Helden in schwatzgelb

Wer lernt, zu verlieren, weiß, wie man gewinnt

16.08.2012, 21:14 Uhr von:  DvB

Zeitgleich mit Jürgen Klopp unterschrieb Patrick Owomoyela beim BVB. Schon bei der Vorstellung an einem heißen Juli-Tag wirkte der Ex-Bremer, als sei er immer dabei gewesen. Während seine Kollegen bei einer Probetrainingseinheit mit dem neuen Trainer im Westfalenstadion vor zig tausenden Zuschauern schwitzten, plauderte der damals verletzte Owo locker mit den anwesenden Journalisten, stellte ihnen Fragen und machte Witze.

Bremen war das Spiel von Uwe

Unter anderem war auch der sg-Schreiberling, der hier gerade diesen Text verfasst, anwesend.

Vielleicht war Owomoyela nicht nur als Fußballer verpflichtet worden, sondern vor allem als erfahrener Kopf der Mannschaft, der den jungen Spielern lehrt, dass Niederlagen im Sport zu verkraften sind und niemanden aus der Bahn werfen müssen. Und vor allem: Dass es wichtigeres als Fußball gibt. Owo hat selbst unschönes erlebt. Vor der WM 2006 sortierte ihn der damalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann kurz vor dem Start aus dem Kader. Manche kamen damit nicht gut klar. Owomoyela dagegen nahm es locker, besuchte sogar die Mannschaft immer wieder und wünschte ihnen viel Glück. Jürgen Klinsmann soll die Besuche des damaligen Werderaner immer sehr geschätzt haben, aber das sind Gerüchte, die hier nicht bestätigt werden können.

Klopp, Uwe und der Kapitän

Der gebürtige Hamburger machte immer den Einruck, als ob er genau weiß, dass er dankbar sein darf, für die vielen Talente, die er mit auf den Weg bekam. Er hätte ebenso Basketballprofi werden können, in der Musikbranche war er als Jugendlicher dazu auch noch tätig. Wir alle kennen das im Nachhinein eher amüsante YouTube-Video („In a world full of love“). Allerdings weiß er auch, dass Niederlagen nun mal dazu gehören.

Patrick Owomoyela gehört sicherlich zu den Intelligenteren und Eloquenteren im Profifußball. Als Lukas Piszczek verpflichtet wurde, war er nur noch Nummer 2 als rechter Außenverteidiger. Böse Worte hat man deswegen von Owo nie gehört. Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück. Gejammere war von ihm niemals zu vernehmen. Bei dem ein oder anderen legendären Spiel war er dabei. In der letzten Saison lief er überraschenderweise beim Auswärtsspiel in Bremen von Anfang an auf. Mit zehn Mann verteidigten Owo und Co. die 1:0-Führung in Unterzahl. Es sah nicht gut aus, bis Owomoyela aus dem Nichts heraus das 2:0 markierte. Sein vielleicht stärkster, einprägsamster Moment in seiner bisherigen BVB-Laufbahn. Damit schaltete er die Weichen endgültig um, und Borussia befand sich auf dem Weg zu einer erneuten guten Saison, nachdem es am Anfang gar nicht gut aussah.

Owomoyela durfte zum Schluss noch mal gegen Lautern ran
Für die Journaille ist der Außenverteidiger immer ein dankbarer Gesprächspartner. Als der BVB kurz davor stand, seine erste Meisterschaft unter Jürgen Klopp zu erringen, war Owo zu Gast bei 1Live bei der Montags-Fußballsendung mit Christoph Biermann. Er wurde gefragt, wie denn die sehr wahrscheinliche Meisterschaft gefeiert werden würde. Nun hätten 99 Prozent der Profis geantwortet, dass daran noch kein Gedanke verschwendet wurde und darüber erst nachgedacht werden würde, wenn es feststehen sollte. Owo dagegen blieb ganz ehrlich. Er beschrieb, wie es wohl in Dortmund abgehen werde und wie sehr er sich darauf freue, mit den Dortmunder Fans die Schale zu feiern. Aber niemals schwang in seinen Worten Überheblichkeit mit.


Patrick Owomoyela hat seinen Vertrag bis 2013 verlängert. Wir freuen uns darüber sehr und sind sicher, er kann auch in der nächsten Saison für den ein oder anderen großartigen Moment sorgen. „In a world full of Meisterschalen“ gelingt auch schon mal das eigentlich Unmögliche, wie ein Tor in Unterzahl mit dem Rücken zur Wand.

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