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Tatort Bundesliga - der 1. Spieltag: "Geld" schießt eben doch Tore...

30.07.2001, 00:00 Uhr von:  BoKa
Tatort Bundesliga - der 1. Spieltag: "Geld" schießt eben doch Tore...
Tatort Bundesliga

Die 39. Spielzeit auf dem Weg zur Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea: Sie startete heiß! Temperaturen in den sieben Stadien um die 35 Grad und „heiße Szenen“ en masse. Die Bundesliga ist wieder da – als wäre sie nie weg gewesen. Und sie knüpfte genau da an, wo sie geendet hatte. Spannung, Dramatik, Leidenschaft ohnegleichen ums runde Leder. Was also wollen wir da noch monieren, kritisieren und soufflieren? Die neue Lust auf „Sturm“ ist jedenfalls „der“ Appetithappen für uns Süchtigen...

In eigener Sache: Aller Anfang ist erfahrungsgemäß schwer und so muß auch der Kolumnist erst wieder zu gewohnt spitzer und griffiger Feder gelangen. Ihr liebe Leser solltet daher nicht so akribisch wie gewohnt auf die Ausführungen schauen, sondern diese Informationen hier einfach nur mitnehmen! Die „uns interessierenden Ergebnisse“ sprechen ja eh für sich... :-)

Jubelnde Gladbacher nach dem Sensationscup gegen Bayern

Innerhalb Mönchengladbachs hatte man überall damit plakatiert: „Ausziehen!“ und darunter dann die fette obligatorische Lederhose. Und Meyers „Aufstiegsfohlen“ ließen sich nicht lange bitten und zogen die pomadigen Münchner Bayern kurzerhand ab! Gladbach 1, Bayern 0, das ist die erste Sensation der neuen Saison. Franz Beckenbauer, der Kaiser der Nation, ahnte das schon früh: „Nach einer halben Stunde hatte ich genug von unserer Vorstellung, da habe ich im TV lieber zu den anderen Spielen umgeschaltet,“ tadelte er sein Team grantig ab.

Aus dem verkniffenen Augenwinkel schaute auch Ottmar Hitzfeld zerknittert, verschwitzt und mit gequältem Lächeln dem Höhepunkt der „Hans-Meyer-Show“ zu, die gut eine halbe Stunde nach dem 1:0-Sieg des frechen Bundesliga-Rückkehrers Borussia Mönchengladbach gegen Münchens matte Champions-League-Helden im Pressesaal des Bökelbergs anhob. Es war der Moment, in dem der aufgeräumte Meyer sich gerade scheinbar aus dem Nichts eine Frage beantwortete, die ihm gar keiner gestellt hatte: „Um allen Leuten vorzubeugen, die jetzt wissen wollen, wie unsere Chancen auf die Meisterschaft sind“, wolle er an das „total katastrophale Abstiegsjahr erinnern“, so der zotige Meyer verschmitzt, „da hat Borussia das erste Spiel 3:0 gegen Schalke gewonnen und ist dann in die Zweite Liga abgeschmiert.“

Kaum hatte Meyer elegant wie selten die Euphorie-Bremse getreten und das brüllende Gelächter eingesogen, dankte der kauzige Übungsleiter nach dem Zuruf eines Schweizer Berichterstatters auch noch schnell seinem Last-Minute-Neuzugang, dem 33-jährigen Eidgenossen Jörg Stiel, der sein Tor prächtig rein gehalten hatte: „Übermitteln Sie Ihren Landsleuten", so Meyer zu dem verdutzten Reporter, „dass Deutschland mit Stiel zufrieden war.“ Und schließlich bekannte der 58-jährige Thüringer auch noch, wie er „diesen besonderen Tag in meinem Leben“, den geglückten Einstand in die Erstklassigkeit, zu feiern gedenke: „Ich fahre jetzt nach Hause und mache mir eine Flasche Sekt auf, für sechs Mark, Marke Rotkäppchen. Wir sind nämlich arm und kaufen bei ALDI.“ Na dann mal Prost. Nicht nur der Sieger im Nachspiel zum ewiggrünen West-Süd-Klassiker, der listige Haudegen Hans Meyer, erwies sich an einem hitzigen und heißen Nachmittag voller Überraschungen als Bereicherung für die startende 39. Bundesliga-Saison, sondern auch seine doch unerwartet abgebrühten grün-weißen Gladbacher Jungs, die sich ihren 1:0-Erfolg gegen „Europas Überflieger der Vorsaison“ vollauf verdient hatten. Im Duell mit den Münchner Meistern, die ihre noch frischen Triumphe wie eine Monstranz vor sich herschleppten und offenbar glaubten, „sie könnten ab jetzt jeden Gegner locker niederspielen“ (Uli Hoeneß), brillierte Gladbach zwar mit den klassisch-kämpferischen Tugenden eines beseelten Aufsteigers, aber auch mit spielerischer Klasse und erstaunlicher taktischer Reife. „Das Ergebnis war kein Glückstreffer, kein Zufall“, sagte später zurecht Gladbachs Kapitän Marcel Witeczek, „wir waren die Mannschaft, die auf den Punkt besser präpariert war.“ Wohl wahr!

Arie van Lent „erschießt“ die Bayern
© Foto: Onlinesport

Das Unheil für seine Münchner Kicker, die am Sonntag die erste Krisensitzung inklusive einer emotionalen und im Vorfeld auch erwarteten Hitzfeld-Ansprache („Ich bin stark enttäuscht. Ich habe das Feuer im Team vermisst. Die Mannschaft brennt nicht genug“) abhielten, hatte Hoeneß schon seit Wochen, in einer unerfreulichen und weithin unergiebigen Vorbereitungsphase, wie ein fernes Donnergrollen vernommen. „Es hat sich für mich bestätigt, dass wir ganz schwere Auftaktwochen vor uns haben werden“, erklärte Hoeneß, „es wird Zeit, dass die Mannschaft wieder das Kämpfen lernt.“ An der Bissigkeit des „zornigen bajuwarischen Geschäftemachers“ konnten sich viele der schon zum Start ausgelaugt und müde wirkenden Profis ein Beispiel nehmen, allen voran die pomadige Mittelfeld-Reihe mit einem zur Unkenntlichkeit wegschrumpfenden Stefan Effenberg. Dem großen Blonden, der fast alles tat, um seinem früheren Klub nicht weh tun zu müssen, fiel nach Schlusspfiff nichts Besseres ein als die Bemerkung: „Die Mannschaft habe einfach nicht das gemacht, was sie sollte.“ Hört, hört. Für den schärfer analysierenden „Leithammel“ Oliver Kahn war das Debakel dieses ersten Saisonauftritts indes ganz und gar kein Wunder: „Du kannst nach diesen schlechten Spielen in der Vorbereitung nicht einfach den Schalter umlegen und sagen: Jetzt zeigen wir mal unsere echte Klasse.“ Gegen die mit der kompletten Zweitliga-Aufstiegsmannschaft angetretenen Gladbacher reichte es hinten wie vorne nicht für den phlegmatischen und uninspirierten Titelverteidiger. „Es war kein Feuer drin, auch nicht der Wille, sich zu einem Kraftakt zu überwinden“, befand Stürmer Giovane Elber, der, quasi als Symbolfigur, rein gar nichts gegen den aufmerksamen Ex Freiburger Steffen Korell zu melden hatte.

Statt gleich ein Zeichen zu setzen gegen die aufgerüstete Konkurrenz aus Dortmund, Leverkusen oder Berlin, habe man „ein sattes Eigentor geschossen“, meinte Abwehrmann Linke, der beim 1:0-Treffer durch van Lent (23.) selig geschlummert hatte. Schon in der kommenden Woche werde es losgehen „mit großem Druck“, vermutete der erst zur zweiten Halbzeit eingewechselte Mehmet Scholl, „wir müssen nun aufpassen, dass wir nicht richtig auf die schiefe Bahn kommen.“ Die Gladbacher labten sich auch tags nach dem Paukenschlag zum Bundesliga-Start (BILD-Titel: „Au Bayern“) noch an der vollen Punkteausbeute. „Bei dem mörderischen Programm, das wir in den kommenden Wochen haben, ist das der richtige Kick fürs Selbstbewusstsein», sagte der überragende Mittelfeld-Lenker Peter Nielsen, „das setzt sicher Kräfte frei.“ Er wage sich gar nicht vorzustellen, „mit welch dickem Gepäck wir herumgelaufen wären nach einer Klatsche gegen die Bayern“, so Coach Meyer, «jetzt gehen wir viel befreiter und leichter in die weiteren Spiele.“ Etwa nächste Woche in Kaiserslautern bei der Überraschungself, die so sattsam die Schlagzeilen der Sommerpause gefüllt hatte...

Apropros Kaiserslautern. Deren umstrittener Teamchef Brehme kommentierte den gelungenen Start seiner Lauterer in die neue Saison der Fußball-Bundesliga mit den Worten: "Ich bin sehr stolz darauf, was die Mannschaft heute in der zweiten Halbzeit geleistet hat". Sein Kollege Werner Lorant blieb trotz der Pleite überraschend gefasst. "Die Mannschaft hat eigentlich in den ersten 55 Minuten gut gespielt", meinte der 1860-Coach. "Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir hier gegen Kaiserslautern verlieren, das bin ich ja gewohnt." In der Tat hatte seine Gurkentruppe dem seinerzeit debütierenden Weltmeister vor Jahresfrist mit exakt dem gleichen Ergebnis den Weg bereitet und damit eine furiose Siegesserie der „Betze-Buben“ eingeleitet.

Werner „beinhart“ Lorant schlägt mal wieder alles kurz und klein...
© Foto: Onlinesport

Trotz der großen Hitze hatten sich die Münchner deutlich mehr bemüht als noch vor drei Tagen im UI-Cup. In der ersten Halbzeit waren sie die bessere Mannschaft und kamen im Gegensatz zu den Lauteren zu zwei guten Torchancen.

Lautern "ohne Sieben" - auch ohne „Primadonna“ Djorkaeff

"Ohne Sieben" trat Kaiserslautern in München an. Trotz der vielen Verletzten hatte Brehme wegen Trainingsrückstands auch auf den rebellischen Djorkaeff verzichtet. Die Ausfälle machten sich im Spiel nach vorne zunächst schmerzlich bemerkbar. Keine einzige Torchance erspielten sich die "Roten Teufel" in der ersten Halbzeit. "Das Spiel passt sich den Temperaturen an", urteilte diplomatisch Bundestrainer Michael Skibbe zur Halbzeit.

Doch dann kam das böse Erwachen für die "Sechziger", was „Obermietzekatze“ Wildmoser sichtlich den Tag verhagelte. Ein Tor des Luxemburgers Strasser, der neben Hany Ramzy einer der besten Pfälzer war, in der 54. Minute stellte den Spielverlauf auf den Kopf. Den haltbaren Schuss ins lange Eck fälschte der schwache 1860-Keeper Simon Jentzsch noch ab. "Wir wussten, wer hier das erste Tor schießt, wird als Sieger vom Platz gehen", meinte 1860-Präsident Karl-Heinz Wildmoser. In der Hitze wurden die Beine der Münchner beim Versuch, den Rückstand aufzuholen, immer schwerer. Die Gäste nutzten dies gekonnt zu weiteren Toren, wobei der bedauernswerte 60-Torhüter Jentzsch seine „Bundesligatauglichkeit“ desöfteren vermissen ließ...

Alles wie gehabt: „Pagel“ meckert auf den Schirri

Die letzte Szene eines Hitze-Kicks ließ die Gemüter beim Hamburger SV noch mal überkochen. Trainer Frank Pagelsdorf beschwerte sich mit unmissverständlichen Worten. Und auch Torhüter Martin Pieckenhagen äußerte sich gewohnt deutlich über Schiedsrichter Franz-Xaver Wack und dessen Elfmeterpfiff beim 0:1 in Cottbus. „Der Schiedsrichter hat es anders gesehen, aber dafür ist er ja berühmt geworden“, sagte der ehemalige Rostocker nach seinem unglücklichen Debüt beim HSV und verwies auf die vorige Saison.

Seht mal, so hab ich das beim BVB gelernt, Jungs!
© Foto: Onlinesport.

Damals hatte eben dieser Dr. Wack am 8. April im Rostocker Ostseestadion beim 1:1 gegen den VfB Stuttgart gleich zwei umstrittene Strafstöße gegen ihn verhängt.

Pagelsdorf sprach von „Erfahrungen“ mit Wack und beklagte besonders, dass der Unparteiische aus Biberbach Andrzej Kobylanski kurz vor der Pause nicht des Feldes verwiesen hatte. Der bereits verwarnte Pole hatte den davon eilenden Mehdi Mahdavikia am Trikot festgehalten. „Er hat versucht, jeden schnell ausgeführten Freistoß von uns zu unterbinden“, fügte Pagelsdorf verärgert hinzu. Dass der HSV nach dem 2:4 am 12. Mai schon wieder in Cottbus verlor, hatte er sich aber selbst zuzuschreiben. Der Hamburger Coach bemängelte den fehlenden Druck seines Teams, die zu geringe Zahl an Torchancen sowie die Freiheit für den überragenden Vasile Miriuta beim entscheidenden Pass auf den von Pieckenhagen gefoulten Marko Topic. Unter dem Strich stand somit wieder einmal eine Pleite in der Schlussphase. „Wir sind todunglücklich, aber wir dürfen uns nicht einreden, dass das wieder so los geht. Das müssen wir bekämpfen“, sagte auch Team-Manager Bernd Wehmeyer. Dabei helfen soll Jörg Albertz, doch der zehn Millionen Mark teure Rekord-Einkauf konnte bei seiner Rückkehr nicht die gewünschten Erwartungen erfüllen und den Ausfall von Sergej Barbarez vergessen machen. „Wir haben den Fehlstart, den wir nicht haben wollten. Wir haben verloren, also kann ich mit meiner Leistung nicht zufrieden sein“, kommentierte „Ali“ Albertz treffsicher.

Ansonsten „alles Miriuta“ in Cottbus: Der Regisseur glänzte zwar noch nicht so wie gewohnt, Torvorbereitung und -vollendung waren aber allein seine Sache. „Wir sind elf Spieler, es ist nicht nur Miriuta auf dem Platz“, sagte der Glatzkopf und wehrte die Lorbeeren ab. „Wenn Sebastian Helbig zurückkommt, haben wir mit Topic und Brasilia insgesamt fünf Stürmer und auch mehr Qualität.“ Trainer Eduard Geyer war das „Wie“ des Erfolges in der Hitze egal. „Es steht jetzt erst einmal Etwas auf der Habenseite. Im vergangenen Jahr stand dort lange die Null“, sagte der Coach und erinnerte süffisant an die drei Start-Niederlagen im Premierenjahr.

Mit Amoroso ist endlich der vermisste Chapi-Nachfolger da!

"Komme in jeder Liga zurecht": Amoroso hält, was er verspricht

Der meistdiskutierteste Bundesliga-Spieler aller Zeiten verzückte mit seinem Traum-Debüt selbst unser aller "Kaiser". "Ein Weltklassespieler wie Amoroso tut der Liga gut. Wir können froh sein, dass wir ihn haben", lobte Fränzchen Beckenbauer den Dortmunder Neueeinkauf Marcio Amoroso, der beim numerisch zu niedrigen 2:0 von Borussia Dortmund gegen Aufsteiger 1. FC Nürnberg mit einem Doppelpack (fast Dreierpack) einen Einstand nach Maß in der deutschen Eliteklasse feierte. Der Brasilianer mit italienischen Pass, dessen Wechsel vom AC Parma ins Ruhrgebiet die Bundesliga in neue Transfer-Dimensionen geführt hat, geriet nach seiner glanzvollen Premiere sogar selbst ins Schwärmen. "Das war ein wundervolles Erlebnis", sagte der 27-Jährige in fließendem Italienisch der versammelten Journalistenelite und ließ sich wechselseitig von den Dortmunder "Italienern" Stefan Reuter, Jürgen Kohler und Giuseppe Reina übersetzen. "Wenn das so weitergeht, werden die Titel kommen, die wir uns wünschen", ließ sich Amoroso nach seiner Galavorstellung von Kapitän Stefan Reuter übersetzen! Jaaaa, in Italiens Serie A wird das alles eben weniger zurückhaltend verkündet...

"Ich will die Champions League gewinnen"

Denn aus seinen Ambitionen macht der Fußball-Globetrotter, der außer in seiner brasilianischen Heimat auch schon in Japan gespielt hatte, keinen Hehl: "Ich will die Champions League gewinnen, diesen Pokal habe ich ganz fest ins Auge gefasst. Mein Freund Giovanne Elber hat mir gesagt, wie er sich anfühlt“. An Selbstbewusstsein mangelt es dem 16-maligen Nationalspieler also nicht: "In der Bundesliga wird hart gespielt, aber ich komme in jeder Liga zurecht."

Dass dieser Anspruch zumindest für das deutsche Oberhaus gilt, bewies Marcio Amoroso dos Santos vor 65.500 begeisterten Zuschauern im Westfalenstadion eindrucksvoll. Und man musste sich wahrlich lange zurückerinnern, so etwas geiles hier gesehen zu haben! Das erste Tor der 39. Bundesliga-Saison nach Kopfballvorlage von Sturmpartner Jan Koller und der zweite Treffer nach ähnlicher Vorarbeit durch seinen Landsmann Evanilson (bei dem man den Eindruck haben kann, dass es schwer wird, den am Saisonende „abzuschieben“) unterstrichen seine absoluten Torjäger-Qualitäten. Das erfreuliche dabei ist aber: Immer wenn er sich jenseits des gegnerischen Gehäuses aufhielt, glänzte er als kluger Spielbereiter und Passgeber - und dass er weit mehr kann, deutete er mit technischen Kabinettstückchen und "Zuckerpässen" an. Und das Zusammenspiel mit den Kollegen aus dem 100-Millionen-Mark-Sturm funktionierte zumindest gegen die ängstlichen Bundesliga-Rückkehrer aus Franken zuweilen schon sehr gut.

Kann nur durch Fouls gestoppt werden: Tomas Rosicky

Tomas Rosicky, der Filigrantechniker, und Koller, der "XXL-Torjäger", boten mit Amoroso besonders in der Anfangsphase und zu Beginn der zweiten Hälfte „Angriffsfußball vom Feinsten“, vor dem die Liga einen Schluck-Auf kriegt. Einziges Manko: Rosicky und vor allem Koller ließen (noch) allerbeste Chancen aus und verpassten somit ein Schützenfest zum Amoroso-Debüt. "Die Drei sind, genauso wie ich es versprochen habe, eine Bereicherung für die Bundesliga", stellte BVB-Manager Michael Meier nicht ohne Stolz auf seine millionenschwere Offensivabteilung fest. Und an diesem Tag wollte ihm auch "Kaiser" Beckenbauer nicht widersprechen, der tief beeindruckt als Gast von „PW“ im Studio „Augenzeuge der BVB-Vorstellung“ war.

Beeindruckt nicht nur von der Amoroso-Show war Klaus Augenthaler. "Ich habe die Atmosphäre genossen", sagte der Weltmeister von 1990. Seine Spieler allerdings hätten nach zwei Jahren im Unterhaus zuviel Respekt vor so einer enormen Kulisse gezeigt. "Aber was solls: Wir sind voll im Soll mit null Punkten. Keiner hat erwarten können, dass wir hier tatsächlich gewinnen, relativierte er seine „Motivationsaussagen vom vergangenen Freitag mit Resignation." Allerdings hätte es bei "Auges" Bundesliga-Debüt als Coach "etwas mehr Risiko, etwas mehr Mut" sein können. "Aber wir sind aufgestiegen, nicht um Meister zu werden, sondern um drin zu bleiben", meinte der 43-Jährige, der vor allem Torhüter Darius Kampa lobte. Denn der 24-Jährige, zuvor als vermeintlicher Schwachpunkt ausgemacht, verhinderte mit mehreren Weltklasse-Glanzparaden eine weitaus höhere Niederlage.

Fast Rundherum zufrieden: Für Matthes Sammer fängt die Saison schon gut an

Die Amoroso-Gala indes konnte der Bundesliga-Neuling indes nicht verhindern. Der Held des Tages widmete seine ersten beiden Tore nicht etwa, wie bei seinen Landsleuten üblich, Ehefrau Raquele oder Söhnchen Giovane. "Die sind für mich. Die habe ich selbst erarbeitet." Und nach dem gelungenen ersten Bundesliga-Arbeitstag bei "brasilianischem Wetter, das aber auch mir in der zweiten Hälfte zu heiß wurde," gab es für den Ablöse-Rekordler nur noch eines: "Ich brauche Kraft, jetzt muss ich was essen“ und Verständnis im weiten Rund machte sich breit...

Der innere Seelenfrieden des Herrn Hauer...

Währenddessen ein Name den BVB-Fans nicht aus dem Kopf ging. Bernd Hauer? Dieser Name kommt einem „Fußballbesessenen“ dann doch schnell wieder in den Sinn! Genau, dieser Mann da, hat mit seiner häufigen Zitterarm-Winkerei am 9. April 2001 vermutlich die Deutsche Meisterschaft 2000/2001 vorentschieden: Besagter Linienrichter war es nämlich, der den unterzähligen Bayern bei ihrer „Schlacht um Dortmund“ einen überaus unverdienten Punkt schenkte. Als Linienrichter eingesetzt, hatte er im Bundesligaspiel Borussia Dortmund gegen den FC Bayern München sehr oft, zumindest aber zwei mal gravierend so was von falsch gelegen als Fredi Bobic und Leonardo Dedé den Ball regelgerecht im Bazi-Tor unterbrachten! Wie die anschließenden Fernsehbilder eindrucksvoll und wenig entlastend für den guten Mann aus Hambühren bei Celle später nachwiesen, waren es Fehlentscheidungen. Aber wer jetzt denkt, dieser „Rutger“ Hauer hätte seither seine Winko-Manie erfolgreich auskuriert, wurde am Samstag leider eines Besseren belehrt!

Hambühren SV

Im Bundesligaspiel gegen den 1. FC Nürnberg kehrte Hauer erstmals nach seine groben Schnitzern zurück an die Stätte seiner (Un-)Taten, dem Westfalenstadion. Auch gestern zeigte er eifrig und dienstbeflissen mehr als ein halbes Dutzend äußerst knapper Abseitsentscheidungen an. Und folgerichtig wurden abermals die Tore von Amoroso und das von Jan Koller (diesmal sogar zu recht) aberkannt. „Fahnenassi“ Hauer lag bei diesen Entscheidungen wie gewohnt jedoch mehrheitlich daneben.

Bleibt die Frage, was dieser zeigefreudige „Hansdampf in allen Gassen“ denn eigentlich gegen den BVB hat? Wieso bringt er bei jedem Einsatz unsere Mannschaft um Vorteile und legt sich zudem ohne Not mit 60.000 Zuschauern dermaßen hartnäckig an? So ein fehlerbehafteter „Linienrichter“ hat nichts in der Bundesliga zu suchen, denn er wird es wohl niemals lernen, wann ein „Spieler“ im Abseits ist und wann nicht. Und wenn es ja „nur“ das gewesen wäre: Einmal in Schwung, hatte sich das Schirri-Gespann dann auch vollends gegen die Heimmannschaft verschworen: Die falsche Entscheidung bei der Johansson-Notbremse gegen Ricken, das Handspiel vor dem Strafraum von Torhüter Kampa.... hier "nur" gelbe Karten zu zeigen, sagt ebenfalls alles aus, was man über dieses Trio zu (be)werten hat....

10 Millionen „Radiohörer“ beim Bundesligastart „on Air“

Nach dem ganzen Gezicke zwischen Kirch und den öffentlich-rechtlichen Sendern, erlebt das gute alte Radio bei den Fußball-Anhängern eine Renaissance. Über 10 Millionen Hörer saßen am Samstag, dem ersten Spieltag der 39. Bundesliga-Saison, vor den Geräten. Sogar noch mehr, als am letzten Spieltag der vergangenen Saison. Vor allem bei den Fans, die aktuell und schnell über die Bundesligaspiele informiert werden wollen, kommt das Hörfunkangebot auf Grund der „nicht mehr so zeitnahen TV-Berichterstattung“ gut an. „Unsere Sendung wird durch den Streit um die Übertragungsrechte weiter aufgewertet“, meinte Dietmar Schott, der seit 39 Jahren für den Westdeutschen Rundfunk (WDR) über die Bundesliga berichtet.

Die TV-Übertragungsrechte machen es möglich. Weil die Live-Spiele nur über den Pay-TV-Kanal Premiere World empfangen werden können, und eine Free-TV-Zusammenfassung des Geschehens erst am Samstagabend ab 20.15 Uhr auf SAT.1 geboten wird, schalten die Fans immer öfter das Radio ein. Und es kostet sie keinen Pfennig extra. Insgesamt 40 Minuten dürfen die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten berichten. Darauf haben sich die Deutsche Fußball Liga (DFL) sowie die ARD verständigt. „Die Zeit hat sich in den letzten Jahren nicht geändert“, meinte Vogt, „aber nicht jeder hat sich daran gehalten.“ Der neue Intendant des Bayerischen Rundfunks, Thomas Gruber, bezeichnete die Einigung dagegen als „schmerzlichen Kompromiss“. An diesen müssen sich alle halten, sonst droht erneut Ärger mit der Kirch-Gruppe, die die Übertragungsrechte für die Bundesliga besitzt. Immerhin dürfen die Radio-Stationen, im Gegensatz zum letzten Jahr, nun wieder live über das Geschehen in der ersten Halbzeit berichten. „Für die erste Hälfte haben wir fünf Minuten eingeplant, die Abschlusskonferenz dauert 20 Minuten und die restlichen 15 Minuten verwenden wir für aktuelle Einblendungen“, erklärte Hertel das erfolgreiche Zeitkonzept.

Beim WDR in Köln laufen die Fäden für die Konferenzschaltung aus den Stadien zusammen. „Von Nord- bis Süddeutschland kann uns jeder hören“, erklärte Reinhold Vogt, Programmchef bei WDR 2. Während der Abschlusskonferenz am Samstagnachmittag ab 16.55 Uhr schalten sich nämlich alle ARD-Rundfunkanstalten ein. Regisseur Ludwig Hertel koordiniert an seinem Mischpult in Köln das Geschehen. Er sagt, wer wann wie lange berichten darf. Der Zeitplan ist eng. Damit alles reibungslos abläuft, über jede Partie live berichtet werden kann, sind Spieltag für Spieltag rund 40 Mitarbeiter im Einsatz. Allein zwölf sitzen in den Redaktionsräumen des WDR in Köln. Der Rest ist direkt vor Ort. „Wir wollen unseren Hörern das Gefühl vermitteln, dass sie nichts verpassen“, sagte Vogt. Und der begeisterte Fußballfan wird es ihnen danken...

Dagegen schlechteste "ran"-Quote seit Bestehen der Sendung

Wer hat eigentlich da am Samstag Abend noch "ran" gesehen? Offensichtlich waren es nicht allzu viele, denn SAT1 hat die schlechteste Quote seit Bestehen der Sendung zu vermelden. Tröstlich: Ligachef Werner Hackmann versucht bereits, mit einigen warmen Worten in das Sendekonzept hineinzureden. Nach den äußerst dürftigen TV-Einschaltquoten der neuen "ran"-Bundesligashow hat Ligachef Werner Hackmann die Macher von SAT.1 kritisiert. "Die Quote ist sicher steigerungsfähig, aber auch die Sendung ist steigerungsfähig. Das war ja fast wir „ran“ früher, ohne große Veränderung.

Werner Hackmann

Ich hätte Oliver Kahn viel früher in die Sendung mit einbezogen und ihn die Spiele mitkommentieren lassen", sagte der Vorstandsvorsitzende des Ligaverbandes dem Sport-Informations-Dienst (sid).

Gleichzeitig stellte Hackmann allerdings klar, dass die Deutsche Fußball Liga GmbH (DFL) als gemeinsame Firma der 36 deutschen Profi-Klubs keinen Anlass zur Intervention sehe. "Es ist nicht vorstellbar, dass die DFL regulierend in das Sendekonzept eingreift. Man darf nicht nur die Quote bei „ran“ sehen, sondern die Quote des Gesamtprodukts. Dazu gehören auch die verkauften Premiere-Abos. Wie sich das entwickelt, muss man abwarten", sagte Hackmann.

"ran" war am vergangenen Samstag erstmals im Hauptabendprogramm auf Sendung gegangen. Mit nur 2,22 Millionen Zuschauern war das Publikumsinteresse allerdings äußerst gering. Der Marktanteil von 11,8 Prozent war der schlechteste seit ersten Ausstrahlung von "ran" vor neun Jahren.

Erste Krawalle in St. Pauli – Umzug vom Millerntor in den Volkspark?

FC St. Pauli

"Hertha BSC hat die falschen Fans mitgebracht", sagte Geschäftsführerin Tatjana Groeteke schlicht, als bekannt wurde, dass prügelnde Fans der Hertha sich mit den gewaltbereiten Schlägern des FC St. Pauli „gematcht“ hatten. Eine allerdings etwas zu einfache Erklärung für die schweren Krawalle nach dem Bundesliga-Spiel gestern Abend! Die Diskussion um die Sicherheit am Millterntor ist wieder voll entbrannt. Bei Schlägereien im Hamburger Stadtteil St. Pauli waren zwei Polizisten verletzt worden. Fünf Hooligans wurden festgenommen, 17 weitere befinden sich noch immer in Gewahrsam. Insgesamt waren rund 200 Beamte im Einsatz.

Das 1963 erbaute und mittlerweile marode Millerntorstadion hat lediglich einen Zugang. Eine Trennung der an- und abreisenden Fans beider Vereine ist nicht möglich. "Durch diese Situation wird unsere Arbeit enorm erschwert", sagte Polizeisprecher Reinhard Fallak. "Im Volksparkstadion haben wir dieses Probleme nicht, befürwortet er einen Umzug in das Stadion des Lokalrivalen Hamburger SV. Als „weitere Problemspiele“ sind die Partien gegen Hansa Rostock, Energie Cottbus und den HSV eingestuft worden. Lediglich beide Spielen gegen den Lokalrivalen werden im Volkspark ausgetragen. In den nächsten Tagen soll es erneut Gespräche zwischen Polizei und Verein geben. Eine solche Entscheidung wäre allerdings das Ende der Kiezträumereien von Freiheit und Abenteuer rund um die sündige Meile, denn keiner der antiquierten „Piratenfahnenträger“ würde diesen Umzug mitmachen!

Mit dem Bau einer neuen Arena soll das Problem am Millerntor langfristig gelöst werden. Die Spielstätte wird um 90 Grad gedreht, ein separater Zugang für Anhänger der Gästemannschaft liegt dann nicht mehr zur schwer kontrollierbaren Reeperbahnseite. Mit dem Bau des neuen Stadions soll voraussichtlich in der Sommerpause nächsten Jahres begonnen werden. Tatjana Groeteke, Geschäftsführerin des FC St. Pauli, verwies zwar noch einmal darauf, dass alle Auflagen des DFB-Sicherheitsausschusses im Stadion erfüllt worden seien, aber angesichts dieser schweren Ausschreitungen steht zu Befürchten, dass andere Fangruppen der Bundesligavereine ebenfalls das „Nadelöhr“ für Krawalle nutzen wollen. "Die Ausschreitungen sind nur passiert, weil Hertha BSC die falschen Fans mitgebracht hat. Das ist das schwierigste Fan-Potenzial in der gesamten Bundesliga", meinte Groeteke und disqualifizierte sich vor den Augen schmunzelnder Journalisten damit vollends ab. Und so muß es dann ja wohl dergestalt in den Zeitungen der Hauptstadt stehen: Achtung: Hertha BSC sucht für sein nächstes Auswärtsspiel beim SC Freiburg die richtigen Fans! - Bewerbungen bitte an die Geschäftsstelle, Hanns Braun Haus...

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