Report

DOrothea, DOrtmund und das DOuble Berlin-Nachbetrachtungen

25.05.2012, 19:37 Uhr von:  Redaktion

Im Konfettiregen BerlinsMittlerweile ist unser Pokaltriumph einige Tage her. Die Pokalsiegerbilder sind aus den Zeitungen verschwunden und seit kurzem ist auch schon das erste BVB-Buch zum gewonnenen Double erschienen.

Aber mal ganz ehrlich – haben wir das alles schon so richtig verstanden, was da am Samstag, 12. Mai 2012, zwischen 20 und 23 h passiert ist? Haben wir das alles schon geistig verarbeitet? Ehrlich gesagt, ich immer noch nicht so voll und ganz. In Gedanken bin ich – das muss ich ganz ehrlich zugeben - immer noch ein wenig in Berlin. Liegt natürlich auch daran, daß ich zum Xten Male mit dabei gewesenen Freunden und Freundinnen die Erlebnisse eines fantastischen Wochenendes austausche oder wir uns immer und immer wieder unsere Berlin Fotos ansehen. Ich will jetzt auch gar nicht über das Spiel berichten, die Torschützen aufzählen und unsere fünf traumhaften Tore beschreiben – das wurde schon oft genug getan und man kann es überall nachlesen. Mir geht es in diesem kurzen Bericht mehr um unsere oder meine persönlichen Erlebnisse, die für mich für immer mit unserem unvergesslichen 5:2-Erfolg verbunden sind.

Unsere ReisegruppeWir waren am Freitagmorgen mit 7 Leuten mit dem Zug vom Dortmunder Hbf nach Berlin gereist und zu unserer Gruppe gehörte auch Dorothea, die 88-(!) jährige Mutter eines ebenfalls mitgereisten Freundes. Dorothea – unter uns auch einfach als „Theo" bekannt, ist für uns alle der Fan schlechthin. Wie immer im schwarzgelben Trikot gekleidet, strahlte die agile Dame von Anfang an puren Optimismus aus! Und wer von unserer Reisetruppe konnte schon behaupten, alle BVB-Erfolge seit dem ersten Titelgewinn 1956 bewusst miterlebt zu haben? Niemand, außer Dorothea! So war es auch kein Wunder, daß Dorothea unmittelbar nach unserer Ankunft am Berliner Hauptbahnhof von zwei Reportern der größten Berliner Boulevardzeitung, entdeckt, interviewt und natürlich fotografiert wurde. Das Ergebnis sahen wir am nächsten Tag auf Seite 3 der gleichen Zeitung: Ein großes Foto von Dorothea mit ausgebreitetem 89er Pokal-Endspielschal im BVB Trikot in der Halle des Berliner Hauptbahnhofes. Dazu sinngemäß die Bildunterschrift „Dorothea, die Jubel-Oma aus dem Ruhrpott meint: Ja, die Jungs schaffen das!" Wie recht unsere 88-jährige junge Dame damit hatte, wissen wir mittlerweile alle. Als Dorothea das Bild sah, war ihre größte Sorge zu Hause beim Bäcker, beim Metzger auf ihre stark gewachsene Popularität in den Medien angesprochen zu werden. Wir konnten das Mädel aber beruhigen, ihr Bild war nur in der Berlin-Brandenburger Ausgabe zu sehen.

Als wir nach dem Frühstück im Hotel beim BVB-Fan-Treff an der Gedächtniskirche eintrafen, war der Eindruck natürlich überwältigend. Schwarz und gelb überall, wo man hinsah und zwischendurch immer mal das eine oder andere bekannte Gesicht aus dem Westfalenstadion oder den Kreuzviertelkneipen. Und während wir uns mit einigen schwatzgelb-Kollegen und unseren englischen Freunden und BVB-Fans, Neil, Justin und Matthew unterhielten, hatte unsere junge Dame Dorothea auch am zweiten Tag erneut einige Fototermine zu absolvieren. Selbst der eine oder andere Bayern-Fan (ja einige wenige hatten sich tatsächlich zur Gedächtniskirche hin verlaufen) wollte es sich nicht nehmen lassen sich gemeinsam mit Dorothea fotografieren zu lassen. Who the fuck is Heidi Klum, Claudia Schiffer oder Naomi Campbell? Was sind diese Models denn schon gegen unsere Borussia-Ikone Dorothea? Apropos Bayern-Fans: Alle, ja wirklich alle Anhänger des süddeutschen Vereins, die wir nach unserem 5:2-Sieg direkt nach dem Spiel oder einen Tag später trafen, hatten nur eine Meinung zum Ergebnis: „Gratulation Euch schwarzgelben, das war ein verdienter Sieg!" Philip Lahm scheint also mit seiner Meinung, daß „Bayern die bessere Mannschaft war" so ziemlich die Exklusivrechte erworben zu haben.

Natürlich gingen für unseren Superfan Dorothea die Feierlichkeiten nach dem Spiel etwas früher zu Ende als für die anderen sechs Teilnehmer unserer erfolgreichen Berlin-Expedition. Aber bereits am nächsten Morgen gehörte sie zu den ersten Gästen beim Hotellfrühstück. Wir anderen kamen alle etwas später, das eine oder andere Siegerbier an der Hotelbar schien dann doch noch Nachwirkungen zu haben. Selbstverständlich war es Dorothea, die irgendwann auch die letzten Nachzügler persönlich von ihren Zimmern zum Frühstück abholte. Und wenn uns irgendwann jemand fragen sollte, welche Kopfschmerzen der letzten Jahre sich wirklich gelohnt haben, kann es nur eine Antwort geben! Es werden definitiv die nach dem Pokalendspiel 2012 sein! Wir hatten eine Super-Zeit in Berlin, wir haben das Double geholt und wir haben alle eins gelernt: Borussia muss das Geheimnis für ewige Jugend sein! Egal ob es 103 Jahre sind wie beim BVB oder 88 Jahre wie bei Dorothea! Denn die junge Lady freut sich jetzt schon auf Ihre nächste Dauerkarte zur kommenden Saison!

„Dann bis zum nächsten Jahr zum Pokalendspiel", sagten uns die netten Damen an der Hotelrezeption bei unserer Abreise. Kann man es noch schöner sagen?

Ach ja und noch was: Vor unserem jetzigen Pokalendspiel hatte ich hier einen Bericht über meine Erlebnisse beim Pokalendspiel 1989 geschrieben. Eine wichtige Rolle beim damaligen Borussen-Pokalsieg hatte für mich damals eine Packung Zigarillos gespielt. Als Borussia vor 23 Jahren gegen Werder Bremen zurücklag, hatten wir den 0:1 Rückstand von Borussia mit der Kraft unserer „Wunder-Zigarillos" quasi weggeraucht, weil der BVB bei jedem unserer neu angesteckten Zigarillos ein Tor schoss und dann 4:1 gewann. Nur der Vollständigkeit halber: Sicherheitshalber hatte ich jetzt wieder Zigarillos mit ins Stadion genommen, aber die Schachtel ging mangels Rückstand wieder ungeöffnet zurück nach Dortmund. Ein Orakel soll man einfach nicht zu sehr strapazieren, also blieb die Schachtel dieses Mal zu.

Henry, 25.05.2012


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