Spieler im Fokus

Das wilde Trainerkarussell

03.08.2011, 09:09 Uhr von:  Redaktion

Erst in Leverkusen entlassen dann Stuttgart gerettetIm Vorgängertext „Trainergeneration 2.0“ stand die positive Entwicklung der (mental) jungen Trainer in der letzten Saison im Mittelpunkt. Durch erfolgreiche Arbeit – denn die ist klar und deutlich erkennbar beim Blick auf die Abschlusstabelle – etablierten sich Klopp, Tuchel und Co. nun endgültig im Kreis der Großen, inmitten der alten Hasen. Sieht man diese Erkenntnis als „die gute Seite der Macht“ an (also als positive Schöpfung der Spielzeit 10/11), so muss es doch auch „die dunkle Seite“ geben in Bezug auf das Trainergeschäft. Und die gibt es zweifelsohne. Dafür muss man nun wahrlich nicht lange suchen.

Stichwort Trainerentlassungen. Denkt man genauer über diesen Punkt nach, wirkt die Textüberschrift fast schon lapidar, geradezu lächerlich. Treffender wäre es wohl, die Situation einiger Trainer in den vergangenen Monaten nicht mit dem auf Kirmes und anderen Festen so beliebten Karussell zu vergleichen, sondern mit einer Gondelfahrt auf dem Styx. Auf diesem Fluss – bekanntlich ja ein Gewässer der Unterwelt – gondelte so mancher Trainer dem Höllentor entgegen, der Vereinslosigkeit also. Doch die Querverbindung zur Trainergeneration 2.0 liegt merklich auf der Hand. Diese Übungsleiter, diese Klopps, Tuchels, Dutts und Heckings, sitzen immer noch fest im Trainersattel. Nicht mal ansatzweise mussten sie um ihren Arbeitsplatz fürchten und bangen. Doch ist nur der Erfolg dafür das ausschlaggebende Kriterium? Nein, nicht nur. Zieht man beispielsweise zur näheren Betrachtung den Herrn Stanislawski heran, so kann man mit Blick auf den Abstieg der Paulianer nicht von Erfolg reden. Doch auch seine Position stand zu keiner Zeit zur Debatte. Ganz im Gegenteil, Tränen kullerten bei seiner Verabschiedung aufgrund seines Wechsels zu einem anderen Traditionsvereins (ach nein, schade, es ist ja Hoffenheim).

Wolfsburger MissverständnisVermutungen liegen nahe, dass einzelne Trainertypen einfach nicht dafür geschaffen sind, langfristige Arbeit zu verrichten. Armin Veh zum Beispiel. Selbst als Deutscher Meister (mit dem VfB) hielt es ihn nicht wirklich lange dort und der Erfolg verschwand in regelmäßigen Intervallen; ähnlich der Causa Labbadia. Je schneller er da ist, desto schneller geht er wieder – so könnte sein Trainermotto aussehen. Doch warum musste auch ein Frank Schaefer gehen, der Köln nach langen Jahren des Heimsiegdurstes mal wieder zur Heimmacht gebracht hatte? Hier heißt das negative Element wohl „Verein“. Denn viele Vereine in der Bundesliga bieten einfach keine gute Basis für Trainer, längerfristig dort zu arbeiten. Schaut man auf den 1. FC Köln, springt einem die Trainerfluktuation der letzten zehn Jahre förmlich ins Auge. Andere Vereine wären an dieser Stelle ebenfalls zu nennen, aber man soll ja nicht mit angezogenen Fingern auf arbeitslose Trainer zeigen (nicht wahr, HSV, Stuttgart, Wolfsburg…?). Auch der BVB kann sich undendlich glücklich schätzen mit Jürgen Klopp nicht nur den Erfolg wieder zurück geholt zu haben, sondern einfach auch auf der Position des Trainers wieder Ruhe zu erleben. Denn die Zeiten nach Sammer (dessen Trainerpostenauflösung ganz eng in Verbindung mit diesen Herren Pleitegeier stand) wühlte sich Borussia Dortmund durch eine nicht gerade zufriedenstellende Trainerhistorie. Doch dann kam Klopp, Mitglied der fast schon elitären Bande "Trainergeneration 2.0"…

Thomas Schaaf ist der dienstälteste TrainerNatürlich gibt es auch hier wieder Ausnahmen. Werder Bremen fällt einem da sofort ein. Thomas Schaaf ist nicht wirklich der neuen Trainergeneration zuzuordnen. Aber er macht (klammert man mal die letzte Saison so ein wenig aus) einen großartigen Job, und das über viele, viele Jahre schon. Die einzelnen Vereine versinken also teilweise in einer Art Trott, aus dem sie nur schwer wieder ausbrechen können. Entweder sie halten für lange Zeit die Treue, ohne Rücksicht auf Erfolge, oder sie wechseln Trainer schneller als Spieler ihre Stutzen. Aus diesem Muster auszubrechen, wird wohl aber unumgänglich sein, wenn die Vereine weiterhin auf ihrem jeweiligen Niveau erfolgreich sein wollen. Alles andere und vor allem die meist kontraproduktiven Trainerentlassungen der letzten Saison münden sonst in Unübersichtlichkeit und sportlichem Scheitern. Nur gut, dass sich der BVB diesbezüglich keine Sorgen machen muss.

Fakt ist: Die gefühlten 30 Trainerentlassungen der letzten Saison sollten nicht zum Trend werden. Aber auf die Trainergeneration 2.0 ist wohl Verlass. Denn wie war das noch gleich mit dem Angebot eines Vertrages auf Lebenszeit für Jürgen Klopp…

Tim, 04.08.2011

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