Spielbericht Profis

Bundesliga Heimsieg BVB gegen 1. FC Köln Borussia, Du bist immer für mich da

19.03.2023, 18:21 Uhr von:  Nina T.
Das gesamte Team feiert nach dem Spiel inklusive Kindern vor der Süd, alle haben sich im Arm und springen hoch

Disclaimer: Aufgrund einer Planänderung ist unser Spielbericht (leider) ebenfalls von der Autorin des Vorberichts zum Heimspiel gegen den 1. FC Köln.

Das Gute an einem Spieltag voller Termine und mit geringer Akkuladung ist, dass man kurzfristige Ausfälle gar nicht so mitbekommt und sich keinen Kopf machen kann. Nach den samstäglichen Einkäufen stand mittags unsere Redaktionssitzung an, im Anschluss musste kurzfristig krankheitsbedingt eine Karte übergeben werden und dann hatte mich noch die Bitte erreicht, den Dortmund-Köln-Schal mitzubringen - Riesenandrang, was eine Klopperei!

Nicht mal der Schauer sorgte für Abkühlung. Und es gab deswegen schon Tags zuvor heiße Diskussionen auf Social Media: An der Fanfreundschaft zu Köln spaltet sich die BVB-Fangemeinde offensichtlich an irgendeinem Datum…? Es fanden sich jedenfalls mehr als genug Interessierte.

Nun ja, ich war also so gut beschäftigt, dass mich bis zur Aufstellung nicht mal Gerüchte erreichten. Sechs Ausfälle und eine Sperre, ganz frisch waren noch Salih Özcan und Jamie Bynoe-Gittens zur Liste hinzugekommen. Da hätte ich vielleicht ein bisschen nervös werden können. Andererseits habe ich im Vorbericht bereits gesagt, ich vertraue jedem im Kader. Dabei wäre es ohnehin geblieben.

Vor dem Anpfiff gab es noch Informationen zum geplanten Anteilsverkauf der DFL:

Wo viel Geld ist, kann auch nur mehr Geld die Lösung sein…? Man sollte vermuten, wir haben es mit intelligenten Menschen zu tun, aber wenn es um Kohle geht, werden anscheinend alle dumm. Der Unique Selling Point der Bundesliga ist nicht ihre Konkurrenzfähigkeit mit den aus den Fugen geratenen europäischen Ligen! Schaut Euch doch bitte mal um. Dass man uns noch so eben als echten Fußball - und eben nicht als Monopoly auf Rasen - verkaufen kann, ist das, was die Leute anzieht.

Auf dem Platz, wie auf der Südtribüne werden vor dem Spiel viele großformatige Fahnen geschwenkt
Fahnenintro auf der Südtribüne

Erste Halbzeit

Der Kölner Gästeblock war offensichtlich on fire - und blieb es auch. Bei uns brannte es ebenso ab der ersten Minute, allerdings mehr so innerlich. Für diese Akustik und diese Bilder kannste Geld verlangen, DFL!

Man hatte sich offenbar vorgenommen, bei aller Freundschaft, uns die Luft zum Atmen notfalls anders zu nehmen, wenn es auf dem Rasen nicht klappen sollte? Leider wurde ein Kameramann von Sky dabei verletzt. Was mich wieder dazu bringt, dass man sich endlich mal eine gemeinsame Lösung überlegen sollte, wie der Einsatz von Pyrotechnik abgesichert werden kann.

Zum Licht

Für unsere Jungs wirkten die Fackeln allerdings wie Leuchtfeuer im Leuchtturm - da geht’s lang:

Nach 15 Minuten traf Raphael Guerreiro sehenswert zum 1:0! Rapha rockt im Mittelfeld.

Zwei Minuten später zimmert Sébastien Haller, nach toller Vorarbeit von Marco Reus und wieder Raphael Guerreiro, den Ball in die Maschen. Der anschließende dreifache Ausruf ballerte ungebremst durch das Westfalenstadion. Für Seb freut man sich bei jedem Treffer einfach dreifach! Dass der Junge wieder auf dem Platz steht - und zwar nicht um ihn abzukreiden - sondern um zu spielen, ist schon ein Wunder und eigentlich jedes Mal einen Ausruf wert, wenn er dann noch trifft, ist das einfach besonders. Und zumindest für mich wird das auch immer so bleiben.

Sébastien, man sieht in der Viertelansicht seine Rückennummer, umarmt Raphael Guerreiro, dessen Kopf an seiner Schulter liegt
Torschützen unter sich: Sébastien Haller und Rapha Guerreiro

Im Spielverlauf beschlich mich dennoch irgendwann der Gedanke, die Beleuchtung im Gästeblock müsse mal geprüft werden, bitte! Wenn da ständig zusätzliches Licht angemacht werden muss, stimmt vielleicht irgendwas nicht? Ich mein, Köln braucht das Geld ja eigentlich für Gehälter…

Es hätte etwas von einem Date, bei dem der Typ fürchterlich angibt und Du denkst Dir, “Lass mal, ich steh doch längst auf Dich…” Vielleicht sollte aber auch einfach die lange Freundschaft überschwänglich gefeiert werden: Sind ja Rheinländer, die sind anders. Hier gäbe es vermutlich nur einen Klaps auf die Schulter und ein wohlwollendes Brummen.

VARum nur?

Auch das schönste Spiel darf heutzutage nicht ohne VAR-Einsatz zu Ende gehen. Daher wurde in der 27. Minute ein Handspiel von Mo Dahoud nach Kopfball von Hector aus extrem kurzer Distanz überprüft. In den Zusammenfassungen wird heute von einem Unterschied national und international fabuliert! Der mögliche Elfmeter hätte den Anschlusstreffer bedeutet. Das ist so nicht mehr tragbar! Es wird niemals einheitliche Entscheidungen geben, weil diese Entscheidungen von Menschen getroffen werden. Die einzige Lösung wäre, im Sinne der Emotion, eine Fehlerquote einfach zu akzeptieren. Dafür geht es halt um zu viel Geld, hier z.B. um einen “spannenden” Meisterschaftskampf und gleichzeitig die Abstände im Tabellenkeller. (Das Geld wird man übrigens nach und nach verlieren, wenn man sich weiterhin die Emotionen so ruiniert. Aber das wird erst auffallen, wenn es zu spät ist.)

Linke Bildseite: Marco Reus läuft mit ausgebreiteten Armen auf die Tribüne zu, schaut dabei über seine rechte Schulter, rechte Bildseite: ihm folgen vlnr Donyell Malen im Arm von Raphael Gurreiro und Marius Wolf
Jubel um Marco Reus Treffer zum 3:0

Wieder zum Licht

In der 32. Spielminute traf Marco Reus zum 3:0. Wieder gab es den dreifachen Ausruf, Marco hatte Michael Zorc überholt! Mit einem Traumtor, nach Traum-Vorarbeit: Schöner Pass von Jude Bellingham auf Donyell Malen, der zunächst an Schwäbe scheiterte, aber nicht aufgab! Seinen Ball auf Raphael Guerreiro gab dieser direkt weiter zu Marco und der Abschluss unseres Kapitäns… Dass ein Ball so fliegen kann!!!

Vier Minuten später erreichte ein Traumpass von Niklas Süle wiederum Donny, halb Köln mit einem Ball überspielt und Schwäbe konnte den Einschlag zum 4:0 nicht mehr verhindern. Noch ein dreifacher Ausruf, diesmal für die Entwicklung des Torschützen. (Berechtigt irgendwie, aber ich kam nicht umhin zu denken, dass wir in diesem Spiel da bald ähnlich inflationär unterwegs waren wie der Gästeblock mit den Fackeln…)

Mit der komfortablen Führung ließen wir es etwas ruhiger angehen, Köln aber nicht: Nachdem Jude Bellingham gerade noch, nach einer nur knapp misslungenen Rettung vor dem Seitenaus - dieser Spirit bei einer 4:0-Führung! - mit dem Trainer unserer Gäste abgeklatscht hatte, mussten die Tribünen-Nachbarn Bier wegbringen. Es war alles einfach etwas entspannter und kuscheliger am gestrigen Abend. Weil dann aber Selke vor unserer Nase zum 4:1 traf - ja, Gastgeschenke sind angebracht, aber man muss es auch nicht übertreiben - hatten sie anschließend Pippi-Verbot.

Vlnr: Marco Reus tätschelt Donyell Malen den Kopf, Mo Dahoud umarmt ihn, Sébastien Haller geht nach rechts, Julian Ryerson klatscht mit Raphael Guerreiro ab & Marius Wolf mit Nico Schlotterbeck, Niklas Süle geht nach rechts
Jubel um Malens Treffer zum 4:0

Zweite Halbzeit

Die Gästefans starteten die zweiten 45 Minuten mit einem Spruchband, das erst mit Beleuchtung dahinter zu lesen war: Sehr chic! Zu verstehen war es allerdings nur Übersetzer:innen aus dem Kölschen “Lieber tot als ein Knecht.”

Leider hat die vorherige und folgende Pyroshow dem Ganzen ein wenig die Besonderheit genommen.

Der Stadionsprecher beschränkte sich auch nur noch auf Durchsagen bei jeder zehnten Fackel. Als ich dann in der 52. Minute auch mal Augentropfen brauchte, bewunderte ich die Tapferkeit der Nord- und Osttribüne: Aber das Spektakel wollte sich wohl auch niemand wegen tränender Augen entgehen lassen.

Nach sieben Monaten…

…stand Mo Dahoud wieder in der Startelf und lieferte Vereinen Gründe für seine Verpflichtung - bis zu dem Foul an ihm in der 66. Spielminute. Lass Dich doch nicht so provozieren, ey! Das Nachtreten geriet zwar eher harmlos, aber halt nur weil er Martel nicht traf. Er sah dafür gelb und dann war er auch gleich zurück im Schaulaufen-Modus: Eine Minute später kam es, nach einem Foul von an Sébastien Haller zum Freistoß in aussichtsreicher Position vor der Südtribüne und Mo nahm sich der Sache an: Sein Schuss knallte an die Latte und Seb musste “nur noch” zum 5:1 abstauben! Toller Freistoß von Mo und der erste Doppelpack für Sébastien. Schöne Sache!

Echte Freunde

Blick auf den Gästeblock: Die Choreo der Gästefans zum Freundschaftsschal: Rote Fahnen in der oberen Hälfte, weiße in der unteren des Stehblocks, davor ein überdimensionaler Freundschaftsschal
Freundschaftschoreografie im Gästeblock

Erst das Unentschieden gegen die Bayern und gestern schien es, als wollte uns Köln auch noch das Torverhältnis aufholen lassen… Das sind echte Freunde! Die bis dahin schon wirklich gute Stimmung kochte vollends über: Die ersten Oberkörper waren frei! Und auch die Sitzplätze begeisterten sich dafür, dieses Fest so richtig zu feiern.

Scheiß drauf, wir haben allen Grund dazu!

Ist es übertrieben? Sicherlich, aber - Achtung, dieses Mal ein abgewandeltes Zitat! - WIE könnten wir uns Fans nennen, wenn wir in dem Moment nicht da stehen würden und all die Euphorie und all den Überschwang ausleben würden, den die, die das beruflich machen, zurückhalten müssen? Es ist unser Job in diesem Verbund an alles zu glauben, was noch rechnerisch möglich ist.

Gleiches gilt für den Kölner Anhang, der einfach respektabel immer weiter Gas gab. DAS ist Fußball, DAS ist Bundesliga.

20 entspannte Minuten

Mitten rein in den Tumult schnürte auch Marco Reus in der 70. Minute noch seinen Doppelpack. Wunderschöne Ballannahme von Sébastien Haller, tolles Zuspiel von Donyell Malen und total abgebrüht von Marco!

Wir hatten also ausnahmsweise 20 Minuten entspannte Feier-Zeit bis zum Abpfiff, obwohl Köln sich höchst bewundernswert überhaupt nicht aufgab und es weiter zu Chancen kam. So wurde noch knapp vor Anthony Modest geklärt und Niklas Süle und Schindler trafen nur Aluminium, aber nach sieben Toren kam es auf eines mehr oder weniger nicht mehr an.

Es kann auch erst nach dem Spiel gewesen sein… Gäste- und Heimblock beschimpften jedenfalls noch in respektvoller Eintracht den jeweils verhasstesten Gegner der Gegenseite. Der Abpfiff kam sehr pünktlich.

Fazit

Vlnr: Chabot gegen Sébastien Haller, konzentrierte Gesichtsausdrücke, Chabot ist mit dem Fuß am Ball, beide sind Schulter an Schulter frontal zum Blickwinkel
Sébastien Haller im Zweikampf gegen Julian Chabot

Manchmal ist ein bisschen Harmonie auf den Rängen auch ganz nett. Und ich drücke dem FC seit dem Schlusspfiff beide Daumen, weil er auch ganz ohne Verklärung schlicht in die Bundesliga gehört! Mit meiner Prognose, dass wir uns diese Saison einfach auf jeden unserer Jungs zu 100% verlassen können, habe ich für dieses Spiel Recht behalten. Es macht unfassbar Spaß, ihnen zuzusehen - nicht nur in solchen Spielen. Aber die müssen dann eben entsprechend gefeiert werden. Und gefeiert wurde es ausgiebig!

Seit ein paar Monaten weiß ich nochmal besser, wie schnell sich alles ändern kann: Der Spielbericht kommt auch deshalb so spät, weil ich auch heute wieder zu einem Besuch im Pflegeheim war. Deswegen liegt es mir vielleicht so sehr am Herzen, dass wir feiern, was wir haben und es spielt für mich kaum eine Rolle, was am Ende dabei heraus springt. Wir können uns für so viel glücklich schätzen! Ich zum Beispiel dafür, dass die Krankheitsvertretung immer so zuverlässig Glück bringt, es gab noch keine Niederlage.

Aber auch für einen Spieler, der trotz viel Verletzungspech Vereinsrekorde bricht. Für einen Trainer, der für den Verein tatsächlich liebt. Und all die Chancen, die uns immer noch offen stehen!

Oder auch die (Spieler-)Kinder, die nicht nur keine Scheu, sondern richtig Bock haben, mitzufeiern.

Das ist alles nicht selbstverständlich.

Bei allem, was man für seinen Verein auf sich nimmt, ist er auch immer wieder für einen da. Gestern war er es für mich!

Es war ein

Und weil die Reise immer weiter geht:

Zieht den Bayern die Lederhosen aus! Heja BVB!

Anmerkung: Die Knöpfe sind offen! Die Pillen haben gewonnen.

Strahlende Gesichter und hoch gereckte Arme, vlnr: Baby-Guerreiro, Raphael Gurreir
Die Welle nach Abpfiff vor der Südtribüne

Unterstütze uns mit steady

Weitere Artikel