Topspiele in schwatzgelb

Uefa-Cup-Finale 1993: Noch ist Juve zu stark!

18.07.2006, 00:00 Uhr von:  CHS

27 Jahre nach dem "Wunder von Glasgow" stand der BVB als krasser Außenseiter wieder mal in einem Finale. Gegner ist der zukünftige Dauerrivale aus Turin. Borussia, die in der Saison durch ein Wellental ging, hätte die Saison fast mit einem europäischen Titel beendet. Im Endeffekt war es aber nur ein Vize-Titel und in der Bundesliga der vierte Platz. Aber der BVB hat dadurch zum einen viel gelernt und zum anderen spülte der Erfolg viel Geld in die Kasse. Den Erfolg wurde dann zwei Jahre später deutlich.

Außerhalb des Europapokals

Die Saison begann mit einem Abschied. Nicht mehr die Sportschau zeigte Spiele am Samstag. Nein, die neue Sendung hieß “ran”. Hauptaugenmerk war da wohl nicht mehr der Sport, sondern eher das Drumherum. Begonnen hatte es bereits 1987, als RTL mit seiner Sendung “Anpfiff” auf den Markt kam. Von nun an waren die Übertragungsrechte nicht mehr nur ein “Zubrot”. Im Gegenteil, in den folgenden Jahren entwickelte sich dieser Posten zur Haupteinnahmequelle und der BVB war einer der Gewinner.

Noch sind sie nicht an der Spitze - Der BVB-Kader aus der Saison 1992/93

Nach dem die Schwatzgelben im Vorjahr überraschend Vizemeister geworden waren, musste der BVB in der neuen Saison gleich einen Leistungsträger abgeben. Thomas Helmer verließ den Verein in Richtung München. Als Ersatz wurde der Australier Ned Zelic für gut 700.000 DM verpflichtet. Dazu lieh man den deutschen Nationalspieler Stefan Reuter von Juventus Turin aus. Damit begann eine unvergleichliche Rückholaktion der Dortmunder, die in den nächsten Jahren aus Italien über ein halbes Dutzend Profis holten. Nette Anekdote am Rande: Bei der Vertragsunterzeichnung bezüglich Reuters Transfer soll Niebaum seinem Turiner Kollegen folgendes gesagt haben: “Eines Tages werden wir bei einem Europapokalfinale nebeneinander sitzen – und dann werden wir Sie schlagen.” Das Sitzen klappte schnell, nur bis zum Schlagen dauerte es noch ein paar Jahre.

Die Saison begann durchwachsen. Nach einem 2-2 gegen Bochum (nach 0-2-Rückstand) und einer 2-0-Heimniederlage gegen Sch*lke 04 (die erste Niederlage seit 20 Jahren) schien es so, als ob der BVB nicht aus den Startlöchern kommt. Borussia fing sich aber wieder, so dass sie nach dem Abschluss der Hinrunde auf Platz vier stand, vier Punkte hinter dem wiedererstarkten FC Bayern.

In der Winterpause schlug die Westfalen dann wieder in Italien zu. Aus Mailand wurde Matthias Sammer geholt für die Rekordsumme von 8,5 Millionen DM. Die FAZ stellte Manager Meier folgende Frage: “Ist Sammer diese 8,5 Millionen DM überhaupt wert?” Meiers trockene Antwort war: “Ist ein Fußballer 500.000 Mark wert, oder 30.000 oder eine Million? Warum folgt in der FAZ der Sportteil hinter dem Wirtschaftsteil?” Und Präsident Niebaum erklärte, dass dieses Geld aus Rücklagen genommen wurde, die man nun reinvestiert. Und nach den ersten Spielen der Rückrunde holte der BVB nun 8-2 Punkte. Allerdings zeigten die Bayern auch keine Schwäche, so dass es am 25. Spieltag zum Spitzenspiel kam, welches der FC Bayern gewann. Zwar kam der BVB auf zwei Punkte an die Bayern heran, aber dann mussten sie den vielen Spielen (in dieser Saison absolvierte der BVB 50 Pflichtspiele) Tribut zollen und nach diversen Niederlagen, die teils durch Entkräftung, teils durch eine nicht enden wollende Verletzungsserie entstanden sind, landeten sie auf dem vierten Platz. Damit war der BVB in der nächsten Saison wieder im Europapokal vertreten.

Im DFB-Pokal kamen die Borussen auch in die vierte Runde. Nach dem es der BVB in der ersten Runde mit dem FC Halle zu tun hatte und mit 4-1 gewann, hieß der Gegner in der zweiten Runde FC Bayern. Nach 120 Minuten stand es 2-2. Im anschließenden Elfmeterschießen gewannen die Borussen mit 5-4 und mussten in dritten Runde gegen den Oberligisten SSV Ulm antreten. Mit viel Dusel erreichten die Borussen einen 3-1-Sieg. Aber die Endstation war das Weserstadion in Bremen, wo die Borussen mit 2-0 die Segel streichen mussten.

Saisonstatistik 1992/93

Auch abseits des großen Bundesligafußballes hatten die Borussen Erfolg, denn die B-Jugend wurde nach 1984 zum zweiten Mal Deutscher Meister.

1. Runde gegen Floriana La Valetta

Der erste Gegner hieß Floriana La Valetta. Da war doch mal was? Genau, 1965/66 war genau dieser maltesische Verein in der ersten Runde der Gegner der Borussen. Was daraus wurde, ist ja bekannt. Ein gutes Omen?

Floriana La Valetta – BVB

Am Anfang stand La Valetta, das Ziel war aber Turins Stadio delle Alpi

BVB: Klos – Reinhardt, Kutowski, Schmidt, Reuter, Karl, Franck, Zorc, Chapuisat (74. Tretschok), Rummenigge, Povlsen (46. Sippel)

Die Malteser waren nicht wirklich eine Herausforderung, hielten aber lange mit. Dortmund machte nur das Notwendigste. In der 21. Minute traf dann Michael Rummenigge zum 1-0. Über den Rest legen wir den Mantel des Schweigen. Die 200 mitgereisten Fans lud dann BVB-Präsident Dr. Gerd Niebaum als Entschädigung zum Rückspiel ein. Zwar war der Platz in La Valetta katastrophal , aber diese Ausrede wurde schon damals nicht akzeptiert.

Statistik zum Spiel

BVB – Floriana La Valetta

BVB: Klos – Reinhardt (78. Tretschok), Kutowski, Zelic (46. Poschner), Reuter, Franck, Lusch, Zorc, Mill, Rummenigge, Povlsen

Auf Grund des Hinspieles kamen zum Rückspiel gerade mal 12.000 Zuschauer. Diese sahen aber reichlich Tor. Einen Auftakt nach Maß gelang den Borussen, als in der achten Minute Michael Zorc zum 1-0 traf. Danach war die Dortmunder Abwehr sehr sorglos, so dass in der elften und 18. Minute der Malteser Crawley seine Mannschaft in Führung schoss. Wäre das Spiel dort Zuende gewesen, wäre La Valetta eine Runde weiter gewesen. Aber Gott sei dank ging das Spiel weiter und in der 19. Minute halfen die Inselbewohner nach, als nämlich Delia ein Eigentor erzielte. Das war gleichzeitig der Halbzeitstand. Schwer zu sagen, was in der Halbzeit passierte, aber danach spielte der BVB ganz anders. In der 58. Minute traf dann Franck zum 3-2 und Michael Rummenigge erzielte die Entscheidung acht Minuten später mit dem 4-2. Der Rest war eine Galavorstellung von Mill, der in der 72., 80. und 90. Minute einen lupenreinen Hattrick zum Endstand von 7-2 erzielte.

Statistik zum Spiel

2. Runde gegen Celtic Glasgow

Der BVB traf in der zweiten Runde wieder auf einen alten Bekannten. Gegen Celtic Glasgow spielte der BVB in der UEFA-Cup-Saison 1987/88 und kam eine Runde weiter. Wieder ein gutes Omen?

BVB – Celtic Glasgow

BVB: Klos – Reinhardt, Schmidt, Schulz, Reuter, Lusch, Mill (67. Sippel), Zorc, Chapuisat, Rummenigge (81. Poschner), Povlsen

Zum Spiel am 20.10.1992 begrüßte der BVB 36.000 Zuschauer und die sahen ein kampfbetontes Spiel. Die Schotten machten hinten die Räume eng, so dass die Dortmunder sich kaum eine Chance erarbeiten konnten. Aber wenn sie durch kamen, dann wurde es gefährlich. In der 50. Minute und auch in der 64. Minute hatte Frank Mill Chancen, weil er sich endlich mal gegen Mowbray durchsetzen konnte. Diese vergab er aber, so dass er in der 67. Minute durch Sippel ersetzt wurde. Die einzige Unaufmerksamkeit der Glasgower Abwehr nutzte in der 71. Minute Stephane Chapuisat zum goldenen Tor. Trainer Hitzfeld sah darin eine gute Ausgangsposition, denn die Borussen waren damals auswärts immer für ein Tor gut.

Statistik zum Spiel

Celtic Glasgow – BVB

BVB: Klos – Reinhardt, Schmidt, Schulz, Reuter, Kutowski (84. Grauer), Lusch, Zorc, Chapuisat, Rummenigge (88. Karl), Povlsen

Feuriger Empfang in Turin

Denkbar schlecht begann das Spiel in Glasgow, denn schon in der 13. Minute erzielte Creaney die Führung für Celtic. Dortmund war geschockt, aber die Schotten konnten diese Unsicherheit nicht nutzen. Dortmund fing sich und kriegte die Schotten besser unter Kontrolle. Michael Zorc meldete Paul McStay ab und auf der linken Außenseite machte Knut Reinhardt seine Seite zu. Probleme gab es nur über die rechte Seite von Lusch. Aufopfernd kämpften die Borussen, konnten aber die Chancen in der ersten Hälfte nicht nutzen. Besser machte es der goldene Torschütze des Hinspiels. Er erzielte kurz nach der Pause den erlösenden Ausgleichstreffer (53. Minute). Keine fünf Minuten später erzielte Kapitän Zorc nach einem Pass des überragenden Chapuisat die Vorentscheidung durch das 2-1. Danach war das Spiel gelaufen, die taktisch bessere Mannschaft hatte gewonnen.

Statistik zum Spiel

Achtelfinale gegen Real Saragossa

In der 3. Runde traf man auf eine spanische Mannschaft, bei der ein deutscher Weltmeister Regie führte. Andreas Brehmes Real Saragossa durfte sich mit dem Underdog aus dem Ruhrgebiet messen.

BVB – Real Saragossa

BVB: Klos – Reinhardt, Schmidt, Schulz, Reuter, Franck (82. Zelic), Lusch, Zorc, Chapuisat, Rummenigge (78. Sippel), Povlsen

Am 24.11.1992 sollte der erste Schritt in Richtung Überwintern im Europacup getan werden. Und es begann sehr gut, denn die Dortmunder überrannten die Spanier in der ersten Hälfte. Schon in der zwölften Minute erzielte der Schweizer Chapuisat den Führungstreffer zum 1-0. Dieser Treffer war schon fast das Eintrittsgeld wert, denn der Schweizer tanzte nach einem Zuspiel von Rummenigge zuerst Sergi, dann Lopez und zum Schluß Keeper Cedrun aus. Elf Minuten später zeigte dann Schiedsrichter Elleray aus England auf den Elfmeterpunkt. Was war passiert? Flemming Povlsen spielte in den Strafraum auf „Chappi“ und sein Gegenspieler Gay konnte ihn nur noch umreißen. Den fälligen Strafstoss verwandelt Zorc gewohnt sicher zum 2-0. Drei Minuten vor der Halbzeit erhöhte Flemming Povlsen auf 3-0. Erneut hatte sich Chapusiat durchgesetzt und auf Knut Reinhardt gepasst. Dessen Flanke verwandelte der Däne. Die 36.000 Zuschauer träumten zur Halbzeit nach der Galavorstellung schon vom Viertelfinale. Aber die zweite Hälfte zeigte, der Weg dahin ist noch etwas weit. Die Spanier kamen hoch motiviert aus der Kabine und gaben nach 120 Sekunden einen Warnschuss durch Poyet auf das Dortmunder Tor ab. In der 51. Minute erzielte der Spieler Franco den Anschlusstreffer für die Spanier. Allerdings gingen dem Tor zahlreiche Fehlentscheidungen des englischen Schiedsrichter Elleray voraus. Dies Tor war aber zugleich auch der Endstand. Zwar hatten die Dortmunder noch Chancen, aber nach dem Anschlusstreffer lief bei den Borussen nicht mehr viel. Mit einem Zweitorevorsprung ging es für die Dortmunder in das Rückspiel.

Statistik zum Spiel

Real Saragossa – BVB

BVB: Klos – Reinhardt, Schmidt, Schulz, Zelic, Kutowski, Lusch, Zorc, Chapuisat, Poschner, Povlsen

Am 08.12.1992 ging es darum, den kostbaren Vorsprung über die Runden zu bringen. Die Spanier versuchten, die Dortmunder unter Druck zu setzen und hatten damit Erfolg. Chancen durch einen Freistoss von Brehme (19.), durch Gay (20.) und durch Pardeza (25.) konnte Klos vereiteln. Aber in der 26. Minute musste der BVB den Führungstreffer der Spanier wiederum durch Poyet hinnehmen. Danach gab es das große Zittern bei den Dortmunder. Nur 180 Sekunden später lag das 2-0 in der Luft, aber Klos verhinderte diesen Treffer. Danach ließen die Spanier etwas nach und die Dortmunder kamen besser ins Spiel. In der 31. Minute ging „Chappi“ auf das Tor zu, konnte aber nur durch einen Bodycheck von Julia aufgehalten werden. In der Halbzeitpause schien Hitzfeld die richtigen Worte gefunden zu haben, denn die Borussen spielten aggressiv und gewannen endlich auch die Zweikämpfe. Den ersten Treffer in der zweiten Hälfte erzielten die Zuschauer. Schiedsrichter Forstinger wurde von einem Gegenstand getroffen und musste medizinisch behandelt werden.

Erlöst wurden die mitgereisten Borussen erst, als in der 62. Minute Stephane Chapuisat den vorentscheidenden 1-1-Ausgleich erzielte. Nach der Vorarbeit von Lusch ließ der Schweizer dem spanischen Keeper Cedrun keine Chance. Zwar konnte Andreas Brehme in der Schlussminute durch einen Foulelfmeter noch das 2-1 erzielen, aber im Endeffekt war das nur Ergebniskorrektur. Der Sieger hieß BVB.

Statistik zum Spiel

Erstmals seit 27 Jahren hatte der Verein ein europäisches Viertelfinale erreicht und überwinterte im Europacup.

Viertelfinale gegen AS Rom

Die Spanische Treppe in Rom in Dortmunder Hand

Der nächste Gegner brachte ebenfalls ein Treffen mit einem deutschen Weltmeister. Dortmund musste zum AS Rom mit Thomas Häßler und galt aus krasser Außenseiter.

AS Rom – BVB

BVB: Klos – Kutowski, Schmidt, Schulz, Zelic, Poschner, Reuter, Zorc, Chapuisat, Rummenigge, Povlsen (81. Sippel)

Am 02.03.1993 ging es zum Auswärtsspiel in die italienische Hauptstadt. Ziel war es, eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel zu erspielen. Die Dortmunder wurden von 8.000 Fans begleitet und die Dortmunder glänzten im Stadio Olimpico. Ohne Respekt aber mit viel Courage im Spiel nach vorne erarbeiteten sich die Dortmunder auch Chancen. Ein einziges Mal brannte es im Strafraum der Dortmunder. Giannini tauchte in der 44. Minute völlig frei vor Klos auf, aber der junge Schlussmann rettete per Fußabwehr. Das statische Spiel der Römer war leicht durchschaubar, so dass die größeren Spielanteile bei den Borussen lagen. Nur schlugen sie daraus kein Kapital. Die Folge zeigte sich in der 67. Minute, als Mihajlovic für die Römer traf. Aber es blieb auch der einzige Treffer für die Römer, obwohl die Roten vor und nach dem Treffer weitere Chancen hatten. Dortmund hatte eine gute Chance für das Rückspiel erkämpft, aber leider versäumt, besser Ausgangsbedingungen zu schaffen. Ob das bestraft wird ?

Statistik zum Spiel

BVB – AS Rom

BVB: Klos – Reinhardt, Kutowski, Schulz, Zelic, Poschner (88. Grauer), Reuter, Zorc, Sippel, Rummenigge (78. Karl), Povlsen

Im Rückspiel am 18.03.1993 mussten die Borussen in der Festung Westfalenstadion vor 36.000 Zuschauern versuchen, das Hinspielergebnis zu drehen. Das Unterfangen war schwierig, weil der beste Mann im Europacup fehlte. „Chappi“ musste ersetzt werden. Lange Zeit gab es kaum Gefahr für das römische Tor. Aber die Borussen hatten genug Geduld und diese wurde in der 41. Minute belohnt. Ein Freistoß von Reinhardt wurde von Zorc zurückgelegt auf Schulz und der Abwehrspieler egalisierte das Ergebnis vom Hinspiel durch einen 16-Meter-Schuß. Das war dann auch gleichzeitig der Halbzeitstand. Und die Sensation lag in der Luft, als kurz nach der Pause Lothar Sippel die Borussen durch einen überraschenden Kopfball mit 2-0 in Front bringt. Reinhardt, der zusammen mit Poschner viele Impulse über die linke Seite brachte, schlug die Flanke und Sippel wuchtete den Ball ins Tor. Trotz stürmischer Angriffe der Römer hielt die Abwehr der Dortmunder zusammen und verteidigte diese Führung bis zum Ende. Dortmund ist im Halbfinale.

Statistik zum Spiel

Halbfinale gegen AJ Auxerre

Im Halbfinale wartete der französische Underdog AJ Auxerre auf die Borussen. Auf den ersten Blick ein leichter Gegner, aber was ist denn im Halbfinale schon leicht ? Und AJ Auxerre, da war doch mal was? Stimmt, dieser Verein sollte im Sommer 1992 als Parkplatz für den Ex-Borussen Thomas Helmer herhalten. Auch auf Grund medialen Druckes mussten die Bayern schließlich acht Millionen Mark (für unsere jüngeren Leser sind das ungefähr 4 Millionen Euro) bezahlen und Auxerre blieb außen vor. Aber zurück zum Fußball.

BVB – AJ Auxerre

BVB: Klos – Poschner, Kutowski, Schmidt, Zelic, Lusch (81. Raschke), Reuter, Zorc, Chapuisat, Rummenigge, Tretschok (46. Karl)

Vor 36.000 Zuschauern empfang der BVB am 06.04.1993 die Franzosen. Die Borussen mussten im Hinspiel auf 6 Spieler verzichten und traten mit ihrem letzten Aufgebot an. Es fehlten neben den nicht spielberechtigten Matthias Sammer noch Knut Reinhardt, Michael Schulz, Lothar Sippel, Flemming Povlsen und Frank Mill. Dortmund versuchte mit dieser Mannschaft die Franzosen unter Druck zu setzten, aber die erste Hälfte endet torlos.

Deswegen wechselte Ottmar Hitfeld zur zweiten Hälfte Steffen Karl für Rene Tretschok ein. Ein Schachzug, der sich in der 58. Minute auszahlte, denn Karl traf zum 1-0. Kurz danach hatte Kapitän Michael Zorc die Chance, das 2-0 zu erzielen. Schiedsrichter van den Wjingaert (Belgien) entscheidet auf Elfmeter für Dortmund, aber der sonst sichere Zorc verschießt. Doch das macht er in der 87. Minute vergessen, denn er erzielt den vielumjubelten 2- 0-Siegtreffer. Ist das das Weiterkommen und der Finaleinzug - Für die Fans war das bereits beschlossene Sache, sie sangen: „Wir fahren nach Turin...“. Aber Hitzfeld wollte das noch nicht glauben. Zurecht?

Statistik zum Spiel

AJ Auxerre - BVB

Der BVB-Block in Turin

BVB: Klos – Reinhardt, Schmidt, Schulz, Zelic (105. Grauer), Kutowski, Lusch (74. Mill), Zorc, Chapuisat, Rummenigge, Karl

Im Rückspiel waren bereits nach acht Minuten alle Überlegungen über den Haufen geworfen, als Martins den Führungstreffer für die Franzosen erzielte. Und die 18.000 Zuschauer sahen weiterhin den AJ Auxerre am Drücker. Diese Überlegenheit wurden in der 72. Minute durch ein Tor von Verlaat belohnt. Die 90. Minuten waren vorüber und beide Mannschaften mussten in die Verlängerung. Diese endete torlos, so dass erstmals für den BVB ein Elfmeterschießen anstand. Gut dass der BVB das schon im DFB-Pokal gegen den FC Bayern testen konnte und auch erfolgreich war. Ein gutes Omen?

Die ersten fünf Schützen (Steffen Karl, Stephane Chapuisat, Knut Reinhardt, Michael Schulz und Michael Zorc) trafen das Tor ohne Probleme. Leider schafften das auch die Franzosen. Als nächstes sollte dann Michael Rummenigge, der sich zuerst gedrückt hatte, antreten. Er läuft an und trifft sicher ins rechte Eck. Als nächstes stand Mahe von AJ Auxerre am Elfmeterpunkt. Mahe läuft an und schießt. GEHALTEN! Stefan Klos hält den Ball und wird so zum „Helden von Auxerre“. Und das bedeutet, zum zweiten Mal steht der BVB in einem europäischen Finale. Der Gegner heißt Juventus Turin. Hitzfeld erklärte nach dem Spiel: „Wir haben Glück gehabt. Auch ich, als ich die Elfmeterschützen bestimmt habe. Es ist schon ein kleines Wunder, mit dieser geschwächten Mannschaft das Finale im UEFA-Cup zu erreichen.“ Und der gerührte Dr. Niebaum meinte nur: „Ein großer Triumph für Dortmund und das Ruhrgebiet. Darauf mussten wir 27 Jahre warten.“

Statistik zum Spiel

Das Finale

BVB – Juventus Turin

BVB: Klos – Reinhardt, Franck (46. Mill), Schmidt, Grauer, Lusch, Reuter, Zorc (71. Karl), Chapuisat, Rummenigge, Poschner

Auf Grund der Verletzungssorgen der Borussen hieß der Libero Uwe Grauer. Seine Empfehlung für diese Position waren 23 Minuten Einsatz in europäischen Pokalspielen. Auch auf anderen Posten sah es nicht gut aus für das Finale vor 37.000 Zuschauern. Insgesamt fehlten Sammer, Povlsen, Zelic, Schulz und Kutowski. Um so erfreulicher war es, dass Michael Rummenigge nach 61 Sekunden die Borussen in Führung schoss. Vorausgegangen war eine Bilderbuchkombination über Reinhardt und Poschner, die bei Rummenigge endete. Leider vergaß der BVB dann nachzulegen. Juventus kam immer besser ins Spiel und schlug eiskalt zurück. Vor allem in der Abwehr konnten die Dortmunder Spieler wie Dino Baggio, Gianluca Vialli und Andreas Möller nicht halten. Offensiv konnte der BVB dagegen mithalten. Vor allem Stephane Chapuisat lieferte sich rasante Duelle mit dem späteren Dortmunder Jürgen Kohler. In der 26. Minute traf zuerst Dino Baggio zum Ausgleich, nachdem er einen Pass von Conte angenommen hatte und kein Dortmunder sich für Baggio zuständig fühlte. Fünf Minuten später hieß der Torschütze dann wieder Baggio, dies mal aber Roberto. Ernüchterung zur Halbzeit, aber die Borussen versuchten alles, um den erneuten Ausgleich zu erzielen. Aber die Italiener spielten routiniert weiter und erzielten erneut durch Roberto Baggio in der 72. Minute die Vorentscheidung in diesem Finale. 3-1 hieß es nach dem Schlusspfiff und nur ein Wunder konnte die Borussen zum ersehnten Europapokal bringen. Trotzdem blieb festzuhalten, es war eine richtig gute Partie von beiden Mannschaften, wobei die erfahrenere Mannschaft gewonnen hatte. Dortmund hatte mit seinem leidenschaftlichen Einsatz und Angriffswucht sicherlich weitere Freunde in Deutschland gefunden. Überzeugen konnten Reinhardt, Poschner und Rummenigge.

Statistik zum Spiel

Juventus Turin – BVB

BVB: Klos – Reinhardt, Schmidt, Schulz, Zelic, Poschner, Reuter (66. Lusch), Sippel, Karl, Rummenigge (43. Franck), Mill

Noch feiern die Italiener - Aber Dortmunds Zeit kommt noch !
Dortmund musste im Stadio delle Alpi einen Zweitorerückstand aufholen. Selbst in Bestbesetzung wäre das fast unmöglich. Nun fehlten aber noch weitere Spieler: Neben den bekannten Ausfällen von Sammer, Povlsen und Kutowski fehlten noch Stephane Chapuisat und Michael Zorc. Wie sollte das Wunder klappen? Eigentlich ging es ja nur darum, das Gesicht zu wahren und sich so gut wie möglich aus der Affäre zu ziehen. Aber vor 63.000 Zuschauer wurde bereits nach fünf Minuten alles über den Haufen geworfen. Dino Baggio verwandelte eine Vorlage Viallis aus 15 Metern. Das wars ! Und kurz vor der Halbzeit traf der Turiner erneut. Diesmal verwandelte er eine Freistossvorlage, die vom ehemaligen Dortmunder Möller gegeben wurde. Zu diesem Zeitpunkt hätte der BVB vier Tore schießen müssen. Und das ganze ging noch weiter, denn Michael Rummenigge musste mit einer Oberschenkelprellung ausgewechselt werden. Ersetzt wurde er von Franck

In der zweiten Hälfte verwalteten die Italiener den Vorsprung, so kam dann der BVB zur ersten Chance. Leider scheiterte Lothar Sippel in der 49. Minute an Torhüter Peruzzi. Im Gegenzug hatte dann Baggio eine Chance, aber sein Volleyschuss ging knapp über das Tor. In der 65. Minute erzielte der Ex-Dortmunder Andreas Möller den 3-0-Endstand, als er einen misslungenen Abwehrversuch von Franck verwandelte. Die Dortmunder waren natürlich traurig, aber es sollte nicht vergessen werden, was der BVB erreicht hatte. Die knapp 4.000 mitgereisten Fans wussten es. Sie feierten ihre „Helden“ während des Spiels mit Beifall und Jubelgesängen. Auch wenn es nicht für einen Titel in diesem Jahr reichte, so waren die Fans stolz. Denn sie standen in einem europäischen Finale einer der besten Mannschaften der 90er gegenüber. Dazu wurde im DFB-Pokal das Achtelfinale erreicht, wo man gegen den späteren deutschen Meister Werder Bremen rausflog. In der Bundesliga erreichte der BVB einen guten vierten Platz, was um so bemerkenswerter war, da der Europapokal viel Kraft gekostet hatte und vor allem, weil der BVB zum Saisonende viele Verletzte zu beklagen hatte. Im Endeffekt war aber dieser Finaleinzug der erste Schritt zu den Meisterschaften 1995 und 1996 und zum Europapokalsieg 1997. Denn der BVB erspielte in diesem Wettbewerb alleine schon 25 Millionen DM. Dadurch konnten weitere Spieler aus Italien zurückgeholt werden und der wirtschaftliche Abstand zum Ligakrösus Bayern München verringert werden.


Dortmund war wieder eine Adresse in Europa, obwohl Juventus in diesem Jahr noch zu stark war. Aber das sollte sich ja irgendwann ändern.

Fotos: Ballmann/McStay

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