Unsa Senf

Gastronomie auf Sparflamme

14.04.2021, 09:00 Uhr von:  Simon
Die Hohe Straße in Dortmund
Wo es normalerweise Fanströme die Hohe Straße in Richtung Stadion zieht herrscht im Moment Stillstand.

Ein Blick auf die aktuelle Lage der Gastronomie und ihre Rolle als kreative Ideenschmiede und Impulsgeber der Dortmunder Fanszene.

Es ist Anfang April, ein Jahr Pandemie und Corona meint immer noch, unseren Alltag mitbestimmen zu wollen. Im Profifußball geht es sportlich langsam in die entscheidenden Phasen. Endrundenspiele in DFB-Pokal und Champions League, in der Bundesliga zeichnet sich ab, für was es am Ende reichen soll. Gespielt wird vor leeren Rängen, der Gewöhnungseffekt ist da, der Ball rollt munter weiter.

Aber wie sieht es abseits der sportlichen Realität aus? Ein Blick in die fußballverrückte Stadt Dortmund gewährt so einige Einblicke. Ob am Alten Markt, im Saarlandstraßenviertel, Kreuzviertel oder Tremonia, der Spieltag in altbekannter Form findet in der Öffentlichkeit zur Zeit nicht statt. Wo es normalerweise Fanströme die Lindemann- oder Hohe Straße in Richtung Stadion zieht herrscht im Moment Stillstand.

Und das hat weitreichende Folgen, unter anderem für die Gastronomie. Wir haben uns mal umgehört wie die Situation aktuell aussieht und mit Laskaris Kakitsos jemanden gefunden, der weiß wovon er spricht. Seit über 20 Jahren betreibt er nun als Pächter die Gaststätte „Zur Sonne“ im Dortmunder Kreuzviertel. Man könnte schon fast von einer Institution sprechen, denn seine Räumlichkeiten dienten schon oft als kreative Ideenschmiede und Impulsgeber der Dortmunder Fanszene.

Ideenschmiede und Impulsgeber der Dortmunder Fanszene

Nicht ohne Stolz berichtet Kakitsos dass er hier die erste Generation von THE UNITY hat aufwachsen sehen. Später ist im selben Hinterzimmer die Basis für die Entstehung der Fanabteilung gelegt worden. Auch für schwatzgelb.de ist die Sonne Anlaufpunkt und fester Bestandteil der eigenen Identität. So wurden die Räume über die Jahre nicht nur redaktionell genutzt, sondern bieten bis heute den Rahmen für legendäre Abende und große Momente. Gregor Schnittker und Ulrich Hesse wagen in ihrem Buch „Unser ganzes Leben“ (Die Werkstatt, 2013 | Amazon*) sogar den Vergleich mit dem geschichtsträchtigen Wildschütz, der Gründungsstätte des BVB.

Aber nicht nur das. Auch einige Fanclubs haben hier ihre Heimat gefunden. So etwa die Revierfreunde oder die Süd-Winners aus Belgien. Dazu gesellen sich die Sonnenkönige und der Goldene Oktober, die sich beide im BVB-Fanrat engagieren und zu den langjährigen Weggefährten zählen. Internationale Gäste sind zu Freunden geworden. Bis Corona kam, mit all seinen Einschränkungen und Folgen.

Angesprochen auf die aktuelle Lage bringt es Laki, wie er liebevoll genannt wird, dann auch schnell auf den Punkt. Es sieht nicht gut aus. Umsatzeinbußen von bis zu 80% seien zu beklagen und das betrifft nicht nur seine Lokalität. Kakitsos moniert die fehlende Perspektive und einen Fahrplan wie es weiter gehen kann. Genau hier sei die Politik gefragt, denn ein halbes Jahr Eiertanz sei zu viel, eine klare Linie müsse her. Da seien sich die Gastronomen einig. Zumal viele Betreiber auch in Vorleistung gegangen sind. Investitionen getätigt und aus ihrer Sicht funktionierende Hygienekonzepte entwickelt haben.

Was ihnen im Moment bleibt: Viele Gaststätten und Kneipenrestaurants bieten Fensterverkäufe, die Abholung und Auslieferung ihrer Gerichte an. So auch die Sonne. Darüber hinaus sind kreative Ideen gefragt, wie das auf den ersten Blick ungewöhnlich klingende „Fassbier to go“, welches dort den Weg auf die Karte gefunden hat. Man muss sich aber nichts vormachen. Das kann auch nur eine Überbrückung sein und niemals dafür ausreichen, das ganze System über mehr als ein Jahr zu tragen.

Was kann jeder einzelne tun

Trotz allem dürfen diese Orte, auch als Teil der Fußballkultur, nicht auf der Strecke bleiben. Und so stellt sich unweigerlich die Frage was jeder einzelne tun kann, dem diese Kultur mit seinen vielleicht über Jahre lieb gewonnenen Gastronomen, aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Herzen liegt.

Damit es nicht so weit kommt, gibt es verschiedene Möglichkeiten diesen finanziell unter die Arme zu greifen. Zum einen den vor einem Jahr ins Leben gerufenen „Digitalen Spieltag für die Dortmunder Gastronomie“. Über die Online-Plattform ist es weiterhin möglich an der Spendenkampagne teil zu nehmen deren Erlöse den Dortmunder Gastro-Betrieben zu Gute kommen.

Wie schon angesprochen können vielerorts Gerichte und Getränke abgeholt werden. Zudem bieten einige Betriebe auch die Lieferung aufs heimische Sofa an. Und nicht zu vergessen, mag es auch nur ein kleiner, weicher Faktor sein, freut sich sicherlich jeder Gastronom über einen persönlichen Besuch. Ein kleines Zeichen, dass man trotz aller Widrigkeiten in dieser Pandemie nicht vom Radar verschwunden ist.

Es gilt diese Orte zu erhalten!

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