Die BVB-Geschichte

Die Geschichte des BVB - Teil 7: Von 1959 bis 1968 (I)

15.02.2008, 11:16 Uhr von:  CHS

In dieser Rubrik findet ihr ab jetzt einen Rückblick auf über 100 Jahre Borussia Dortmund und ein wenig mehr. Denn wir werfen auch einen kurzen Blick auf die übrige Dortmunder Fußballlandschaft.

Das Jahr 1959 konnte nicht besser beginnen: Am 22.02.59 gewann der BVB in der Glückauf-Kampfbahn klar mit 5-1 gegen die blauen Nachbarn und wahrte die Chance auf den zweiten Platz. Am Ende der Saison 58/59 reichte es aber nur zum 5. Platz mit 35-25 Punkten und 59-47 Toren – zehn Punkte Abstand zum Sensationsmeister SC Westfalia Herne. Bei allen 30 Spielen war nur „Jockel“ Bracht dabei und bester BVB-Stürmer mit 12 Treffern war „Aki“ Schmidt. In der Sommerpause war „Aki“ Schmidt mit der Nationalmannschaft unterwegs. Während er bei der 2-3-Niederlage in Schottland auf der linken Seite recht unauffällig war, war er beim Länderspiel in Hamburg gegen Polen (1-1) der Spieler mit den meisten Ballkontakten. Im Jahr des 50-jährigen Bestehens konnte der BVB endlich wieder zu seinen Wurzeln zurückkehren: An der Brackeler Straße wurde eine vereinseigene Sportanlage eingeweiht.

Aki Schmidt bei der Nationalmannschaft

Die Saison 1959/60 brachte viele Änderungen innerhalb des Teams. Die Spieler Preißler und Niepieklo beendeten ihre Karrieren, und Dulz ging nach Reutlingen. Geholt wurden unter anderem Thiemann aus Schwerte, Cyliax aus Münster und Jürgen Schütz aus Lütgendortmund. Zum Saisonauftakt erzielte eben dieser Schütz den 3-3-Endstand bei Viktoria Köln. Bei diesem Spiel gab es dann noch eine kleine Kuriosität, als der Schiri auf den Elfmeterpunkt zeigte. Den fälligen Elfmeter verwandelten Schütz und Konietzka gemeinsam, in dem der eine Stürmer dem anderen „vorlegte“. Bald schon taufte man dieses schlitzohrige Sturmduo „Max und Moritz“. Am 20.9.59 hatte die stark verjüngte BVB-Mannschaft beim Rivalen aus Gelsenkirchen keine Chance. Vor 40.000 verlor man die Begegnung klar mit 0-5. Im Oktober und November war Aki Schmidt dreimal wieder unterwegs mit der Nationalmannschaft. In Bern gegen die Schweiz gewannen die Deutschen mit 4-0, Schmidt wurde in der 78. Minute für den verletzten Uwe Seeler eingewechselt. Beim Länderspiel in Köln gegen die Niederlande erzielte dann „Aki“ Schmidt beim 7-0 der deutschen Mannschaft zwei Tore. Bei der 3-4-Niederlage in Budapest gegen Ungarn verdiente sich Schmidt eine gute Note als Dauerläufer und Antreiber im Mittelfeld. Zum Abschluss der Hinrunde belegte der BVB mit 16-14 Punkten und 36-32 Toren nur einen Mittelfeldplatz (Platz 7.). Das Jahr schließt dann für „Aki“ Schmidt wieder mit einem Länderspiel und einem Tor. Beim 1-1 in Hannover gegen Jugoslawien gleicht Schmidt die jugoslawische Führung aus, in dem er nach einem Pfostenschuss von Seeler den Abstauber verwandelt.

Das Jahr 1960 beginnt Erfolg versprechend, denn beim Duisburger SV gewinnt der BVB mit 2-0 durch Schütz und Cyliax. Das Derby gegen die Blauen wird zu einem Schützenfest. Die 42.000 Fans im Stadion sehen insgesamt 9 Tore, wovon der BVB 6 erzielt. Beim Länderspiel in Stuttgart gegen Chile (2-1-Sieg) feierte der 20-jährige Schütz seinen Einstand, als er für seinen Teamkollegen „Aki“ Schmidt eingewechselt wird. Der BVB kann sich nach der durchschnittlichen Hinrunde in der Rückrunde auf den dritten Platz vorkämpfen. Davor rangieren der 1. FC Köln und Westfalia Herne. Am Ende haben die Dortmunder 35-25 Punkte und 81-62 Tore. Schützenkönig wird mit 31 Toren Jürgen Schütz, Timo Konitzka schafft 25 Treffer und wird damit Dritter. Mit 81 Toren waren die Borussen nach dem Westmeister Köln die torhungrigste Mannschaft. Insgesamt 4 Spieler sind bei 29 Partien dabei: Jürgen Schütz, Timo Konietzka, Gerd Cyliax und Torhüter „Heini“ Kwiatkowski.

Im Länderspiel in Ludwigshafen gegen Portugal (2-1-Sieg) ist diesmal Jürgen Schütz über 90 Minuten dabei. Vierzehn Tage später findet in Düsseldorf ein Länderspiel gegen Irland (0-1-Niederlage) statt, wo „Aki“ Schmidt zum 20. Mal das Trikot der Nationalmannschaft trägt. In Sevilla während eines Turniers trifft der BVB am 29.05.60 auf den frischgebackenen Europapokalsieger Real Madrid und unterliegt klar mit 0-3.

Der Auftakt der 14. Oberligasaison gegen Viktoria Köln endet vielversprechend. Der wegen einer Verletzung fehlende Jürgen Schütz wird beim 4-1-Sieg von dem 35-jährigen Alfred Kelbassa hervorragend vertreten. Am 28.08.60 sollte eigentlich das Oberligaspiel gegen den VfL Bochum stattfinden, aber das Sportreferat der Stadt Dortmund sagte das Spiel wegen des aufgeweichten Boden ab. Die bereits anwesenden 8.000 Zuschauer reagierten enttäuscht und es kam zu Ausschreitungen. Unter anderem wurde ein Tor aus der Bodenbefestigung gerissen.

Eigengewächs Dieter ''Hoppy'' Kurrat (re., mit Gerd Cyliax) - Der kleine Mann aus dem Pott

Im Oktober ist beim BVB die Zeit der Talente. Bereits am 9.10. wird beim 1-1 in Hamborn der 18-jährige Dieter „Hoppy“ Kurrat eingesetzt und 14 Tage später ist es der ebenfalls 18 Jahre alte Lothar Emmerich, der beim 1-0-Sieg gegen den VfL Bochum eine Chance kriegt. Weniger erfolgreich verläuft der Pokal. Während noch in der Saisonvorbereitung Gladbach im Halbfinale des Landespokals die Oberhand behielt, war im WFV-Pokal bereits in der ersten Runde Schluss. Der Verbandsligist Sportsfreunde Neheim gewann verdient mit 2-1 gegen lustlose Borussen.

Dafür läuft es in der Oberliga besser. Nachdem der BVB am 12. Spieltag durch einen 3-2-Sieg beim bisherigen Tabellenführer 1. FC Köln den Platz an der Sonne übernommen hat, folgte dann im Februar ein denkwürdiges Derby zwischen dem BVB (Tabellenerster) und Rot-Weiß Essen (Tabellenletzter). Standesgemäß ging der BVB mit 2-0 in Führung, aber plötzlich führen die Essener mit 3-4. Dank der Tore von Jürgen Schütz und zweimal Lothar Emmerich gewinnen die Borussen das Spiel noch mit 6-4. Der Nackenschlag folgte dann im März, als der bisher erfolgreiche Max Merkel seinen Wechsel zum Saisonende in Richtung München (TSV 1860) verkündete. Als neuen Trainer verpflichtete der BVB den ehemaligen Sch*lker und aktuellen Trainer des Zweitligisten Spfr. Gladbeck, Hermann Eppenhoff.

Unstimmigkeiten gab es nach dem Freundschaftsspiel beim SC 07 Bad Neuenahr, das der BVB mit 5-0 gewann. Allerdings nutzten Jürgen Schütz und Gerd Cyliax das Spiel für einen Barbesuch, bei dem der Zapfenstreich erheblich überzogen wurde. Spielausschussvorsitzender Herbert Sandmann erklärte, dass man diesen Vorfall nicht gutheißt, aber auch nicht dramatisieren wollte. Die Oberligameisterschaft wurde am letzten Spieltag verschenkt, als man beim Meidericher SV eine 0-3-Niederlage kassierte. Die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft hatte der BVB aber schon einen Spieltag vorher in der Tasche. Somit belegte der BVB hinter dem 1. FC Köln Platz 2 in der Tabelle mit 39-21 Punkten und 70-46 Toren. Als einziger Spieler versäumte Heinrich Kwiatkowski kein Spiel in der Oberligasaison. Torschützenkönig wurde erneut Jürgen Schütz mit 27 Treffern.

Die Meisterschaftsendrunde konnte nicht besser beginnen. Der BVB gewann in einer Galavorstellung mit 5-2 beim HSV. Die Ernüchterung folgte eine Woche später, als das Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt mit 0-1 verloren ging. Auch das nächste Heimspiel der Borussen endete nicht mit einem Erfolg. Nachdem die Mannschaft vom 1. FC Saarbrücken schnell mit 2-0 in Führung gegangen war, konnten die Borussen das Spiel nur noch durch Treffer von Konietzka und Kelbassa ausgleichen. Das Rückspiel in Saarbrücken verloren die Borussen nach zweimaliger Führung. Am Ende gewannen die Saarländer mit 3-4. Aber dank eines 2-1-Auswärtssieges der Borussen bei Eintracht Frankfurt, konnte der BVB wieder hoffen. Im alles entschiedenen Spiel gewann dann der BVB erneut klar gegen den Tabellenführer Hamburger SV mit 7-2 und stand damit zum vierten Mal im Endspiel. Gegner in Hannover war der 1. FC Nürnberg, der den Borussen nicht den Hauch einer Chance ließ und das Finale mit 0-3 überlegen gewann. Ein Grund kann die mangelnde Vorbereitung auf das Finale gewesen sein. Es gab Gerüchte, dass man sich statt mit Taktik und Aufstellung lieber anderweitig beschäftigt hat. Auf Seiten des BVB gehörten „Heini“ Kwiatkowski und „Sully“ Peters zu den besten. Obwohl nur Vizemeister, werden die Borussen auf dem Marktplatz von 60.000 Dortmundern bei glühender Hitze gefeiert. Nach dem Empfang bei Oberbürgermeister Dietrich Keunig gab es ein Bankett im Silbersaal der Westfalenhalle für die Mannschaft.

Die Saison 1961/62 begann ganz bitter, denn die Borussen verloren bei Westfalia Herne klar mit 0-4. Die Hinrunde verlief wechselhaft. Klare Siege wie das 10-3 gegen Hamborn 07 wechselten sich mit Niederlagen wie der Heimniederlage gegen den 1. FC Köln ab. Am Ende der Hinserie belegte der BVB Platz 10 mit 18-18 Punkten und 39-32 Toren. Auch im WFV-Pokal schied man in der 3. Runde aus (bei Fortuna Düsseldorf). Turbulent ging es auf der Hauptversammlung des BVB im März 1962 zu. Heinz Dolle, ehemaliger Spielausschussvorsitzender des BVB, führte eine Opposition an, um den Vorstand um Dr. Wilms aus dem Amt zu drängen. Aber Dolle unterlag, und der Vorstand bestand weiterhin aus Werner Wilms, Egon Pentrup, Günter Seckler, Klemens Jansing und Herbert Sandmann. Am Ende der Saison kassierte der BVB ein 3-5 in Gelsenkirchen und beschloss die schwächste Oberligasaison bis dahin mit 32-28 Punkten und 67-51 Toren nur auf Platz 8. Die meisten Spiele absolvierte „Aki“ Schmidt, der beste BVB-Torschütze war erneut Jürgen Schütz mit 20 Toren. Meister wurde der 1.FC Köln – ohne einen einzigen Kölner in seinen Reihen.

Drei Garanten: Timo Konietzka, Jürgen Schütz und Aki Schmidt

Am 28.07.62 ist die Westfalenhalle Schauplatz einer besonderen Veranstaltung. Mit 103 zu 26 Stimmen beschließt der DFB-Bundestag die Einführung der Fußball-Bundesliga zur Saison 1963/64. Desweiteren wird die Einführung des Lizenzspielers beschlossen. Durch diesen Schritt sollte das Niveau des deutschen Fußballs angehoben werden. Durch die Einteilung der regionalen Ligen und der Ablehnung des Profitums drohte Deutschland international ins Abseits zu geraten. In den europäischen Vereinswettbewerben spielte der deutsche Fußball eine untergeordnete Rolle, Mannschaften aus Italien und Spanien gaben dort den Ton an. Die deutschen Topteams wurden meistens nur in der Endrunde gefordert und auch in den jeweiligen Oberligen gab es ein deutliches Leistungsgefälle. Auch wechselten immer mehr Spieler aus den deutschen Ligen ins Ausland, um dort Geld zu verdienen. Die Lizenzspieler durften im Durchschnitt nicht mehr als 1.200 DM monatlich verdienen, in Ausnahmefällen sogar 2.500 DM). Dazu gab es bei einem Vereinswechsel ein Handgeld von 10% der Ablösesumme, die allerdings die 50.000 DM nicht übersteigen durfte. Diese Aktion brachte allerdings keine Änderung, die Spieler gingen weiterhin in den Süden, wo man halt mehr verdienen konnte. Viele Vereine versuchten Spieler über verdeckte Gehaltszahlungen zu halten und umgingen so die Bestimmungen.

Der Auftakt zur letzten Oberligasaison beginnt vielversprechend, denn der TSV Marl-Hüls wird mit 11-1 nach Hause geschickt. Am 19.09.62 feuerte der BVB seinen Spieler Wolfgang Peters, nachdem dieser im August in ein Lebensmittelgeschäft in Kassel eingebrochen war und vorübergehend inhaftiert wurde. Zwei Borussen durften im September und Oktober an Länderspielen teilnehmen: Jürgen Schütz und Timo Konietzka. Im Länderspiel in Zagreb gegen Jugoslawien (Deutschland gewinnt mit 3-2) feiert Timo Konietzka sein Debüt und beim Länderspiel in Stuttgart gegen Frankreich (2-2) erzielt er auch gleich sein erstes Tor für Deutschland. Beim Länderspiel im Dezember in Karlsruhe gegen die Schweiz (5-1-Sieg) erzielt Jürgen Schütz zwei Treffer. Im letzten Oberligaspiel des Jahres gewann der BVB gegen Mönchengladbach mit 3-1 und belegte mit 23-9-Punkten und 53-21-Toren den zweiten Platz hinter dem 1. FC Köln.

Gute Nachricht für den BVB aus Frankfurt: Am 11.1.63 tagte dort der Bundesligaausschuss und gab die Namen der ersten 9 Bundesligisten bekannt. Aus dem Westen waren das der 1. FC Köln, Sch*lke 04 und eben der BVB. Im April wurde dann bekannt, das Jürgen Schütz zum Saisonende den Verein wechselte. Ihn trieb es in den Süden zum AS Rom. Durch ein 4-1 gegen Fortuna Düsseldorf setzt sich der BVB wieder an die Tabellenspitze und qualifiziert sich für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Vor dem letzten Spieltag gibt es dann ein Länderspiel in Hamburg gegen Brasilien. Die Südamerikaner gewinnen mit 1-2. Aus Dortmund nehmen „Max und Moritz“, Jürgen Schütz und Timo Konietzka, teil. Im letzten Oberligaspiel verspielt der BVB durch eine 0-1 Niederlage bei Wuppertaler SV die letzte Westmeisterschaft. Diese gewinnt der 1. FC Köln. Dortmund holt 40-20 Punkte und 77-39 Toren. Gerd Cyliax und Jürgen Schütz absolvierten alle 30 Partien, außerdem wird Schütz auch Torschützenkönig mit 25 Treffern.

In der Endrunde spielt der BVB zuerst beim TSV 1860 München. Bis zur 83. Minute führen die Dortmunder durch Wosab und Konietzka, eher die von Ex-Trainer Merkel trainierten Münchener das Spiel noch drehen und mit 2-3 für sich entscheiden. Keine Tore sehen die 27.000 Zuschauer beim ersten Endrunden-Heimspiel gegen Borussia Neunkirchen. Der BVB musste die Spieler Sturm und Schütz ersetzen und fand kein Rezept gegen die saarländische Abwehrreihe. Im Juni läuft es dann für den BVB besser. Im Heimspiel gegen den HSV erzielen Schütz, Schmidt und der 38-jährige Kelbassa die Treffer zum 3-2-Sieg. Im Rückspiel beim Hamburger SV kann der BVB dank Jürgen Schütz’ Treffer und den Paraden von Bernhard Wessel den 1-0-Auswärtssieg festhalten. Auch die Reise nach Saarbrücken ist erfolgreich. Das Spiel gegen Borussia Neunkirchen gewinnen die Dortmunder mit 5-2. Zur Halbzeit stand es noch 1-1, aber dank eines Doppelschlages von Konitzeka kurz nach der Pause erhöht der BVB auf 3-1. Weitere Torschützen waren Schütz, Cyliax und Schmidt.

Mit Schütz zur Meisterschaft, danach ging er nach Rom

Zur Entscheidung um den Einzug ins Endspiel trafen sich die Dortmunder und die Münchener Löwen. Und Dortmund zeigt dem TSV 1860 seine Grenzen auf. Dank Schütz und Konietzka (beide je 2 Treffer) kommen die Borussen zu einem nie gefährdeten 4-0-Sieg und ziehen zum 5. Mal in ein Endspiel um die Deutsche Meisterschaft ein. Gegner in Stuttgart ist der West-Meister, der 1. FC Köln. Bester Mann in der ersten Hälfte war zweifellos „Hoppy“ Kurrat. Nicht nur, dass er Kölns Spielmacher Hans Schäfer aus dem Spiel nahm. Nein, in der 9, Minute erzielte ausgerechnet der kleine Abwehrspieler den Führungstreffer. Nach der Halbzeit erhöhten die Dortmunder Wosab und „Aki“ Schmidt auf 3-0, der Anschlusstreffer von Schnellinger in der 73. Minute hatte keine Bedeutung mehr. Mit 3-1 gewinnt der BVB das Spiel und die dritte deutsche Meisterschaft. Wieder waren am nächsten Tag in Dortmund 150.000 Fans auf den Beinen und feierten die Mannschaft. Und sogar das Double war möglich, aber im Endspiel um den DFB-Pokal, das erst in der neuen Saison ausgetragen wurde, unterlag der BVB gegen den Hamburger SV durch drei Seeler-Tore mit 0-3.

Mit der Deutschen Meisterschaft 1963 wurde auch ein Stück Fußballgeschichte beendet. Sechszehn Jahre Oberliga West mit dem BVB (was insgesamt auch nur zwei weitere Clubs schafften) gingen zuende. Und während die Gauliga noch von den Blauen dominiert wurde, war das bei der Oberliga ganz anders. Die sechs Westtitel der Borussia konnte nur der 1. FC Köln mit fünf Meisterschaften annähernd erreichen. Der große Rivale aus Gelsenkirchen konnte nur zwei Titel sammeln. Auch in der „ewigen Tabelle“ der Oberliga West führt der BVB klar mit 600-336 Punkten vor den Blauen (555-381 Punkte) und dem 1. FC Köln (543-281 Punkten). Auch bei den sechs Deutschen Meisterschaften, die von den Westdeutschen Mannschaften gewonnen wurden, ist Dortmund mit drei Titeln ganz oben. Die Torschützenkönige kamen ebenfalls häufig aus Dortmund. Sie hießen Lenz (1948), Preißler (1949, 1950), Niepieklo (1956), Kelbassa (1957, 1958) und Schütz (1960,1961,1963). Der Spieler der Oberliga war Heini Kwiatkowski, der 411 der 468 möglichen Spiele bestritt. Allerdings machte er auch 112 Spiele für andere Vereine. Die Derbystatistik in dieser Zeit ging klar zu Gunsten des BVB aus. 17 Siegen standen 7 Niederlagen entgegen, dazu noch 10 Unentschieden. Die Tordifferenz betrug 73-46 für die Schwatzgelben. In dieser Zeit lag der Zuschauerschnitt des BVB bei 19.700, was deutlich höher war als der Schnitt in der Liga.

Personell gab es auch in der Saison 63/64 Änderungen. Neben Schütz verließ auch Roggensack den BVB in Richtung Bielefeld. Außerdem beendete Alfred Kelbassa seine Karriere. Neu beim Deutschen Meister waren Hans Tilkowski von Westfalia Herne, Franz Brungs von Gladbach und Burghard Rylewicz vom VfB Oldenburg. Die neue Bundesliga begann dann auch gleich mit einem BVB-Treffer. Konietzka erzielte den ersten Bundesligatreffer überhaupt gleich in der ersten Minute. Das war so schnell, dass keine Kamera dieses Tor aufgenommen hat. Das Spiel in Bremen verloren die Dortmunder aber mit 2-3. Im Derby am 07.09.63 kassierten die Dortmunder trotz Führung von Wosab eine 3-1-Niederlage in Gelsenkirchen. Beim Bundesligaspiel gegen Hertha BSC Berlin (7-2-Sieg) wurde Wilhelm Burgsmüller für 500 Spiele im BVB-Dress geehrt. Im Europapokal der Landesmeister bekommt Dortmund es nach einem leichten Aufgelopp gegen Lyn Oslo (Nach Norwegen fuhren ganze zwei Fans mit) es mit der portugiesischen Weltklassemannschaft von Benfica Lissabon zu tun. Im Hinspiel in Portugal erreichen die kämpfenden Dortmunder eine glückliche 1-2-Niederlage. Im Rückspiel entzauberten die Borussen die Benfica und zeigten eins der besten Spiele in der Geschichte des deutschen Fußballs. Durch drei Treffer von von Brungs, sowie Konietzka und Wosab gewann der BVB sensationell mit 5-0 und zog ins Viertelfinale gegen Prag ein.

Im neuen Jahr gibt es gleich Ehrungen für Dortmunder Spieler. Gerd Cyliax wird für sein 200. Spiel im BVB-Dress geehrt, bei Heinrich Kwiatkowski sind es sogar 500 Spiele. Im Derby gewinnt der BVB mit 3-0 dank Mithilfe des Sch*lker Torhüter Mühlmann. Am 27.01. kommt es dann zu einem überraschenden Wechsel an der Vereinsspitze. In einer Kampfabstimmung gewinnt der Brauereidirektor Kurt Schönherr mit 218 Stimmen, während der Amtsinhaber nur auf 137 Stimmen kommt. Damit endet die 12-jährige Amtszeit von Dr. Werner Wilms. Auch im Viertelfinale des Europapokals gibt sich Dortmund keine Blöße: In Prag gewinnt man überraschend mit 4-0, so dass die Heimniederlage (1-3) im Rückspiel keine Auswirkungen hat. Im Halbfinale empfängt der BVB den italienischen Topverein Inter Mailand.

Mußte den Hut nehmen: Heinz Dolle

Erwartungsgemäß gingen die Mailänder in Führung, aber zwei Treffer von Brungs drehen das Spiel. Am Ende trifft Inter erneut und man trennt sich in der Roten Erde mit 2-2. Zwischen den beiden Halbfinalspielen muss der BVB im Kampf um die Deutsche Meisterschaft gegen den 1. FC Köln spielen. Und die Rheinländer gewinnen das Spiel mit 5-2. Ein Grund war bestimmt der Kräfteverlust nach dem Mailandspiel. Mit diesem Sieg konnten die Kölner die Meisterschaft sichern. Auch im Rückspiel zeigt der BVB den Willen, das Spiel zu drehen. Aber die Italiener sind dafür zu routiniert und gewinnen das Spiel ungefährdet mit 0-2. Bester Borusse ist „Aki„ Schmidt. Allerdings sollte die harte, ruppige Art der Italiener und Inkompetenz des Schiris Tesanic (er hatte einen brutalen Tritt von Suarez in den Unterleib von Kurrat „übersehen“) nicht unerwähnt bleiben. Der Schiri wurde später sogar gesperrt – zu spät für den BVB. Trotz dieser Niederlage wurde „Borussia Dortmund“ international zu einem Begriff und die Stadt Dortmund hatte nach Stahl und Bier ein weiteres Markenzeichen: „Borussia“.

In der Zuschauergunst lag zu dieser Zeit der BVB nur auf Platz 9 mit einem Schnitt von 22.113. Das lag aber auch an dem zu kleinen Stadion „Rote Erde“. Gerade bei den internationalen Auftritten gegen Lissabon und Mailand, wo das Stadion aus allen Nähten platze und mit mindestens 43.000 Zuschauern ausverkauft war, zeigten, dass Dortmund mit diesem Stadion nicht konkurrenzfähig bleiben wird.

Am 4. Mai wird Trainer Eppenhoff vom BVB-Vorstand per Einschreiben fristlos gekündigt. Er soll sich nach dem Inter-Spiel gegenüber Spielern und Pressevertretern in „abfälliger und diskriminierender Weise“ über den Vorstand geäußert haben. Dieser Schritt ist für die Mannschaft, die Fans und die Öffentlichkeit nicht nachvollziehbar. Der BVB beendet die erste Bundesligasaison mit Interimstrainer Kwiatkowski mit 33-27 Punkten und 73-57 Toren auf Platz vier. Beste Torschützen waren Timo Konietzka (20) und Lothar Emmerich (16). Von allen 19 eingesetzten Spielern machten Emmerich und Sturm die meisten Spiele (je 29). Am 11. Mai kommt es dann zur Wende. Zwei neutrale Rechtsanwälte stellen auf einer Vorstandssitzung fest, dass es bei der Wahl des Vorstandes zu Formfehlern kam. Der Vorstand ist damit nicht gewählt und tritt zurück. Damit ist auch die Kündigung Eppenhoffs ungültig, der BVB hat damit wieder einen Trainer. Bei einer erneuten Wahl am 29.05. wird Dr. Wilms wieder zum Präsidenten gewählt. Der 3. Vorsitzende, Heinz Dolle, der als Betreiber der Eppenhoff-Entlassung galt, wird aus dem Verein ausgeschlossen.

In der nächsten Ausgabe geht es dann um Spieler, die Dank eines "Sponsors" kommen, Europacup-Duelle gegen englische Mannschaften, den Gewinn des ersten DFB-Pokals, den Gewinn im Europapokal, Dortmunder in der Nationalmannschaft, einen Hubschrauber und einen Herzinfakt.

Bildermaterial:

  • Martin Betker - Martin sucht für seine Sammlung weiteres Material (Hefte, Tickets, Autogrammkarten etc.)

Unterstütze uns mit steady

Weitere Artikel