Die BVB-Geschichte

Die Geschichte des BVB - Teil 10: Von 1969 bis 1978 (II)

15.02.2008, 10:00 Uhr von:  CHS

In dieser Rubrik findet ihr ab jetzt einen Rückblick auf über 100 Jahre Borussia Dortmund und ein wenig mehr. Denn wir werfen auch einen kurzen Blick auf die übrige Dortmunder Fußballlandschaft.

Konnte die Dortmunder Talfahrt nicht stoppen - Trainer Burdenski

Große Ernüchterung zum Start der Saison 1972/73: der BVB durfte nicht mehr gegen die Bayern oder den HSV spielen, Gegner waren Gütersloh oder Preußen Münster. Auch Gnadengesuche oder Beschwerden beim DFB brachten nichts, so dass der BVB am 30.07.72 zum ersten Spiel in der Regionalliga West antreten mußte. Ziel war der sofortige Wiederaufstieg. Der erste Gegner stammte zwar aus Gelsenkirchen, war aber nicht der S05, sondern Eintracht Gelsenkirchen. Das Spiel endete vor 18.000 Zuschauern mit 2-2. Neu dabei waren Czernotzky (Rot-Weiß Essen), Bertl (Hannover), Ondera (Völklingen) und Nerlinger (Tasmania Berlin).

Neben dem Ligaalltag nahm der BVB auch am DFB-Ligapokal teil. Dieser nur einmal durchgeführte Wettbewerb wurde als Überbrückung für die Olympischen Spiele 1972 durchgeführt, die zur gleichen Zeit stattfanden. Mit 7-5-Punkten und 11-6 Toren belegen die Borussen den zweiten Gruppenplatz hinter Bielefeld und schieden aus diesen ungeliebten Wettbewerb aus. Am 08.10.72 fand das Nachbarschafts-Derby gegen den Lüner SV statt. Die Lüner erreichen ein 1-1. Es wäre sogar mehr drin gewesen, aber Bertram kann einen Handelfmeter abwehren.

Am 28.10.72 fand in Berlin ein DFB-Bundestag satt, auf dem die Einführung der zweigleisigen 2. Bundesliga beschlossen wurde. Im eigentlichen Plan des BVB hätte diese Entscheidung keine Auswirkungen gehabt, aber leider kam es anders. Das Jahr endete mit einem 2-2 bei Preußen Münster. Der BVB belegte in der Winterpause den dritten Platz mit 24-10 Punkten und 40-21 Toren. Allerdings betrug der Abstand zum zweiten Platz schon 4 Punkte: Trainer Burdenski entschuldigte die Leistung: „Wir hatten zu viele Ausfälle zu verkraften. Den Kampf um Platz zwei geben wir noch nicht auf.

Nach einer dreiwöchigen Winterpause kam der BVB nur schwer in die Gänge und erreichte in Gelsenkirchen bei der Eintracht nur ein 2-2. Nach dem Heimsieg gegen Schwarz-Weiß Essen betrug der Abstand auf den wichtigen zweiten Platz nur einen Punkt, doch nach unnötigen Niederlagen im Februar lag der BVB bereits 5 Punkte zurück. Nach einer gesundheitlichen Pause von Trainer Burdenski übernahm er wieder das Mannschaftstraining, aber es mehrten sich die Gerüchte, dass er kurz vor der Entlassung stehe. Diese erfolgte am 28.02.73 und zeigte die Zerrissenheit innerhalb des Vereins. Während Präsident Dr. Kliemt gegen die Entlassung war, stimmten der 3. Vorsitzende Seckler und der Wirtschaftsrat dafür. Nachfolger wurde der Trainer der Amateure, Detlef Brüggemann. Ein weiterer Streit wurde nach der Heimniederlage gegen Mülheim-Styrum (1-2) offensichtlich. Wegen Meinungsverschiedenheiten mit Trainer Brüggemann kündigte „Hoppy“ Kurrat seinen Abgang zum Saisonende an.

Sein 600. Spiel konnte Hoppy Kurrat im August 1973 feiern.

Am 19.04.73 unterschrieb der Exil-Ungar Janos Bedl einen ab 1. Juli laufenden Einjahres-Vertrag beim BVB. Weitere gute Nachrichten folgten: Torhüter Bertram verlängerte um 2 Jahre und auch Kapitän „Hoppy“ Kurrat blieb dem BVB für ein weiteres Jahr erhalten. Nach dem 1-1 im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld muss auch der zweite Trainer in der Saison den Hut nehmen. Man fand eine interne Übergangslösung. Max Michallek und „Hoppy“ Kurrat übernahmen das Training, dennoch endete das erste Spiel in Erkenschwick mit einer 0-4-Niederlage. Am letzten Spieltag gewannen die Borussen gegen Preußen Münster mit 9-0 und belegten am Saisonende einen enttäuschenden vierten Platz. Dieses Spiel fand fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, denn es fanden nur 1.500 Zuschauer den Weg ins Stadion. Horst Bertram meinte dazu: „Nicht nur für Dortmunder Verhältnisse war das ein Tiefpunkt. Im Grunde genommen absolvierten wir ein Geisterspiel.“ Mit neun Punkten Rückstand auf Platz 2 erreichten die Borussen 41-27 Punkte und 77-45 Tore.

Zur Saison 73/74 war ein Kommen und Gehen angesagt. Neben dem Bochumer Hans-Werner Hartl kamen auch Willi Mumme (Rot-Weiß Oberhausen) und Manfred Balcerzak (Lüner SV) zum BVB. Den Verein verließen Andree, Lorant, Ondera, Peehs, Wilhelm und Köstler. Beim ersten Training gab der neue Coach Janos Bedl als Ziel das Erreichen der Aufstiegsrunde an. Zur gleichen Zeit fand in Frankfurt ein DFB-Bundestag statt, wo die Regelarien der zweigeteilten 2. Bundesliga verabschiedet wurden. Die 2. Bundesliga wird zweigeteilt sein und die bisherigen fünf Regionalligen ersetzen.

In den ersten Pflichtspielen musste der BVB im WFV-Pokal antreten, den die Borussen erfolgreich absolvieren und in den DFB-Pokal einzogen. Der Start in die letzte Regionalligasaison ging allerdings nach hinten los. In Gütersloh verloren die Borussen mit 0-2 und Trainer Bedl erklärte: „Wir haben noch viel Arbeit vor uns.“ Der Höhepunkt des folgenden Heimspiels gegen Eintracht Gelsenkirchen (1-1) war die Ehrung „Hoppy“ Kurrats für sein 600. Spiel im BVB-Trikot.

Kam vom FC Bayern zum BVB - Burghardt Segler

Im August präsentierte der BVB einen neuen Spieler. Burkhardt Segler, Mittelstürmer vom FC Bayern, wechselt in die Westfalenmetropole und erzielte gleich bei seinem ersten Spiel gegen die SpVgg. Erkenschwick seinen ersten Treffer in Dortmund (Endstand 2-0 für die Borussen). Nach einem sehr wechselhaften Verlauf der Saison stand im November das Spiel beim Tabellenführer Bayer 05 Uerdingen an. Der BVB führte bereits mit 2-0, musste aber in der 83. Minute den Siegtreffer von einem Spieler namens Burgsmüller hinnehmen. Außerdem fiel der Schiedsrichter Bonacker durch seine Bevorteilung der Heimmannschaft auf. Erfolgreicher verlief das dritte Dortmunder Hallenturnier für die Borussen. Nach Siegen in der Vorrunde gegen Bayer Uerdingen (3-1) und Preußen Münster (2-0) siegte man auch im Finale gegen Rot-Weiß Oberhausen mit 4-0. Oberhausen war drei Tage später auch der Schauplatz einer unglücklichen Niederlage der Borussen. Ein höchst umstrittener Foulelfmeter leitete die 1-2-Niederlage ein. Am Rande des Spiels sorgten einige BVB-Fans für Ärger, als es zu heftigen Ausschreitungen kam.

Hoch her ging es drei Tage später auch auf der Jahreshauptversammlung des BVB, auf der die finanzielle Schieflage des Vereins das Hauptthema war. Präsident Dr. Walter Kliemt wurde mit überwältigender Mehrheit die Entlastung verweigert, woraufhin er für den Januar des nächsten Jahres eine außerordentliche Mitgliederversammlung anberaumte. Am 30.11. verließ Theo Bücker den Verein in Richtung MSV Duisburg. Grund war die finanzielle Situation des Vereins, denn der Wechsel brachte eine Ablösesumme von 165.000 DM.

Auch sportlich lief es nicht. Gegen den Bundesligisten Hannover 96 unterlag der BVB in der 1. Runde des DFB-Pokals mit 1-4, hatte allerdings massenhaft Chancen, ein besseres Ergebnis einzufahren. In der Liga lag der BVB mit 21-13 Punkten auf Platz vier, allerdings waren die drei bestplatzierten Vereine (Wattenscheid, Oberhausen und Uerdingen) schon weit enteilt.

Kliemt mußte gehen....

Das neue Jahr begann gleich mit der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 04.01.1974. Als neuer Präsident wurde der Bergwerksdirektor der Zeche Gneisenau, Heinz Günther, gewählt und ersetzt damit Dr. Walter Kliemt. Günther kündigte höhere Prämien und beim Erreichen der Bundesliga-Aufstiegsrunde eine Beteiligung an den Einnahmen an. Im Februar wurde jedoch erstmals die finanzielle Schieflage deutlich. Trotz des Verkaufs der vereinseigenen Anlagen an der Brackeler Straße fehlten aufgrund alter Steuerschulden noch immer 1,3 Millionen DM, was für die damalige Zeit eine riesige Summe war. Selbst die Zulassung für die neue 2. Bundesliga war durch die hohe Verschuldung des BVB in Gefahr. In einer Sofortmaßnahme verzichteten die Spieler auf Teile ihrer Bezüge. Mit dem Amtsantritt von Günther wurde auch Hoesch beim BVB aktiver. Dabei tat sich vor allem Walter Hölkeskamp hervor, der Arbeitsdirektor von Hoesch und gleichzeitig im Wirtschaftsrat des BVB war. Ohne seine Unterstützung bzw. die von Hoesch hätte der BVB nie das Projekt Wiederaufstieg in Angriff nehmen können. Herbert Sandmann zu der Zusammenarbeit: „Hoesch und Hölkeskamp haben dem BVB sehr geholfen.

...Günther kam.

Ein anderer Garant in dieser schweren Zeit waren die Fans. Präsident Günther bat sie um Hilfe und versprach: „Wenn Ihr uns jetzt aus der Patsche helft, werden wir euch dafür belohnen, sobald der Verein wieder gesund ist.“ Peter Noisten, Peter Erdmann und Edeltraud Schipper nahmen den Ball auf und mobilisierten 300 Gleichgesinnte. Diese sammelten Gelder für den Verein und warben Mitglieder. Damals wurde der Ruf als „die beste Fans der Liga“ erworben. Der BVB-Fanclub (auch BFC genannt) zählte bald 700 Mitglieder. Ein weiterer Punkt war der soziale Aspekt. Man verhalf körperbehinderten BVB-Fans zu einem Stadionbesuch, man sammelte Geld für den Kinderhort, der damals der erste in einem bundesdeutschen Stadion war. Auch Reisen wurden organisiert, man baute einen von Fans organisierten Ordnungsdienst auf, brachte eine Vereinszeitung raus (BVB Aktuell) und sogar Platten mit Fanliedern.

Da es aber sportlich nicht klappte und die Qualifikation für die Bundesliga in weite Ferne gerückt war, wurde Trainer Janos Bedl entlassen und durch Interimstrainer „Hoppy“ Kurrat ersetzt. Er verjüngte die Mannschaft radikal, allerdings verlor er sein erstes Spiel (Heimspiel gegen Preußen Münster 2-3). Ausgerechnet der 17-jährige Mirko Votava fabrizierte im ersten Einsatz direkt ein Eigentor.

Half dem BVB in einer schweren Zeit - Der BFC

Die Stadt Dortmund half dem BVB ebenfalls und verzichtete auf 600.000 DM, die der Stadt aus Bandenwerbung zugestanden hätten. Außerdem erließ man dem BVB 300.000 DM an Darlehen. Weiterhin half auch die Firma Hoesch dem BVB. Neben Geld stellte der Konzern seine medizinische Abteilung und die Trainingsplätze im Hoeschpark zur Verfügung. Dortmunds Industrie und Handel spendete ungefähr eine Summe von einer Millionen Mark. Der größte Hoffnungsschimmer folgte allerdings kurz darauf, denn am 02.04.1974 fand die inoffizielle Eröffnung des neuen Zuhauses der Borussia, des Westfalenstadions, statt. Erster Gegner der Borussen war der Reviernachbar aus Gelsenkirchen, der vor 50.000 Zuschauern mit 0-3 gewann. Das erste Tor im Westfalenstadion erzielte aber eine junge Dame namens Margarethe Schäferhoff um 18.18 Uhr im Vorspiel zwischen TBV Mengede und VfB Waltrop. Fünf Tage später fand die Punktspielpremiere statt, aber vor 18.000 Zuschauern trennte sich der BVB torlos von Bayer Uerdingen. Wiederum 10 Tage später kam es zur offiziellen Eröffnung des Westfalenstadion. Zu Gast war die Deutsche Nationalmannschaft, die gegen Ungarn klar mit 5-0 gewann und 56.000 Zuschauer im Stadion begrüßen konnte.

Langsam warf die neue Saison ihre Schatten voraus. Der BVB verpflichtete im April den Mittelfeldspieler Dieter Goldbach vom Regionalligisten Barmbek-Uhlenhorst. Währenddessen kam es zum Streit zwischen dem BVB und Torwart Rynio, der zu Rot-Weiß Essen wechseln wollte. Der BVB verlangte eine Ablösesumme von 250.000 DM, während sich Rynio auf eine mündliche Aussage berief, dass er für 120.000 DM wechseln könne.

Beim letzten Heimspiel in der Regionalliga West fiel endlich auch der erste Treffer für den BVB. Mit 100 Flaschen Pils wurde der Treffer zum 1-1 gegen Schwarz-Weiß Essen durch Segler belohnt. Am Ende gewann der BVB mit 4-3. Mit einer Auswärtsniederlage endete das zweijährige Kapitel Regionalliga West. Bei Rot-Weiß Lüdenscheid reichte es nur zum 1-2 und der BVB landete auf Platz 6 mit 37-31 Punkten sowie 63-50 Toren.

Während der vier WM-Spiele im Westfalenstadion gab es am 14.06.74 einen Zwischenfall. Beim Spiel Schottland-Zaire (2-0) fiel in der 59. Minute das Flutlicht aus.

Trainer Knefler

Am 1.07.74 begrüßte der neue Trainer Otto Knefler die Neuzugänge: Klaus Ackermann, Lothar Huber (beide 1. FC Kaiserslautern), Gerd Schildt (Werder Bremen), Achim Wagner (Sch*lke 04), Ernst Savkovic (MSV Duisburg), Dieter Goldbach und Heinz-Dieter Greif (Barmbek-Uhlenhorst). Den Verein verlassen hatte Peter Czernotzky in Richtung Düsseldorf. Vor der Premiere in der 2. Bundesliga dämpft der neue Trainer die Erwartungen und erklärte: „Ein Punkt in Bielefeld wäre für uns Gold wert“. Nach dem erhofften Unentschieden (1-1) in Bielefeld begeisterte die junge BVB-Mannschaft beim ersten Heimauftritt die 18.000 anwesenden Zuschauer und gewann gegen Bundesligaabsteiger Hannover 96 klar mit 3-1. Vor 32.000 Zuschauer empfing der BVB die Überraschungsmannschaft Göttingen 05. Zweimal gingen die Dortmunder in Führung, aber zweimal konnte Göttingen ausgleichen und übernahm den ersten Platz, den sich vor dem Spiel eigentlich der BVB erhofft hatte.

Eine Neuverpflichtung bahnte sich im Oktober an. Der ehemalige ungarische Nationalspieler Zoltan Varga absolvierte ein Probetraining beim BVB. Beim ersten Training waren 2.000 Zuschauer dabei und Trainer Knefler meinte: „Wenn wir ihn nehmen, dann aber nur auf der Basis des Ausleihens.“ Keine zwei Wochen später war das Ausleihgeschäft perfekt und Varga kam von Ajax Amsterdam in die Bierstadt. Das Debüt des Ungarn fand am 02.11. beim Heimspiel gegen DJK Gütersloh vor 42.000 Zuschauern (Punktspielrekord) statt. Beim 2-1-Sieg konnte er allerdings wenig bewirken, da er wegen einer Grippe geschwächt ins Spiel gegangen war. Am Ende der Hinrunde lag der BVB auf Platz 3 mit 25-13 Punkten und 29-18 Toren. Bemerkenswerter waren die Zuschauerzahlen. Im Schnitt kamen über 20.000 zu den Heimspielen der Borussen.

Ein Hauch von Welt - Nationalspieler Zoltan Varga unterschreibt in Dortmund

Am 3. Januar gab es ein Ablösespiel für Jürgen Rynio. Der BVB empfing den Bundesligisten Rot-Weiß Essen und gewann durch einen Foulelfmeter von Huber mit 1-0. Nur eine Woche später wurde der nächste Bundesligist besiegt. Dortmund gewann beim SV Werder mit 1-0. Im Februar zeigte es sich, dass die großen Zuschauermassen ihre Nachteile haben, denn Tausende kamen ohne Karte auf die Tribüne und zeigen den Verantwortlichen, dass es im Ordnungsdienst Lücken gab. Im April verletzte sich Trainer Knefler beim Torwarttraining und zog sich einen Muskelfaserriss zu. Ein Tag später spielte der BVB im DFB-Pokal-Halbfinale beim Bundesligisten MSV Duisburg um den Einzug ins Finale. Dortmund ging zwar in Führung, musste aber zwei Minuten vor dem Ende den Ausgleich hinnehmen. In der Verlängerung erzielte Dietz den Siegtreffer für den Bundesligisten. Am Rande des Spiels gab es Ausschreitungen, als Zuschauer die Umzäunung im Wedaustadion überklettern wollten. Dank massiver Polizeipräsenz konnten die Gemüter beruhigt werden.

Trotz eines klaren Sieges (4-1) im Heimspiel gegen St. Pauli konnte sich Trainer Knefler nicht freuen. Eine Minute vor Schluß sah Kapitän Ackermann die Rote Karte. „Die Sperre kann uns den zweiten Platz kosten“, meinte der Trainer. Da Hannover gegen Uerdingen gewann, belegte der BVB nach Minuspunkten schon den Zweiten Platz. Allerdings war der BVB drei Spiele im Rückstand.

Am 14. Mai wurde der erste Neuzugang zur neuen Saison vorgestellt. Es handelte sich um Peter Geyer von Tennis Borussia Berlin. Außerdem bemühte sich der BVB um die Verpflichtung Rüdiger Wenzels vom FC St. Pauli. Im Juni wurde bekannt, dass der Mittelfeldspieler Gerd Kasperski, der Sohn von Ede Kasperski, vom Bundesliga-Aufsteiger Hannover 96 in die Ruhrpott-Metropole kommen werde. Den Verein verließen Berg (zu Arminia Bielefeld), Josef Votava (zu Göttingen 05), Goldbach (zu Union Solingen) und Greif (zum VfL Osnabrück).

Vier Niederlagen in den letzten 8 Spielen bedeuteten für die Borussen nur den sechsten Platz mit 46-30 Punkten und 65-44 Toren in der Endabrechnung. Die Belastungen waren einfach zu groß für den Kader. Anläßlich des 75-jährigen Bestehens der „Dreifaltigkeitskirche“ fand am 26.05.75 im Hoeschpark ein „Versöhnungsspiel“ zwischen dem BVB und einer Auswahl der „Dreifaltigkeit“ statt. Mannschaftskapitäne waren Max Michallek und Vikar Heinrich Stemmermann. Eine Besonderheit hatte die Saison 1974/75. Erstmals tauchte der Name Dortmund auf dem Trikot auf. Vorne auf der Brust wurde das DO-WM-Wappen (ein Kreis mit dem Fernsehturm, Blumen und Fußball) als Dankeschön für die Stadt Dortmund aufgedruckt, die während der Fastpleite dem BVB geholfen hatten. Das „Dortmund“ auf dem Rücken ist bis zum heutigen Tag geblieben.

Brachte den BVB in die Aufstiegsspiele - Trainer Buhtz

Zum Saisonauftakt 75/76 ging es für den BVB erst einmal in die Schweiz zum Trainingslager in Ulrichen/Wallis. Mit dabei die Neuzugänge Geyer (TB Berlin), Kasperski (Hannover), Hubiak ( SVA Cockum-Hövel), Schuch (Temeshvar) und Vöge (SV Ahlen). Das erste Pflichtspiel der Saison war die erste Runde des DFB-Pokals, in dem man in der 1. Runde die SpVgg 07 Ludwigsburg klar mit 6-0 besiegte. Drei Tage später empfing man für eine Garantiesumme von 45.000 DM den englischen Vizemeister aus Liverpool im Westfalenstadion. Das Spiel endete aber mit 0-2 für FC Liverpool.

Am 20.08.75 fand ein echtes Spitzenspiel im Westfalenstadion statt. Der BVB begrüßte den VfL Osnabrück und 50.000 Zuschauer. Das Spiel endete zwar nur mit 2-2, wobei der BVB noch zwei Pfostenschüsse hatte, aber die Zuschauermassen sorgten für die bis dahin größte Einnahme der Vereinsgeschichte in einem Punktspiel. Im Oktober fand im Westfalenstadion ein Ablösespiel für Gerd Kasperski gegen Hannover 96 statt. Der BVB gewann durch ein Tor von Hartl mit 1-0 gegen den Bundesligisten. Eine Woche später ging es im Pokal zum Derby. Der BVB musste zum FC Sch*lke reisen und verlor dort trotz einer Klasseleistung mit 1-2 und schied aus. Im November wurden Spekulationen bezüglich eines weiteren Stareinkaufs noch vor Weihnachten bekannt. Trainer Knefler meinte dazu: „Wir haben zwar unsere Vorstellungen, aber wir werden nichts überstürzen.

Nach dem Spiel bei Union Solingen (1-1) am 22.11.75 kam es vor versammelter Mannschaft erneut zum Streit zwischen Präsident Günther und Trainer Knefler. Auf der Jahreshauptversammlung wurde aber erklärt, dass die Querelen zwischen Präsidium und Trainer Knefler beigelegt seien. Das Jahr beendete der BVB als Halbzeitmeister mit 27-11 Punkten und 46-14 Toren. Dahinter folgten punktgleich die Mannschaften von Tennis Borussia Berlin und dem VfL Osnabrück.

Der Rückrundenauftakt bei Westfalia Herne ging in der Hose. Nach der Pausenführung durch Hartl kassierten die Dortmunder noch zwei Treffer und rutschten ab auf den dritten Platz. Am 26.01.76 kam es zum Bruch zwischen Trainer Knefler und dem größten Teil der Mannschaft, der von Nerlinger, Varga und Geyer angeführt wurde. Präsident Günther erklärte, dass die Entlassung nicht der Wunsch des Präsidiums sondern der Mannschaft, die mit Knefler nicht mehr zusammenarbeiten könne, erfolge. In Wirklichkeit waren allerdings die Oppositionellen von der Vereinsführung ermutigt worden. Die Hintergründe sind schwer nachvollziehbar, aber Günther sah seine Investitionen in die Mannschaft gefährdet. Auch waren beide immer wie Hund und Katze. Bei einem Gespräch zwischen den Beiden vor versammelter Mannschaft sagte Knefler: „Auf deinem Pütt kannst du bestimmen, aber nicht hier!“. Zwangsläufig musste einer der beiden gehen. Durch die Entlassung von dem bei den Fans beliebten Knefler gab es erste Spannungen zwischen den Mitgliedern des BFC und dem Vereinsvorstand des BVB.

Trainer Otto Rehagel beim Stammtischtreffen des BFC (re. Rudolf Herget, li. Peter Nositen)

Fünf Tage später unterschrieb Trainer Horst Buhtz einen Vertrag bis zum Saisonende. Der Start von Buhtz beim Spitzenspiel in Osnabrück ging verloren (2-3) und der BVB stürzte auf Platz 5 ab. In einemFreundschaftsspiel in Hagen tratt der BVB gegen den FC Sch*lke an und gewann mit 4-2. Mitte April herrschte in der Mannschaft Unruhe, da Trainer Buthz vom Verein kein Zeichen der Weiterbeschäftigung bekommen hat und deshalb beim 1. FC Nürnberg unterschrieben hatte. Am 17.05.76 einigte sich man mit seinem Vorgänger auf eine Abfindung. Gleichzeitig wird bekannt, dass zur neuen Saison der Essener Willy „Ente“ Lippens verpflichtet worden ist.

Nach der 4-1-Niederlage gegen den Tabellendritten blieb der BVB nur auf Grund der besseren Tordifferenz auf dem zweiten Platz. Im Juni ging man vor dem wichtigen Spiel in Leverkusen ins Trainingslager. Wegen ständiger Disziplinlosigkeiten erhielt der Spieler Savkovic eine Geldstrafe von 2.000,- DM. Das Trainingslager endete erfolgreich, da der BVB in Leverkusen einen souveränen 2-0-Sieg durch Wolf und Hartl erreichte. Am letzten Spieltag hieß im Heimspiel der Gegner Schwarz-Weiss Essen. Vor 48.000 Zuschauern gewannen die Borussen klar mit 3-0 und errangen die Vizemeisterschaft in der Liga. Das bedeutete, dass die Borussen in zwei Aufstiegsspielen mit dem Zweiten der Südgruppe den dritten Aufsteiger ermitteln mussten. Gegner war ausgerechnet der 1. FC Nürnberg, also der Verein, bei dem der aktuelle BVB-Trainer Buhtz bereits einen Vertrag für die neue Saison unterschrieben hatte. In einer Nacht- und Nebelaktion trennte man sich von Buhtz und holte für diese zwei Aufstiegsspiele Otto Rehhagel, der bereits für die neue Saison unterschrieben hat.

Ab- und Aufsteiger: Horst Bertram
Am 17.06.1976 fand das erste Bundesliga-Aufstiegsspiel in Nürnberg statt. Mit einer beeindruckenden Leistung gewann der BVB vor 55.000 Zuschauer das Hinspiel. Das goldene Tor erzielte Wolf fünf Minuten vor dem Ende. Sechs Tage später fand das Rückspiel im mit 54.000 Zuschauern ausverkauften Westfalenstadion statt. Das Spiel stand lange auf des Messers Schneide, aber als dann Lothar Huber in der 89. Minute das 3-2 erzielte, kannte die Freunde kein Halten mehr. Der BVB war wieder erstklassig. Am Borsigplatz wurde gefeiert, als hätte der BVB eine Meisterschaft gewonnen. Als einziger Spieler des BVB-Kaders erlebte Horst Bertram sowohl den Abstieg als auch den Aufstieg. Der BVB versuchte im Anschluss weitere Neuzugänge zu verpflichten. Als Neuzugänge fest standen zu dem Zeitpunkt Torjäger Lippens, Verteidiger Meyer (von Hannover 96) und Ersatztorhüter Endrulat (SpVgg. Erkenschwick). Von der Aufstiegself sollte nur Varga abgegeben werden, doch der kündigte an, dass er um seinen Platz kämpfen wolle.

Bildermaterial:

  • Martin Betker - Martin sucht für seine Sammlung weiteres Material (Hefte, Tickets, Autogrammkarten etc.)

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