Spielbericht Amateure

Stark in Unterzahl, schwach im Ergebnis

27.08.2011, 00:14 Uhr von:  Redaktion

Schwatzgelber Frust nach AbpfiffSelbst in Unterzahl dominierte man die Partie gegen Eintracht Trier, nachdem Torwart Johannes Focher wohl zu Unrecht mit dem Halbzeitpfiff den Platz verlassen musste. Doch am Ende hieß es trotz vieler, teils hochkarätiger Chancen leider nur 0:2 und man befindet sich erst einmal in hinteren Gefilden der Tabelle.

1-1-1. So lautet die bisherige Bilanz unserer Amateure nach den ersten drei Saisonspielen in der diesjährigen Regionalligasaison. Ginge es nach der Reihe, hätte es heute gegen die mit zwei Siegen und einer Niederlage in die Saison gestarteten Gäste von Eintracht Trier einen Erfolg geben müsen. Die Schlappe gab es übrigens letzte Woche gegen das kleine Pack, wo ein Doppelschlag durch Torres und Pires Rodrigues den Sieg brachte. Auch mal schön einfach nur nach klingenden Namen einkaufen. Personell half von oben Chris Löwe aus, bei dem es interessant zu sehen sein wird in dieser Spielzeit, wie er sich nach der Anfangseurophie bei den Profis im harten Geschäft drei Ligen darunter behaupten wird. Die Moselstädter (dieser Terminus hat bei Trier ungefähr einen Verbreitungsgrad wie früher „der Leimener“ bei Boris Becker) wiesen zwei Spieler mit einiger Erstligaerfahrung auf. Den Ex-Lauterer Thomas Drescher sowie das ewige Nürnberger Talent Chhunly Pagenburg mit kambodschanischen Wurzeln.

Vorwärts BVB...Auf der Gegengerade ein trostloses Bild. Gerade einmal höchstens siebzig mitgereiste Fans aus Trier waren dort zu zählen. Aber Hauptsache immer schön den Liga-Versammlungen einem vom großen Traditionsverein erzählen und die zweiten Mannschaften raus haben wollen. Jedenfalls herrschte dieser Eindruck in den ersten 15 Minuten vor, ehe mit großem Brimborium der Trierer Mob doch noch erschien. Zahlenmäßig zwar auch nicht viel mehr jetzt, aber zumindest etwas lauter. Dortmund von den Anhängern her wie immer gut vertreten, sodass singend und trommelnd das Fußball-Wochenende an diesem Freitagabend eingeläutet werden konnte. Kurz vor Beginn der Partie wurde Jan Temme offiziell verabschiedet, der wegen massiven Hüftproblemen Sportinvalide wurde. Eine schöne Geste vom BVB, die zeigt, dass auch Spieler der zweiten oder sogar dritten Reihe bei uns gebührend und respektvoll in solch einer schwierigen Situation behandelt werden. Wie immer der explizite Dank der Spieler an die sie unterstütztenden Anhänger und los ging das Spiel.

Frühes Gegentor

Trier jubel - Paurevic schaut zuJede Minute eine Ecke für Trier, so lautete das Motto in der Anfangsphase. Und dieser Druck führte dann auch zwangsläufig zu dem sehr frühen Rückstand. Kurze Ecke, eine Flanke von Drescher, die Hauswald schön zurücklegt, sodass Denny Herzig aus Nahdistanz die Augen auch hätte zumachen können, um ungehindert einzunicken. Wenig später hielt nur Focher das Geschehen noch einigermaßen offen, als er einen scharfen Kopfball aus dem Gewühl so gerade noch zur, na klar, Ecke hat klären können. Brutaler Druck von Trier in den ersten zehn Minuten jedenfalls (0:2 Chancen, 1:5 Ecken).

In der Folgezeit kam der BVB dann jedoch etwas besser ins Spiel und dominierte das Mittelfeld, während Trier sich etwas passiver verhielt und auf Konter lauerte. So kam es auch zu ersten kleineren Tormöglichkeiten. Die beste Chance dabei vergab Vrancic, der aus fast 25 Metern mit einem superben Drehschuss nur ganz knapp das von André Poggenborg gehütete Gehäuse verfehlte. Auch Terrence Boyd trat jetzt zweimal in Erscheinung, doch konnte er die scharf hereingetretenen Bälle nicht mehr kontrolliert Richtung Tor lenken. Noch jeweils ein abgefälschter Torschuss auf beiden Seiten, der beide Torwarte fast böse überrascht hätte und mit dem inzwischen für Trier schmeichelhaften 1:0 ging es bei einem überdurchschnittlich hohen Eckenverhältnis von 5:8 in die Halbzeitpause. Dachten alle.

Focher kann es nicht fassen: rot und 11er gegen den BVBDann gab es in der Nachspielzeit jedoch noch einmal einen weiten Ball, der an Freund und Feind direkt zu Hauswald durchrutscht. Dieser läuft quer zur Torlinie und wird von Focher klar zu Boden gebracht. Und leider sieht das Regelwerk in so einer Situation die maximale Bestrafung vor. Elfmeter, Rote Karte und das 0:2. Denn Kuduzovic lässt sich nicht zweimal bitten und verwandelt eiskalt gegen den vorher auf seine Kollegen fast schon in der Kabine wartenden Alomerovic, für den Möllering zudem noch das Feld verlassen musste. Löwe hatte als Profi natürlich auch noch einige Takte zu sagen und sah deshalb Gelb wegen Meckerns. Im weiteren Verlauf des Spiels grinste Löwe nur noch bei jeder Entscheidung des Schiri-Gespanns und konnte wohl alles nicht mehr so richtig ernst nehmen diesbezüglich. Alles mies gelaufen also und im Grunde war das Spiel bei diesen Voraussetzungen jetzt auch schon gelaufen.

Der BVB gibt nicht auf

Lobenswert jedoch, dass der BVB sich nicht aufgab und in der 49. Minute nur vom klasse reagierenden Poggenborg am eventuellen Anschlusstreffer nach einem Vrancic-Freistoß gehindert wurde. Und auch in den nächsten Minuten agierte der Gast trotz Überzahl ökonomisch und machte nicht mehr Wege als nötig. Begründbar sicherlich auch mit der anstehenden englischen Woche. Die Chancen hatte aber weiterhin nur der BVB. Nach schöner Flanke von Vrancic zieht Hofmann direkt volley ab, doch leider ebenso direkt auch in die Arme Poggenborgs (66.).

Mario Vrancic war Drehpunkt in der zweiten HalbzeitDas muntere Spielchen, was sowohl auf den Rängen (gut, über die Ästhetik des Trierer Oberkörperbaus kann man streiten) als auch auf dem Feld beidseitig lebhaft vonstatten ging, hatte seinen nächsten Höhepunkt nach 70 Minuten, als im Anschluss an eine Ecke Paurevic nur knapp am Tor vorbei köpfte. Nur noch mal zum Verständnis: Der BVB war weiter in Unterzahl und trotzdem absolut dominant auf dem Feld. Eine Schrecksekunde dann jedoch nach 81 Minuten, als ein Trierer Volksfreund (so die 1870 gegründete Lokalzeitung) wieder allein vor einem unserer Torhüter stand. Alomerovic mit vollem Risiko, ein kurzer Blick zur Bank von uns, doch dort saß kein dritter Torhüter mehr. So gerade erreichte Zlatan jedoch irgendwie noch den Ball, sodass in Wiedenbrück am Dienstag zum Glück doch nicht Timo Hildebrand aushelfen muss.

In der Nachspielzeit trafen der eingewechselte Zittlau sowie Boyd noch Latte beziehungsweise Poggenborg, ehe der schwache Schiri Helwig das insgesamt ausgeglichene Spiel abpfiff. Eintracht Trier darf also drei Punkte mit in den Südwesten nehmen und sind gut dabei, sich oben festzusetzen, denn auch das nächste Spiel zu Hause gegen Düsseldorf II sollte mehr als machbar sein für die Moselstädter (einmal musste das noch sein).

Hübner (l.) und Boyd am Boden zerstörtDas nächste Spiel unserer Zweitvertretung gibt es also bereits am kommenden Dienstag zu begutachten. Dann ist um 19 Uhr Anstoß beim SC Wiedenbrück in Ostwestfalen. Da man nach dem Spiel dort nicht mehr rechtzeitig mit dem ÖPNV in Richtung Ruhrgebiet wegkommt (außer man kennt dort einen Bauer mit einem schnellen Traktor), sind Fahrgemeinschaften mit dem Auto zu empfehlen.

Stimmen zum Spiel

Johannes Focher: Es war definitiv kein Elfmeter. Ich bin ganz klar mit den Fingerspitzen am Ball und er fällt einfach nur gut, sodass es von oben dann vielleicht aussieht wie ein Foul. Aber es ist einfach total bitte so. Denn ich hätte mich schon über einen Elfmeter aufgeregt. Und dann gibt er mir auch noch die Rote Karte.

Ivan Paurevic: Die Trierer waren etwas erfahrener als wir und das muss man anerkennen. Trotzdem haben wir noch gut dagegen gehalten. Mit einem Quäntchen Glück wäre heute sogar vielleicht noch was gegangen.

Roland Seitz (Trainer SVE): Wir sind froh, nach der Niederlage gegen Schalke postwendend zurückgeschlagen zu haben. Ich habe jetzt zu dritten Mal 2:0 hintereinander gegen den BVB gewonnen, so kann es weitergehen. Über Standards waren wir gefährlich und sind dann auch in Führung gegangen, aber haben dann gegen einen spielstarken BVB Probleme bekommen. Mit dem Halbzeitpfiff hat es sich dann positiv für uns gewendet. Über die Rote Karte kann man sicher diskutieren. Eher war es Rot bei der Szene, wo der Innenverteidiger Kulabas auf dem Weg zum Tor hält.

Wagner im RegenDavid Wagner: Erst einmal möchte ich Trier gratulieren zum glücklichen Sieg. In den ersten zehn Minuten waren wir etwas unruhig und insbesondere bei Standards haben wir nicht das umgesetzt, was wir besprochen haben. Wir waren vorbereitet auf kurze Ecken. Dann haben wir ins Spiel gefunden und gut kombiniert, hatten auch Chancen. Über die 45. Minute möchte ich nicht groß diskutieren, die Regelauslegung war vielleicht etwas unglücklich. Für die Leistung in der zweiten Hälfte allen Respekt, denn wir haben nichts unversucht gelassen und haben in Unterzahl weiter dominiert. Aber der Torwart von Trier hat ganz hervorragend gehalten. Ein großes Kompliment an unsere Fans noch einmal hier an dieser Stelle. Wie sie mitgezogen haben, ist sicher nicht alltäglich für eine zweite Mannschaft. Wir haben jetzt wieder Dienstag die Möglichkeit, es besser zu machen.

Daten zum Spiel

BVB II (4-2-3-1): Focher – Huebner, Hornschuh, Halstenberg, Löwe (87. Soltanpour)– Paurevic, Vrancic – Hofmann, Baykan (80. Benatelli), Möllering (45.+2 Alomerovic) – Boyd
Eintracht Trier (4-4-2): Poggenborg – Cozza, Stang, Herzig, Drescher – Kraus, Karikari, Kuduzovic (65. Abelski), Hauswald (88. Zittlau) – Pagenburg (68. Knartz), Kulabas
Tore: 0:1 Herzig (5., Kopfball, Vorarbeit Hauswald), 0:2 Kuduzovic (45.+3, Foulelfmeter, Focher an Hauswald)
SR: Helwig (Hamburg)
Zuschauer: 757
Chancen: 5:5
Ecken: 8:8
Gelbe Karten: Halstenberg (27., Halten), Löwe (45.+1, Meckern) – Karikari (88., Foulspiel)
Rote Karte: Focher (45.+1, Notbremse)

Malte, 26.08.2011

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