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...Olli: BVB-Fans sorgten für strahlende Kindergesichter in Namibia

11.02.2019, 09:09 Uhr von:  DM
...Olli: BVB-Fans sorgten für strahlende Kindergesichter in Namibia
Bilder aus Namibia

Aus einem geplanten Afrika-Urlaub entwickelte sich bei einer Gruppe von BVB-Fans eine letztlich größer angelegte Spendenaktion zugunsten eines Kindergartens aus dem „Projekt Sambyu“ im Norden Namibias. Und so brachen die Freunde in der Winterpause mit zahlreichen Hilfsmitteln auf in den Süden. Insbesondere die mitgebrachten BVB-Trikots und die Fußbälle ließen die Kids strahlen.

Im Gespräch mit schwatzgelb.de spricht Olli stellvertretend für die Reisegruppe über die Entstehung der Spendenaktion und die Erfahrungen vor Ort.

schwatzgelb.de: Wann und wie seid ihr auf das Projekt Sambyu aufmerksam geworden?

Olli: Als wir uns in unserer Reisegruppe im vergangenen Frühjahr zur Urlaubsplanung für die bundesligafreie Zeit in der Winterpause zusammengesetzt haben, fiel unsere Wahl relativ schnell auf den Süden Afrikas. Anfangs war eine Aktion wie jene, über die wir hier reden, von unserer Seite überhaupt nicht angedacht. Wir beschäftigten uns lediglich mit der Planung der Route sowie der Buchung von Flügen, Mietwagen und Unterkünften.

schwatzgelb.de: Wann kam der karitative Aspekt hinzu?

Olli: Während der Recherche über Namibia stießen wir zufällig auf einen Artikel eines ehemaligen Arztes aus Schweinfurt, der im Vorstand eines Vereins mit dem Namen „Kinder der dritten Welt“ tätig ist. Über die Homepage des Vereins (https://kinder-dritte-welt.de) versuchten wir, nähere Informationen einzuholen. Dabei fiel uns ein Projekt in der Nähe von Rundu ins Auge, einer kleineren Stadt im Norden Namibias. Hinter dem Projektnamen „Sambyu“ verbirgt sich eigentlich ein Dorf, in welchem durch zahlreiche Spendengelder vor einigen Jahren ein Kindergarten eröffnet werden konnte. Das Dorf liegt im sogenannten Caprivistreifen, einer ärmlichen Gegend, geprägt von vielen dort in kleinen Krals lebenden Stämmen. Aufgrund hoher AIDS-Sterberaten, hoher Arbeitslosigkeit und massiven Alkoholmissbrauchs gibt es vor allem in dieser Region Namibias viele Waisenkinder.

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schwatzgelb.de: Welche Ziele verfolgt der Kindergarten?

Olli: Ziel der Eröffnung des Kindergartens war und ist es, möglichst viele dieser von Schicksalsschlägen geprägten Kinder aufzufangen, beim Heranwachsen auf das schwierige Leben in Namibia vorzubereiten und eine Perspektive zu bieten. Nachdem wir uns eine kurze Zeit mit dem Projekt beschäftig hatten, ist dann relativ zeitnah die Idee in uns gereift, dem Projekt auf unserem Weg von Namibia nach Botswana einen Besuch abzustatten.

schwatzgelb.de: Wie habt ihr den Kontakt zum Kindergarten geknüpft und wie sah eure Reisevorbereitung aus?

Olli: Der erste Kontakt entstand recht einfach über die im Internet angegebene Adresse des Vereins „Kinder der dritten Welt“. Über diese sind wir in Kontakt mit eben jenem Vorstandsmitglied des Vereins getreten, über dessen Artikel wir, wie bereits erwähnt, zufällig auf das Projekt aufmerksam geworden sind. Herr Weichold war schon des Öfteren selbst in Sambyu und konnte mir dementsprechend auch viel Persönliches über das Projekt berichten. Nachdem wir uns einige Tage per Mailkontakt über die verschiedensten Arbeiten des Vereins ausgetauscht haben, habe ich ihm von der Idee berichtet. Herr Weichold ließ uns daraufhin binnen kürzester Zeit die Telefonnummer der verantwortlichen Schwester vor Ort zukommen, welche daraufhin ebenfalls von uns kontaktiert wurde. Seitdem standen wir dauerhaft mit beiden in Kontakt und erfuhren, welche Spenden dem Projekt am meisten helfen würden.

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schwatzgelb.de: Nun kennt man dich ja aus dem Stadion insbesondere als Vorsänger und Mitglied von „The Unity“. Wie hat sich eure Reisegruppe zusammengesetzt und inwiefern war TU an der Spendenaktion beteiligt?

Olli: Unsere Reisegruppe bestand aus einem bunt gemischten Haufen von Leuten, die so gut wie jedes Spiel unserer Borussia besuchen, aber auch schon in jüngster Vergangenheit immer mal wieder gemeinsam Urlaube verbracht haben. Dementsprechend war die Verteilung der anstehenden Aufgaben, die für so einen Besuch anstehen, recht einfach verteilt und jeder konnte sich um die Dinge kümmern, die er am besten kann. Die Spendenaktion lief völlig unabhängig von TU. Dennoch haben sich auch Mitglieder von „The Unity“ beteiligt, aber auch viele andere Leute der Dortmunder Fanszene.

schwatzgelb.de: Wie habt ihr die Spendenaktion aufgezogen?

Olli: Die ursprüngliche Idee hatte sich doch etwas anders weiterentwickelt als zu Beginn noch geplant. Zunächst wollten wir lediglich Trikots und einige Fußbälle übergeben und an einem Tag einfach Zeit mit den Kids verbringen. Im Bekannten- und Freundeskreis hat sich die geplante Aktion jedoch relativ schnell rumgesprochen. Es war wirklich beeindruckend, wie viele Leute auf uns zukamen, um das Vorhaben zu unterstützen. Nach kurzer Beratschlagung mit der Reisegruppe war uns klar, dass wir die ganze Aktion dann doch etwas größer aufziehen wollten. Und so kam es, dass wir vorab von unheimlich vielen Leuten Geld erhielten. Dadurch konnten wir bereits hier in Deutschland kurz vor der Reise einen großen Teil in allerlei Hygieneartikel wie Zahnbürsten, Zahnpasta, Duschgels sowie Seifen investieren. Vor Ort sind vor allem Kosmetikprodukte schlicht und einfach zu teuer. Zusätzlich haben wir in der Nähe des Dorfes, in der nahegelegenen Stadt Rundu, direkt an der Grenze zu Angola, in einem Supermarkt vor unserer Weiterfahrt nach Sambyu jede Menge Lebensmittel für den Kindergarten eingekauft. Dass allerdings die mitgebrachten Süßigkeiten bei den Kids am meisten Anklang gefunden haben, liegt auf der Hand.

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schwatzgelb.de: Habt ihr auch Unterstützung durch den BVB bekommen?

Olli: Die Unterstützung des Vereins war in dem Fall wirklich hervorragend. Es war lediglich ein kurzes Telefonat mit Carsten Cramer von Nöten, der schnell für die geplante Spendensammlung begeistert werden konnte. Er selbst hat sich kurze Zeit später in Zusammenarbeit mit der Stiftung „Leuchte auf“ an die Umsetzung gemacht. Einen mit Trikots und Hosen bepackten Karton konnten wir bereits wenige Tage nach dem Telefonat an der Geschäftsstelle abholen.

schwatzgelb.de: Wie war der erste Kontakt mit den Kindern?

Olli: Leider lief der Tag etwas chaotischer ab, als er ursprünglich geplant war. Wir hatten uns bei der Schwester des Kindergartens bereits für die frühen Morgenstunden angekündigt. Dementsprechend früh machten wir uns auf den Weg, da wir an jenem Januartag noch ein paar Kilometer mit dem Mietwagen zurücklegen mussten. Allerdings hat eine Reifenpanne unsere Pläne etwas durchkreuzt, so dass wir auf dem Weg Richtung Sambyu leider etwas umdisponieren und notgedrungen einen etwas längeren Aufenthalt in einer Werkstatt einplanen mussten. Als wir dann aber leicht verspätet die Einfahrt zum Kindergarten nahmen, hat uns gleich das ganze Dorf von Sambyu singend im Spalier empfangen.

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Es ist schwer zu beschreiben, aber wenn dich das ganze Dorf mit eigens für den Besuch einstudierten Tänzen und Gesängen, indem übrigens immer wieder das Wort „Borussia“ auftauchte, begrüßt, haut dich das natürlich erstmal komplett aus den Latschen.

schwatzgelb.de: Wie habt ihr diese Begegnung empfunden?

Olli: Wir müssen eingestehen, dass wir zu Beginn mit der Situation völlig überfordert waren. Es ist schwer zu beschreiben, aber wenn dich das ganze Dorf mit eigens für den Besuch einstudierten Tänzen und Gesängen, indem übrigens immer wieder das Wort „Borussia“ auftauchte, begrüßt, haut dich das natürlich erstmal komplett aus den Latschen. Eigentlich benötigt man im Anschluss erst einmal einige Minuten zum Durchatmen. Aber keine Chance - die Kinderaugen eines ganzen Dorfes waren auf uns gerichtet. Spätestens nachdem wir dann aber die Spenden übergeben, die Bälle aufgepumpt und verteilt haben und somit das runde Leder in den Mittelpunkt gestellt hatten, war sowohl die Aufregung bei uns - als auch bei den Kids - wie weggeblasen.

schwatzgelb.de: Wie ging es dann weiter?

Olli: Während sich auf dem Fußballplatz des Dorfes also zwei Mannschaften im kompletten BVB-Outfit über volle 90 Minuten duellierten, nutzen wir die Zeit, um mit den übrigen Kids Kopfbälle und Korbwürfe zu üben. Für kurze Zeit wurden auch einige Mitstreiter unserer Reisegruppe auf dem Fußballfeld gebraucht, doch aufgrund des holprigen Platzes und der extremen Hitze waren wir wahrlich keine Verstärkung für die namibischen Teams. Nach einem gemeinsamen Abendessen, das unter anderem auch aus unseren übergebenen Spenden zubereitet wurde, mussten wir uns kurz Dämmerungseinbruch leider schon wieder verabschieden, da man in Namibia aus unterschiedlichsten Gründen das Fahren im Dunkeln vermeiden sollte. Alles in allem war es eine Wahnsinnserfahrung, nicht nur für die Einheimischen.

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schwatzgelb.de: Bleibt ihr weiter in Kontakt mit dem Kindergarten?

Olli: Mit den Kids selbst in Kontakt zu bleiben, ist nicht einfach. Die wenigsten Kids konnten Englisch sprechen oder nur wenige Worte, es gibt dort kaum Handys und keine Internetverbindung im Dorf – all das macht es problematisch. Allerdings haben wir weiterhin Kontakt zu der leitenden Schwester des Projektes. Vor einigen Tagen erst hat sie uns noch Fotos von Lebensmitteln und Hygieneartikeln zukommen lassen, welche sie zusammen mit den unterstützenden Kräften in dem Dorf von dem überreichten Geld für die Einrichtung gekauft hat. Es ist wirklich schön zu sehen, dass es Menschen gibt, die sich tagtäglich für das Wohl anderer einsetzen. Der Kontakt wird definitiv weiterhin bestehen bleiben, auch weil wir uns nach dem persönlichen Besuch natürlich irgendwie mit dem Projekt verbunden fühlen.

schwatzgelb.de: Wenn nach der Lektüre dieses Interviews jemand Lust bekommt mitzumachen, wie kann er am besten mithelfen?

Olli: Denjenigen, deren Interesse durch diesen kleinen Einblick geweckt wurde, sei ein Klick auf https://kinder-dritte-welt.de/ empfohlen. Dort wird das Projekt in Sambyu sowie viele andere Arbeiten des Vereins detailliert vorgestellt. Ebenso werden verschiedene Möglichkeiten zur Mithilfe aufgezeigt. Sollte sich jemandem die Möglichkeit bieten, dann empfehlen wir aber natürlich einen persönlichen Besuch eines der Projekte dieses Vereins. Natürlich ist das alles einfacher gesagt als getan. Dennoch ist die Erfahrung, die wir dort gemacht haben, unbezahlbar. Vor allem das Lächeln der Kinder bei unserer Ankunft, aber auch die Sichtweise auf die Dinge und die Erkenntnis, was durch Spenden und Mithilfe möglich ist, sensibilisiert einen für derartige Projekte und führt einem vor Augen wie gut es uns in Deutschland eigentlich geht. Zum Abschluss möchten wir uns nochmals, auch im Namen der leitenden Personen des Projekts, herzlich bei Borussia Dortmund für die problemlose Zusammenarbeit, sowie bei jedem einzelnen Spender bedanken.

schwatzgelb.de: Vielen Dank für das Gespräch!

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