Warmlaufen

Mund abputzen, Köln schlagen

21.10.2011, 09:09 Uhr von:  Redaktion

Im Duell: Großkreutz gegen BreckoKeine Zeit zum Wunden lecken: Nach der deprimierenden Pleite gegen die Griechen aus Piräus folgt am Samstag gleich das nächste wichtige Spiel, diesmal in der Bundesliga. Gegen den 1. FC Köln ist die Truppe von Trainer Jürgen Klopp auf Wiedergutmachungskurs. Um sich in der Spitzengruppe der Liga zu etablieren, hilft nur ein Dreier. Doch das wird schwer: Die Kölner präsentierten sich zuletzt in guter Form, der BVB wiederum könnte mit der Niederlage im Gepäck etwas verunsichert und müde sein.

Der BVB und Köln - da werden gute Erinnerungen aus der letzten Saison wach. Nach dem 2:1-Last-Minute-Sieg im Müngersdorfer Stadion erklomm das Team von Jürgen Klopp am 8. Spieltag erstmals die Tabellenspitze, beim Rückspiel schließlich traf Lewandowski zum 1:0 und sorgte damit für eine weiße Weste gegen den FC. Doch es kommt noch besser: Niemand geringeres als die Rheinländer entschieden am 32. Spieltag letzten Endes den Titelkampf. Ein glücklicher Erfolg im Derby gegen den Rivalen aus Leverkusen und ein gleichzeitiges 2:0 des BVB gegen Nürnberg machten uns zur Meistermannschaft. Als das Ergebnis aus Köln bekanntgegeben wurde, kannte der Jubel im Westfalenstadion keine Grenzen mehr. Leverkusen war als letzter Konkurrent aus dem Kampf um die Meisterschale ausgeschieden, Borussia Dortmund Deutscher Fußballmeister 2011. Was dann folgte, waren pure Glückseligkeit und ein Party-Marathon.

So schön all diese Erinnerungen auch sind, die Partie am Samstag startet unter komplett anderen Vorzeichen. In der Bundesliga hat sich die Borussia zwar mit drei Siegen in Folge relativ Götze im Duell mit dem diesmal verletzten Petiteindrucksvoll in die oberen Gefilde der Tabelle zurückgekämpft und kann mit einem Sieg seinen positiven Trend fortsetzen. Wäre da nicht der nächste gruselige Auftritt in der Champions League, der dem so mühsam aufgebauten Selbstbewusstsein wieder einen herben Dämpfer verpasst haben könnte. Zum zweiten Mal nach Marseille leisteten sich Hummels, Subotic oder auch Schmelzer in Griechenland unerklärliche Patzer in der Defensive, die die BVB-Fans das letzte Mal zu Doll-Zeiten gesehen haben dürften. Der gesamte Defensivverbund agierte nach ordentlicher Anfangsphase viel zu nervös, was wieder zu individuellen Fehlern führte. Einen offensichtlichen Grund für die Slapstick-Einlagen scheint es nicht zu geben, vielmehr wird sich nach Marseille eine gewisse Eigendynamik entwickelt und die Nervosität in den Köpfen festgesetzt haben. Fußball ist eben auch Kopfsache, und genau aus diesem Grund sollte Piräus so schnell wie möglich vergessen werden. Das Motto heißt: Mund abputzen und Kopf frei kriegen. Denn dann ist die Chance auf unbeschwerten Fußball, mit dem die Fans in der letzten Saison so verwöhnt wurden, am größten. Hoffnung machen dabei die zwei Gesichter der Defensive, die in der Bundesliga zumeist sattelfest wirkte, sowie eine mögliche Rückkehr von Knipser Lucas Barrios. Ivan Perisic hingegen muss wegen seiner gelb-roten Karten aus dem Bremen-Spiel zuschauen.

Und seien wir mal ehrlich: Wen interessiert schon diese Champions League? Entscheidend ist die Bundesliga. Mit Köln kommt am Wochenende allerdings ein schwer zu berechender Gegner, der in dieser Saison mal glänzte, wie im Derby gegen Leverkusen, um beim nächsten Mal unterzugehen - wie bei der Pleite in Berlin.

Köln: Gute Punkteausbeute, aber Verletzungspech

Podolski trifft gegen den BVBDoch immerhin: Nach dem glücklichen 2:0-Sieg gegen die Hannoveraner konnte der 1. FC auf den 10. Tabellenplatz springen - und mit schon 13 Zählern haben die Rheinländer nur drei Punkte Rückstand auf den BVB. Ein Kölner Punkegarant ist Lukas Podolski, der sich trotz (oder wegen?) Entzug des Kapitänsamtes blendend mit Coach Stale Solbakken versteht und schon sechs Tore erzielte. Bei vier weiteren Treffer assisitierte der Nationalspieler.

Doch sein Team plagen Verletzungssorgen, allen voran in der Defensive. Neben Petit und Abwehrchef Pedro Geromel verletzte sich am vergangenen Sonntag erst Rechtsverteidiger Miso Brecko (Oberschenkelprobleme), dann musste auch Ersatzmann Andrezinho nur elf Minuten nach seiner Einwechslung wieder vom Feld. Die niederschmetternde Diagnose: Innenbandriss im linken Knie. Weil auch Brecko für Samstag noch fraglich ist, könnte der Japaner Tomoaki Makino - eigentlich Linksverteidiger - in der Startelf stehen. Eine andere Alternative auf der Rechtsverteidiger-Position wäre Sascha Riether, für den dann der Pole Adam Matuschyk ins defensive Mittelfeld rücken würde.

Zudem wird der slowenische Torjäger Milijove Novakovic beim FC, dessen Auswärtsbilanz in dieser Saison mit zwei Siegen und zwei Niederlagen ausgeglichen ist, vermutlich aufgrund einer Verletzung zunächst nur auf der Bank Platz nehmen. "Seine Chancen auf einen Einsatz stehen bei 50:50", weiß Solbakken, der dem "vielleicht schwierigsten Auswärtsspiel der Saison" entgegenblickt.

Aufstellungen

Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer - Bender, Gündogan - Götze, Lewandowski, Großkreutz - Barrios

1. FC Köln: Rensing - Makino, Sereno, Jemal, Eichner - Lanig, Riether - Chihi, Jajalo, Peszko (Novakovic) - Podolski

Weitere Infos

Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (München)

Assistenten: Borsch (Mönchengladbach), Achmüller (Bad Füssing)

Vierter Schiedsrichter: Willenborg (Osnabrück)

Anpfiff: 15.30 Uhr

Zuschauer: 80.720 (ausverkauft)

Die letzten 14 Duelle verlor die Borussia gegen die Rheinländer nicht. Vor eigenem Publikum entschied der BVB gar die letzten sechs Aufeinandertreffen für sich.

Daniel R., 21.10.2011

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