang an. Wie es der Fan beim Heimspiel mittlerweile ja gewohnt ist, kam der BVB so richtig gut in die Partie. Innerhalb der ersten fünf Minuten hatte der BVB gleich zwei gute Torchancen. Nach tollem Pass von Ilkay Gündogan aus dem Halbfeld kam Marcel Schmelzer links im Strafraum an den Ball. Dessen Schuss ging ans linke Außennetz. Dann war es Kuba, der kurze Zeit später leichtfertig aus fünf Metern eine Großchance vergab. Der Gast aus Leverkusen hatte also die Gewissheit, dass das heute kein Zuckerschlecken sein würde.

Kuba im ZweikampfDennoch waren sie mutig, die Spieler der Werkself. Sie waren mutig offensiv ausgerichtet. Was für sie den Nachteil hatte, dass sie hinten die gerade angesprochenen Lücken aufwiesen. Gefährlich wurde es vor dem Tor von Roman Weidenfeller in der ersten Hälfte nur einmal: Stefan Kießling bekam nach einem kleinen Durcheinander den Ball. Fünf Meter vor dem Tor, eine gute Position. Glück für den BVB, dass Kießling zu lange zögerte und der Schuss letzten Endes noch abgeblockt werden konnte.
Der BVB wirkte sicher und abgeklärt. Ganz anders Michael Kadlec, der zur Stunde bestimmt immer noch fluchend über das Bayer-Werksgelände läuft. Eine Flanke in den eigenen Fünfmeterraum klärte er zur Ecke – obwohl weit und breit kein Dortmunder in Sicht war. Die Folge: Eckball, Hummels, Aufsetzer, Tor! Der titelverteidigende Titelverteidiger ging mit 1:0 in Führung. Dortmund jubelte, Lewandowski fluchte. Wie kann seine Mannschaft Hummels nur so frei köpfen lassen?

Der Stimmung tat das Tor richtig gut. Das Stadion stand, sang und die Süd hüpfte. Alle merkten: Der Deutsche Meister ist immer noch so hungrig wie 2008, bei Klopps Dienstantritt. Das absolute Highlight dieser Partie sollte aber noch kommen. Lewandowski, seines Zeichen Stürmer, nahm den Ball im Mittelkreis entgegen. Blitzschnell drehte er sich um die eigene Achse, spielte einen 30-Meter-Pass auf die rechte Seite an den Strafraum wo Piszczek stand. Der behielt nach einem atemberaubenden Sprint die Übersicht, spielte quer zu Götze. Der ließ den Ball – gewollt – unter seinen Beinen durchrollen. Kuba stand frei – 2:0 Borussia! So wird Fußball gespielt! Wir wollen am Anfang der Saison ja nicht zu euphorisch klingen, aber das war einer der besten Spielzüge unter Jürgen Klopp.

Für die zweite Halbzeit hatten sich die Gäste sichtlich etwas vorgenommen und machten mehr Druck. Die BVB-Verteidigung ließ sich aber nicht aus dem Konzept bringen und spielte weiter abgeklärter denn je. Springen wir in die 69. Spielminute: Klopp hatte mittlerweile Reus gebracht und nahm nun Götze runter. Was für ein Luxus! Und Reus war es dann auch, der in der 79. Minute zum Freistoß aus dem zentralen Halbfeld bereit stand. Flanke an den Fünfmeterraum, Lewandowski stand an der Seitenlinie und sah, wie Lewandowski traf. Und wer den Torjubel des Polen gesehen hat, der weiß, was für eine Last von ihm gefallen ist. Endlich im dritten Spiel das erste Saisontor – das gibt für die Champions-League einiges an Selbstsicherheit.

SüdtribüneDas Spiel war nun gegessen. Und die Stimmung? Durchschnitt, nicht mehr und nicht weniger. Und so jubelte der eine Lewandowski über den Sieg und seinen Treffer, während der andere feststellen musste, dass auch er die Siegesserie des BVB nicht beenden konnte. Und das, obwohl ein Kießling den Spieleröffner Hummels aus dem Spiel nahm. Obwohl sich Leverkusen nicht versteckte.

Und jetzt darf ganz Dortmund die Demut für einen Moment beiseite legen und mit gekonnter Arroganz fragen: „Wie fühlt sich eigentlich eine Bundesliga-Niederlage an?“. Ok, Dienstag ist Champions-League…

Die Fotostrecke zum Heimsieg gegen Bayer Leverkusen findet Ihr wie gewohnt auf unserer BVB-Fotoseite unter diesem Link.

Noten:

Roman Weidenfeller: Ein schwieriger Fall für den Notenvergebenden. Wurde kaum geprüft, aber deshalb immer eine „3“? Es geht wohl nicht anders: 3
Lukasz Piszczek: Tolle Torvorlage zum 2:0 und hinten sehr sicher: 2+
Mats Hummels: Wurde als Spieleröffner von Kießling aus dem Spiel genommen. Seine Hauptaufgabe, das Verteidigen, hat er wie immer gut gemeistert: 2
Neven Subotic: Wirkte zusammen mit Hummels wie ein waschechter „Aberwehrriegel“: 2
Marcel Schmelzer: Ließ sich zwei Mal von Gündogan in Szene setzen. Auf jeden Fall besser aufgelegt als im Länderspiel: 3+
Sebastian Kehl: Der ruhige Pol in der Defensive: 2-
Ilkay Gündogan: Bester Spieler auf dem Feld. Zwei geniale Pässe auf Schmelzer, eine tolle Übersicht, insgesamt: 1-
Kevin Großkreutz: Viele unkonzentrierte Aktionen, wenig Belebung für das BVB-Spiel: 4-
Kuba: War wieder der Wirbelwind auf der rechten Seite. Aber sein Abschluss lässt zu Wünschen übrig. Er hat drei Mal den Ball nicht richtig getroffen und eine Großchance vergeben. Dank des Tores: 2-
Mario Götze: War eher die hängende Spitze mit Gündogan als Spielmacher. Hatte eine gute Möglichkeit beim Schuss aus 16 Metern. Die genialen Momente blieben aus: 2-
Robert Lewandowski: Erstes Saisontor, wie immer der Mann, der die langen Bälle aufnahm und verteilte. Ansonsten unauffällig: 2-
Marco Reus: Mischte die Partie nach seiner Einwechslung noch einmal auf. Torvorlage zum 3:0. Note: 2-
Ivan Perisic: War in seinem 20-Minütigem Einsatz eher unauffällig. Note: 4+

GroßkreutzFakten

BVB: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer - Gündogan, Kehl - Blaszczykowski, Götze, Großkreutz – Lewandowski
Bayer 04: Leno - Carvajal, Wollscheid, Toprak, Kadlec - Castro, L. Bender, Reinartz, Hegeler - Kießling, Schürrle
Einwechselungen: 61. Reus für Großkreutz, 69. Perisic für Götze, 81. Leitner für Kuba - 46. Bellarabi für Kadlec, 64. Renato Augusto für Hegeler, 76. Schwaab für Carvajal

Tore: 1:0 Hummels (29., Ecke Schmelzer), 2:0 Blaszczykowski 39., Piszczek), 3:0 Lewandowski (81., Freistoß Reus)
Schiedsrichter: Brych (München)
Gelbe Karten: Schmelzer - Carvajal, Wollscheid

Guerriero, 16.8.2012

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